Ich denke nicht…also bin ich endlich…

Ich hatte das erste Mal seitdem ich weg war wirklich so ein Gefühl der absoluten inneren Ruhe. Das mag vielleicht etwas klischeehaft klingen, so Natur…Ruhe…Freiheit…aber es ist wahr. Wir hatten den Luxus nur zu zweit und ohne Sorgen oder Aufgaben diese Schönheit in uns und um uns leben und erleben zu dürfen. In dem ersten Lager schliefen wir zwei Nächte und fühlten uns danach schon wildnistauglicher denn je 🙂 Der Tag begann mit bananapancakes, ging weiter mit im Dschungelbach baden, Unterhosen mit Ökoseife waschen, Schachfiguren schnitzen (Tschibur machte neben seinem Guide-job Schmuck aus Kokosnüssen und konnte mir deshalb einige Tricks zeigen) und einem verrückten Trip im Tropenregen den noch unerforschten Abhang unseres Tales hinauf. Wir lachten und kicherten in dem uns vollständig durchnässenden Regen, ich rutschte auf den lila Lieblingschucks ständig auf einer Wurzel oder Schlammloch aus, musste mich an Bäumen, Lianen oder dem Boden festhalten und mochte mein Leben ungemein in diesem Augenblick 😀 Wie wir da so liefen, manchmal im Regen, manchmal in der Sonne…Tschibur uns Rinde, Blüten und sonstige Waldmedikamente zum essen gab und ich merkte, wie mein Hirn mit jedem Schritt mehr leer gefegt war, da wurde mir gaaanz laaaangsam bewusst, wie schön es sein kann, einfach mal nicht zu denken. Ich sehe es ja schon als eine meiner guten Eigenschaften an, nicht angestrengt davon zu sein, mich immer gedanklich mit meinem Leben auseinander setzen zu können. Und gerade deshalb, ist mir nie ohne Anreiz aufgefallen, wie schwer die Bürde des ständigen Kopfzerbrechens auch für mich teilweise ist. Eine neue aufgedeckte Lebenslüge. Nicht dass ich mich in der Hinsicht jetzt komplett verändern wollen würde…aber ich habe schon alleine durch diese Erfahrung eingesehen, dass jeder, selbst ich, ein paar Denkpausen braucht im Leben…auch um unverfälschter urteilen zu können…und um einfach auch mal locker zu lassen 😀 Ich höre den Nino in meiner Phantasie vor dem Computer applaudieren, während er das liest 😀 Manches ist für den einen eben schwieriger zu erkennen, als für den anderen 😉

Was allerdings schon zu einiger Kopfarbeit einlud an diesem Tag, die ich glücklicherweise mit meiner Mum teilen konnte, war das große Thema der Grenzen in meinem Leben. Nachts hatte sich Tschibur absichtlich einen Platz neben mir auf der Plane ergattert und obwohl ich einen guten Meter weit von ihm weg rutschte zum schlafen, klebte er in der Nacht irgendwann von rechts an mir dran und ich musste ihn ziemlich grob wegstroßen, damit er die Annäherungsversuche unterließ. Die weise Mutter sprach, sie hätte mir das ja vorher gesagt, aber ich möchte immer erst vertrauen, und dann enttäuscht sein. Und ja…das stimmte. Ich möchte schon gerne vertrauen…und bin dann enttäuscht 😀 Ich hatte mit ihm vorher und auch nachdem die Nacht vorbei war ziemlich deutlich gesagt, dass ich es als respektlos empfinden würde, wenn er meine Grenzen nicht akzeptierte. Und ich konnte nicht verstehen, warum er es trotzdem versucht hatte. Ich versteh im Allgemeinen wenig davon, warum jemand etwas tun sollte, was ihm vorher als unangenehm für den anderen erklärt worden ist. So saß ich da dann also, mit der Manier an meinem Charakter die mich schlagartig wieder 15 sein lässt, maulte meine Mum an, und mich, und ihn und war einfach nur sauer darüber, dass ich mich mit so einem Scheiß auseinandersetzen muss auf meinem von mir bezahlten Dschungeltrip. Nicht nur, dass der erste Guide (Mudi) sich gleich mit einer Ausrede am ersten Abend zurück in die Stadt verpinkelt hatte, der Koch (August) kein Englisch sprach und Tschibur noch 5 Tage mit uns alleine im Dschungel unterwegs sein würde, sondern auch, dass ich ihn mochte…wir lachten und er uns so viel erklären konnte und ab dem Zeitpunkt meine kindliche Offenheit und gute Laune wieder fehl am Platze war. Aber so ist das, mit dem älter werden. Es wird dich keiner mehr beschützen außer dir selbst, und lieber bleibt man kontrolliert und analytisch, als dass man vor anderen seine Ernsthaftigkeit einbüßt. Lernen…lernen…lernen 😀 Ich hab am zweiten Abend in unserem Dschungelcamp jedenfalls dafür meinen ganzen kindlichen Übermut in einen zu schnitzenden Springer gesteckt, der mich dann bei dem schummrigen Kerzenschein fast meine Zeigefingerkuppe gekostet hätte 😀 Irgendwo…irgendwie…muss ich meinen Quatschkopf eben anbringen, wenn mich schon das sonstige Leben dazu zwingt, immer wach und groß zu bleiben…..Sollifri

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