Bali

Raum fürs Vermissen

Die Tage in der Hütte ergossen sich wie ein leises, klares Quellrinnsal. Eine Kommune auf Zeit, in der manchmal jeder verteilt in einer Ecke des Gartens schrieb, auf der Gitarre zupfte oder Feuer machte und dann wieder alle zusammen lachend, diskutierend und auch innige Gespräche führend im Kreis auf dem Boden saßen. Rangi war zu einem Freund gefahren und hatte uns einfach den Schlüssel für sein wildes Traveller-Schloss da gelassen. Wir versuchten unser Bestes, um dafür die Hütte wieder in Schuss zu bringen und fegten, spülten und schrubbten was das Zeug hielt. Nachdem wir beschlossen (oder eher die anderen beschlossen hatten, und ich mitzog, weil ich ja eigentlich auf dieser Reise sportlicher werden wollte), eine Bergtour zu unternehmen, wurde ich morgens um 6! Uhr mit lautem Gepolter und Gepacke geweckt, damit wir noch bei Sonnenlicht wieder zu Hause ankommen würden. Nachdem meine Wanderschuhe immernoch ihre eigene Reise irgendwo in England unternahmen, konnte ich nur mit meinen einzigen anderen „festen“ Schuhen losziehen, den lila Chucks, die mich auch schon durch den Monsun des Summatra Dschungels getragen hatten. Ich liebte sie, aber sie waren höchst ungeeignet für diese Art von Unternehmung. Letztendlich verbrachte ich den Tag damit, in 30 Meter Abstand von allen keuchend den felsigen Weg bergauf zu bezwingen und dann noch langsamer einen noch felsigeren Weg wieder hinab zu fallen. Es war eine ungewohnte Art von Natur, denn es wirkte schroff und gleichzeitig war man ständig umgeben von einer weichen Atmosphäre. Der Ausblick war in alle Richtungen wie immer atemberaubend und auf der Spitze angekommen, musste ich zugeben, dass es etwas sehr philosophisches auslöst, Berg und Selbst bezwungen zu haben. Dennoch war ich danach ungelogen zwei komplette Tage außer Gefecht gesetzt. Der Muskelkater war so schlimm, dass ich die Beine weder anwinkeln, noch in gewöhntem Abstand zueinander platzieren konnte. Und oben drauf waren meine Fußgelenke, aufgrund des fehlenden Halts in den Schuhen, so oft abgeknickt, dass Laufen als Option der Fortbewegung eigentlich erst einmal ad acta gelegt werden musste. Während die anderen also baden, bummeln und einkaufen gingen, saß ich im Garten und vermisste meinen Mann. Es war noch eine Woche, bis wir unsere verrückten Flitterwochen auf unbestimmte Zeit verbringen würden. Und die Sehnsucht wurde angesichts dieser kurzen Zeitspanne merkwürdiger Weise unerträglich. Ich habe mich mein Leben lang dagegen gewehrt, in einer Beziehung das Vermissen als Instrument der Eins-Werdung zu verwenden. Rein nach dem Zitat:

„Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.“

Meister Eckhart

Die Unabhängigkeit in der Liebe ist mir aus vielen Gründen unheimlich wichtig. Zum Beispiel, weil ich glaube, dass zwei unabhängige Individuen die Chance auf Freiwilligkeit haben, und auf eine gesunde Liebe. Aber auch, weil mir die Unabhängigkeit schon abhanden gekommen war. Sie ist eines der höchsten Güter und es wert, sie zu schützen, für sie zu kämpfen und sie immer wieder zu überprüfen. Und doch konnte ich in dieser letzten Woche vor dem Neubeginn, nicht umhin, diesen brennenden Schmerz der Sehnsucht zu fühlen, die ja auch ein süßes Leiden ist. Sie erinnert mich daran, wie glücklich ich mich schätzen kann, jemanden so zu lieben.

Eines einsamen Hütten-Nachmittags schrieb ich also mit dem Nino, was er noch alles vor dem Flug bedenken und organisieren musste. Drei Tage waren für die Reise eingeplant und am Tag vor Abflug musste er noch seine praktische Prüfung zum Autoführerschein ablegen. Nachdem er in seinem Leben noch nie in einem Flugzeug gesessen hatte und Prüfungen nicht unbedingt zu innerer Ruhe beitragen war er leicht gestresst und unser Gespräch lief nicht besonders rosig. Am Ende saß ich heulend im Schneidersitz auf der Hängematte im Garten und starrte wütend das Tablet an, als wäre dieses tatsächlich mein Ehemann. Er hatte Balast bei mir abgeladen und hasste es von irgendjemandem organisiert zu werden und gleichzeitig wusste er, dass es nicht ganz ohne Organisation von beiden Seiten verlaufen konnte. Und mir war in diesem Augenblick bewusster denn je, dass eine gemeinsame Weltreise als frisches Paar eine andere Rubrik war, als das, was ich bisher erlebt hatte. Ich schaute um mich und versuchte zu begreifen, was für Gefühle in dieser Situation alles in mir herum schwirrten. Und da schickte er mir zwei Songs. Zwei, die er mir noch nie gezeigt hatte. Er beschrieb sie als Widerspiegelung seiner selbst. Ich hörte sie beide drei, vier Mal und mir liefen die Tränen in Strömen über das Gesicht. Mich berührte die Aufrichtigkeit und Offenheit, mit der mir dieser Mensch begegnete auf eine Weise, die ich nur als Liebe bezeichnen kann. Wir waren so unterschiedlich und anstrengend in Kombination. Wo ich vertraute war er misstrauisch, wo er ruhig war, war ich schrill. Wir liefen automatisch bei jeder Entscheidung in verschiedene Richtungen und konnten Höllenqualen leiden, unter der Kritik des anderen. Und dennoch, wenn es etwas gab, dass uns keiner nehmen konnte (nicht mal wir selbst), war es ein bestimmtes versiegeltes Band, das niemals angekratzt wurde. Ein Fundament des „angekommen-seins“, „alles-auf-eine-Karte-setzens“, „umeinander-kämpfens“, „das-Herz-am-rechten-Fleck-habens“ und der Bedingungslosigkeit. Und als er diese Lieder mit mir teilte, erinnerte ich mich zum abertausendsten Mal daran. Wer er war, woher er kam, wieviel er schon erlebt, eingesteckt und verteidigt hatte. Und ich war einfach nur selig und stolz. Darauf, dass ich die Chance hatte, so etwas zu erleben. Und darauf, dass er mir die Aufgabe gegeben hatte, ihm zu zeigen, wie unvergleichlich schön er, seine Natur, seine Würde und seine Liebe wirklich waren. Nur mit dir Baby…To infinity, and beyond. Sollifri

Hochzeit mal anders….im Anschluss, unser Hochzeitslied

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Anderswelt

Der Trip zu dritt war noch einmal eine ganz neue Form von diesem meditativen Bewusstseinszustand, den Neuseeland im Inneren vieler lange Reisender auslösen kann. Es gibt eine Karte von Campingplätzen, die nur zu dem Zweck existierten, für eine freiwillige Spende an abgelegenen Orten seine Zeit zu verbringen. Der erste, den wir so anfuhren, lag inmitten der wildesten Natur. Wir erreichten ihn erst um Mitternacht am nächsten Tag. Eine schmale, sich schlängelnde Straße führte dorthin. Die letzten zwei Kilometer wurden wir von einem suizidalen Hasen geradewegs zum Campingplatz geleitet, der Haken schlagend vor dem Bus hin und her raste. Egal was wir versuchten, half nicht, um ihn zu vertreiben. Wir löschten das Licht, blieben stehen, stiegen aus und rannten auf ihn zu. Er schlug unbeirrt seine Haken und wir tuckerten mit 7 Km/h Tränen lachend hinter ihm her. Der Campingplatz bestand aus insgesamt drei! Stellplätzen in einer Straßenbucht. Es gab eine Toilette und einen Wasserhahn, mehr brauchten wir mit unserem Porno-Bus aber auch nicht, um tagelang untertauchen zu können. Ein kleiner Pfad führte zu einem atemberaubenden See hinab, der allerdings aus Salzwasser bestand, da er vom Meer in eine von Bergen umgebene Bucht hinein floss. Um uns herum waren also Dschungel, Berge und dieser gespenstisch spiegelglatte See. Vier Nächte und Tage lebten wir dort, als würde es kein Morgen geben. Wir lasen uns gegenseitig Faust vor, diskutierten darüber „was die Welt im Innersten zusammen hält“, kochten, badeten, sonnten uns und machten Musik. Eines Nachts schlief Lydia früh ein und Marlene und ich waren unabhängig voneinander noch wach im Bus gelegen. Unsere Blicke trafen sich und wir schlichen leise gemeinsam zum See hinunter. Der Anblick war so unwirklich, dass wir uns bemühten ein Nacht-Foto davon hinzubekommen. Der Mond stand taghell über der Seespiegelfläche, auf der kein einziger Windhauch zu sehen war.

So ruhig kann das Meer sein…

Die Welt schien die Luft anzuhalten, an diesem Ort, in diesem Augenblick. Wir saßen lange überwältigt nebeneinander und sagten kein Wort.

Smoke in my lungs, the echoed stone
Careless and young, free as the birds that fly
With weightless souls now.
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Und dann holten wir die Guitarlele und sangen Old Pine von Ben Howard. Es war, als würde die Umgebung Neuseelands diese Musik mit der Energie füllen, die ihr inne wohnt. Eine Kraft und Power, die zu Hause im hektischen hin und her des menschlichen Werdegangs in seinem Alltag, nie zu Geltung kommen konnte. Man teilweise sogar dachte, Ben Howard´s Musik existiert nur für die ruhigen Augenblicke des Lebens, und selbst dann ist sie noch schwer auszuhalten. Aber hier, an diesem See, war es die passendste und kraftvollste Musik, die je geschrieben und komponiert wurde. Wir hatten das Gefühl ein Puzzleteil aufgedeckt zu haben, was die Welt im innersten zusammen hält. Kompatibilität ent-deckt den wahren Kern, die Seele von etwas vollständig. Ben Howard kann unserer in dieser Nacht entstandenen Meinung nach, nur in Neuseeland begriffen werden.

Wir saßen dort noch lange rauchend, Cider trinkend, singend und mit der einen oder anderen Träne in den Augen, weil wir so glücklich waren. Und jemanden bei uns sitzen hatten, der die Magie des Augenblicks auf die selbe Weise empfinden konnte. Ein unbeschreibliches Gefühl von Nähe. Marlenes Stimme war professionell geschult, während meine emotional und rauchig ist. Wir klangen tatsächlich ohne selbstverliebt klingen zu wollen, ziemlich klar und eingängig zusammen. Und wir trugen diesen Moment noch lange, ich für meinen Teil sogar für immer, im Herzen. Als Rückzugsort, der an Lebendigkeit und Aktualität nicht eine Nuance eingebüßt hat bis zum heutigen Tag – mein Kraftort, der so besonders ist, weil er tatsächlich existiert.

Nach etwa zwei Stunden sitzen, reden, trinken und singen, vernahmen wir plötzlich ein Platschen aus der Nähe. Das war natürlich besonders seltsam nach so vielen Stunden absoluter Stille um uns herum. Wir versuchten durch die Kamera zu erkennen, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen sein konnte und erschraken fast zu Tode, als wir gleichzeitig eine große, schwarze, schlauchartige Gestalt aus dem Wasser auftauchen und wieder niedersausen sahen. Etwa 15 Meter von unserem Sitzplatz entfernt tauchten kleine kreisförmige Wellen im Wasser auf, das bis zu dieser Sekunde dalag, als wäre es zu keiner Bewegung geschaffen worden. Ich watete, was meiner Reaktion auf Angst eins zu eins entspricht, mit hoch gekrempelter Hippie-Hose am Seerand entlang durchs Wasser, um näher an die Geräuschquelle zu gelangen. Doch auch aus der Nähe, sah es wieder genauso, wie durch die Kamera aus. Ein langer Schlauch, der aufsprang und nieder sauste, direkt vor meinen Augen. Ich erschrak natürlich wieder, landete mit dem Hintern im Wasser und wir lachten ein bisschen hysterisch, wieder beide am Seerand stehend, und überlegten, was wir da gerade geboten bekamen. Nach einer halben Stunde verschwand das etwa einen Meter große Schlauch-tier und wir erfuhren am nächsten Tag im Internet, dass es vielleicht eine Walflosse gewesen sein konnte. Der See fiel steil ab nach drei Metern und da er mit dem Meer verbunden war, was dies nicht unwahrscheinlich. Manchmal, aber nur manchmal, fühlt sich das Leben ein bisschen programmiert an. Es waren einfach ein paar magische Stunden.

Bei unserer Weiterfahrt, hielten wir zwei Mal an, um einen Tramper mit zu nehmen. Der erste war ein 23-jähriger Kerl, namens Tobi, mit einer Gitarre auf dem Rücken. Und der zweite war ebenfalls ein Kerl, mit einer Gitarre auf dem Rücken 😀 Aber dieser hieß Rangi Pita, was soviel wie Felsen bedeutet, wie er uns später erzählte, war 67 Jahre alt und ein Maori. Er lud uns ein, ein paar Tage in seiner abgelegenen Waldhütte zu verbringen. Rangi war eine außergewöhnliche Erscheinung. Ich hätte ihm vom ersten Moment an nicht misstrauen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Er hatte tatsächlich so eine weise Ausstrahlung, wie man es aus Filmen von alten Indianern kennt. Ein immer lächelnder Gesichtsausdruck, eine immer kryptische Antwort auf jede Frage und eine väterliche Stabilität ausstrahlend, die einen in ein geborgenes Netz aus Glaube und Vertrauen spannt, welches man selten als junger Mensch selbst zu Stande bringt. Wir willigten alle Vier ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Die Hütte war alt, brüchig, mit Moos bewachsen und mit einem Kompostklo ausgestattet. Aber wir konnten warm duschen, hatten einen großen Garten mit einer Hängematte und einer Feuerstelle und einen großen alten Holztisch in einem loftartigen Innenraum. Es war das Paradies. Alle Ereignisse auf dieser Reise seit Neuseeland schienen so perfekt ineinander zu rieseln, als würde eine unsichtbare Feder für uns Ereignisse nieder schreiben. Wir rollten unsere Isomatten auf den Böden aus, kauften in einem Supermarkt in der 20 Minuten entfernten Stadt Utensilien für Pfannkuchen, während Tobi am Eingang eine halbe Stunde mit seinem Hut vor den Füßen klassische Gitarre spielte (er war wahrlich begnadet, in der Perfektion des gezupften Gitarrenspiels) und kochten abends alle zusammen. Es war eine ausgelassene Stimmung in dem Raum und wurde wild musiziert. Tobi und Rangi spielten zusammen die krassesten Solos, während wir alle durcheinander, ein wenig betrunken, unsere mehr oder weniger noch guten Stimmen zur Geltung brachten. Ein Feuer brannte im Kamin und die Welt schien weiterhin zu unseren Gunsten stehen geblieben zu sein. Ich ging kurz spazieren, um einen Punkt mit Empfang zu finden und dem Nino zu schreiben, dass ich ihn vermisste. Das tat ich und gleichzeitig machte mich das ganze Leben ausnahmslos glücklich. Ein „Overthinker“ wie ich hat es nicht immer leicht, zu erkennen, wie schön Alles sein konnte. Deshalb war ich umso dankbarer, dass ich es dieses Mal in dem Moment empfinden konnte, in dem es stattfand. Es war verrückt einfach gewesen, im Hier und Jetzt anzukommen. Nur eine Prise Neuseeland, Freiheit, ungeplantes Vorrücken und Achtsamkeit, schon war ich raus aus der alten, ewig erscheinenden Unzufriedenheit. Ich setzte mich auf einen Stein und schaute wie so oft schon, in die leuchtenden Sterne. Rangi setzte sich unbemerkt neben mich und schaute in die selbe Richtung wie ich. Er sagte nur einen Satz, bevor er aufstand um schlafen zu gehen: „You have got so much Power in your Eyes, I know that everything, what you love, will grow up to its fully hight.“ Ich schaute ihm erstaunt hinterher und spürte wie meine Augen leuchteten. Meine Finger umgklammerten das Tablet, mit dem ich dem Nino gerade geschrieben hatte, dass ich gar nicht glauben konnte, dass er in zehn Tagen endlich vor mir stehen würde. Ich wusste, dass unsere Beziehung in diesem Moment erst richtig los gehen würde. Er hatte seine Komfortzone für mich um den Radius der halben Welt erweitert, und ich würde die Power in mir nutzen, um es ihm, was meine Innenwelt anbetraf, gleich zu tun. Sollifri


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Enemy

Die zwei Mädels Lydia und Marlene waren am nächsten Tag nachdenklich aufgrund meiner Geschichte mit Noah. Wir saßen nachts zusammen im Bus, sangen Ben Howard Songs mit der Guitarlele und redeten darüber, was so eine Reise alles an Möglichkeiten und Gefahren birgt. Letztendlich kamen wir alle gemeinsam drauf, dass es zwar schon eine coole Sache ist, in so einem weit entfernten Land sein Brot selbst zu verdienen und Teil von einer großen Farm oder sonst einer lokalen Organisation zu sein, aber die Zeit einzigartig ist im Leben und sich die Erfahrungen trotzdem hauptsächlich um die Noahs, Sollis, Lydias und Marlenes dieser Welt drehen sollten. Wir schlugen lachend ein, dass wir eine Weile zusammen einfach mit dem Bus geradeaus fahren wollten, und genießen, dass wir jung, in Neuseeland und zusammen sind. Um das Arbeitsverhältnis aufzulösen, mussten die beiden noch bis zum nächsten Tag im Hostel bleiben, weshalb ich diese Nacht noch einmal am Straßenrand verbrachte.

Ich lag etwas angeheitert auf meinem großen Matratzenlager, hörte laut Disturbed und las Aus dem Leben eines Taugenichts (ich hatte ein Ebook mit einiger Weltliteratur darauf bei mir, weil ich mir vorgenommen hatte, die innere Ruhe für diese Art von Bildung zu nutzen), welchen ich wirklich sehr gut verstehen konnte. Er war emotional, frei und hatte einen inneren Drang nach viel mehr, als nur Reichtum oder Anerkennung. Während ich in Gedanken bei allem, was EIGENTLICH wichtig ist, schwelgte, riss irgendjemand die Fahrertür des Busses auf. Sofort saß ich und war konzentriert auf meine Atmung und die Stelle, aus der ein Murmeln kam. Ich rutschte geräuschlös auf der Matratze an die rechte Buswand, um etwas in der Dunkelheit erkennen zu können. Ein Mann um die 40 stand, die eine Hand noch an der Türklinke, die andere bedrohlich in die Luft erhoben am Bus und schrie mit einer dunklen Stimme „Get out of the car!“ Mein Herz schlug schnell und ich überlegte, wie ich das Auto retten konnte. Immerhin hätte ich mir kein zweites leisten können und ich konnte nicht von dem Gedanken ablassen, den Nino mit unserer fahrenden Heimat in zwei Wochen vom Flughafen abholen zu können. Ich konnte in der Düsternis erkennen, dass der Mann immer wieder auf den hinteren Fuß schwankte und in einem erneuten Aufbrüllen war auch eine verwaschene Sprache zu erkennen. Sein Zustand machte mich mutiger. So schnell wie vielleicht noch nie im meinem Leben sprang ich in einem Satz neben ihn auf den Fahrersitz, drehte den Schlüssel und trat aufs Gas. Während ich los raste (PS hatte die Karre), schlug meine Tür zu und ich konnte im Rückspiegel erkennen, wie Mr. betrunkener Autodieb auf seinen Hintern fiel und etwas in seiner rechten Hand glänzte – ein Küchenmesser? Mit aufgerissenen Augen fuhr ich weit vor die Ortschaft und stellte mich unter einen hohen Baum. Immer wieder stellte ich auf dieser Reise fest, dass ich mich unter den Bäumen viel sicherer fühlte, als zwischen den Wohnhäusern von Menschen. Nach diesem Ereignis verstärkte sich dieses Baum-Vertrauen in mir. Was war bloß in diesen Wichser gefahren? Hatte er dort gewohnt, sich mit seiner Frau verkracht, meinen Bus vor seinem Haus gesehen und sich Mut angetrunken, um mit seinem verkackten Küchenmesser und meinem Graffity-Bus ein neues Leben zu beginnen – in Neuseeland – von insgesamt 1600 Km Länge? 😀 Ich saß morgens um drei also unter meinem großen Baum, in meinem geliebten Kotahitanga, aus der Anlage schallte „Enemy“ von Disturbed und ich lachte mich tot, über den betrunkenen Typen. Doch eine so glorreiche Idee gehabt, sein Leben gerade zu rücken! Ich dachte wütend an den Security am Flughafen, der mir mein Pfefferspray abgenommen hatte mit der Behauptung, in Neuseeland würde ich das nicht brauchen. Naja, ich hatte ja noch mein großes Wildnismesser im Geheimfach meines Rucksacks verstaut, das ab diesem Abend immer griffbereit lag….

Am nächsten Morgen holte ich die beiden Mädels vom Hostel ab und wir fuhren johlend in Richtung nirgendwo. Sie waren schockiert von meiner Story und wir beschlossen ab diesem Tag doch nachts beim Schlafen den Bus abzuschließen (ja ich weiß, naives Vertrauen in die Welt und so – ich mag Vertrauen). Als wir nachts in den Bergen ankamen, lag eine Mondlandschaft vor uns, die Ihresgleichen suchte. Es war ein heller erleuchtetes Tal, als an manchen regnerischen Tagen zu Hause das Licht zu einem durchdringen kann. Mit offenen Mündern standen wir an einer Klippe und starrten in Richtung der gemalten Weite. Marlene konnte unheimlich gut fotografieren und so beschlossen wir, mit Taschenlampen etwas vor den Bus zu malen. Unter Gekicher und stundenlangen Belichtungsversuchen entstand dadurch DAS Foto des Trips.

Liebe auf den zweiten Blick ❤

Natürlich ist kein Ort auf dieser Erde perfekt. Was bedeutet dieses Wort auch eigentlich? Vielleicht ergibt sich Perfektion aus dem harmonischen Zusammenspiel aus Schatten und Licht in immer unterschiedlichen Nuancen von dadurch entstandenen Bildern. Zwei verschiedene Männer mit Messern in der Tasche waren an zwei aufeinanderfolgenden Nächten an meinem Bus. Einer nutzte es, um mir eine liebevolle Botschaft zu übermitteln, einer um mich damit zu bedrohen. Ohne Vertrauen hätte ich keines von beidem erlebt möglicherweise – oder noch wahrscheinlicher nur den, der es mit Gewalt in mein Leben schaffen wollte. Es gibt überall fiese Leute und scheiß Geschichten. Viele der Maori in Neuseeland konnten z.B. schlecht mit den Drogen umgehen, die von uns in ihre Welt geschleppt worden sind. Es gab strenge Auflagen, wann und wo getrunken werden durfte. Unmut, Kriminalität und Arbeitslosigkeit unter den Ureinwohnern (kommt mir bekannt vor) war verbreitet, aber andererseits waren sie Krieger. Niemand konnte sie vertreiben, vernichten oder unterdrücken und diese Einstellung gefiel mir über alle Maßen. Ein bisschen Krieger steckte wohl auch in mir, sonst wäre ich vielleicht einfach ausgestiegen, als der Typ mir den Bus klauen wollte. Aber ein bisschen Krieger ist vielleicht auch notwendig – da steckt Würde und Ehre in der Haltung. Nur weil ich liebevoll und ehrlich, aufmerksam und interessiert sein möchte, heißt das nicht, dass ich mich nicht im richtigen Augenblick auf eine weitere Eigenschaft besinnen kann – Gerecht. Gerechtigkeit ist etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Und gerecht wäre es, wenn ich mit Vertrauen auf die Welt zugehen könnte, ohne dafür bedroht zu werden. Nicht der Schandfleck eines ehrlosen Diebes sollte gewinnen, sondern dafür gekämpft werden, dass ein Noah freundlich in einem nicht abgeschlossenen Bus empfangen wird. Sollifri

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„Together as one“ – Kotahitanga

Vielleicht gaben mir Marlene und Lydia die erste richtige Chance, meine Erkenntnisse und inneren Errungenschaften auf eine Begegnung mit der äußeren Welt hin zu überprüfen. Ich schaute Ihnen lachend dabei zu, wie die jüngere Marlene morgens nach unserer ersten gemeinsamen Bus-Nacht Haferflocken für die beiden nach Maß für das tägliche Porridge verteilte und streng die Kohle für die kommenden Tage berechnete. Sie waren überglücklich über den Luxus einer eigenen „Küche“ und strahlten angesichts der Lebensart, nicht in einem Gemeinschaftssaal zu übernachten. Und doch ging eine Entschlossenheit von den beiden Mädels aus, die ich bewundernd zur Kenntnis nahm. Mit fast zwanzig Jahren, waren sie sich so sicher über den Erfolg, der von Disziplin und der Treue den eigenen Vorhaben gegenüber entstehen würde, dass selbst Bequemlichkeit und Bedürfnisorientiertheit keine Chance hatte, einen Keil zwischen sie und ihr Askesejahr zu schlagen. Sie waren natürlich auch hier, um heraus zu finden, welche Richtung sie danach im Leben einschlagen wollten. Und dies führte wiederum zu vielen offenen Fragen, die nach Beantwortung lechzten. Dass provokative und tiefgründige Gespräche bei mir sozusagen zum mitgeborenen Repertoire gehörten, kam Ihnen in dem Fall sehr zu Gute. Wir sammelten unseren Krempel zusammen, nachdem wir noch einmal auf Paua-Suche zwischen den Robben waren, stellten im Internet fest, dass der Staub beim Schnitzen dieser epischen Muscheln giftig sein konnte, womit wir die Bastelphase ad acta legten und starteten das erste Mal als Team den Motor.

Der erste Stop war die Plantage, auf der sie sich schon zum Arbeiten eingeschrieben hatten. Ich parkte an der Straße (in vielen Gegenden auf der Südinsel war das Parken überhaupt kein Problem, das sah auf der Nordinsel danach schon anders aus), ließ mich ab und zu im Hostel zu den Duschen schmuggeln, aß viel zu oft Chicken Tenders und Hash Bites mit Aioli bei Burger King (zum einen weil dieses Zeug so gut schmeckte, vor allem das neuseeländische Aioli, dass es mir den Verstand raubte, und zum anderen, weil es bei Burger Kind schnelles und kostenloses W-LAN gab) und schlenderte lesend und schreibend durch die ruhige Gegend. Es legte sich so schnell eine Decke aus Zufriedenheit und Entschleunigung auf mich in diesem Land, dass ich einfach nie irgendeine innere Hetze verspürte. Erstens hatte ich Zeit, Zeit ist ja schon meistens etwas, das man gewöhnlich im Urlaub nicht hat, und zweitens wollte ich momentan mehr mich und die Anderen spüren und die Aufregung für die kommende (BALD kommende!) Ninophase aufbewahren. Ich wusste, dass er diese innere Ruhe einfach nicht hatte und auch nicht aushalten würde auf Dauer 😀 Also genoss ich sie mit mir alleine noch in vollen Zügen.

Eines Nachts stand ich auf dem Burger King Parkplatz, weil ich in der Stadt Essen, CDs und Eindrücke shoppen war und mich noch übers W-LAN mit dem Reiseblog beschäftigte, da klopfte jemand an die Tür. Ich machte auf und wieder stand eine blonde Löwenmähne vor mir, dieses Mal aber guckte ein witziges, junges, männliches Gesicht aus ihr hervor. Der 21-jährige Noah war gebürtig aus Finnland und stand mit einem verbogenen grünen Fahrrad, einer zerrissenen hellblauen Jeans, roten Chucks und einem ausgeblichenen grauen Pearl Jam-Shirt grinsend an meiner Tür und lachte über meine Hippie-Erscheinung, die seiner Aussage nach, auch aus einem Bilderbuch hätte stammen können. Ich lud ihn ein, einen Cider mit mir zu trinken und wir redeten geschlagene 9 Stunden über … ja über uns. Wenn ich es mir recht überlege, hatte er schnell begriffen, dass ich eine gute Zuhörerin war und mir gefiel die Momo-Vorstellung, in meinem bunten Wickelrock, barfuß und mit Pearl Jam im Schneidersitz im Bus zu sitzen und die Welt durchs zuhören freundlicher zu machen. Es war hart, was er für eine Geschichte zu erzählen hatte, und umso härter, wie befremdlich es war, dass er so eine erhabene Glückseligkeit ausstrahlte. Es gibt so Personen auf der Welt, da schreckt sogar die Therapeutin in mir davor zurück, ihre Lebensgeschichte positiv zu verwandeln. Manches ist einfach scheiße. Es ist scheiße, dass seine Mum sich umgebracht hatte, als er acht Jahre alt war, und er sobald er volljährig wurde ein Ticket ans andere Ende der Welt kaufte, um so weit von seinem aggressiven Alkoholikervater zu fliehen, wie nur irgend möglich. Es war scheiße, dass er sich hier so unsterblich verliebt hatte und das auserkohrene Mädchen noch während sie zusammen ihre Zukunft ausmalten, einen zehn Jahre älteren reichen Schnösel heiratete. Und scheiße war es auch, dass er so klug und künstlerisch talentiert war, und doch noch keine Arbeit oder Ausbildung gefunden hatte, die ihn ohne Abschluss übernehmen würde. Aber am beschissensten kam mir vor, dass ich bemerkte, wie sehr ich ihn bemitleidete, statt zu erkennen, wie glücklich er war. Es war ein gebender, optimistischer Mensch, weit entfernt von irgendeiner Opferhaltung, ehrlich und unbeschämt. Er weinte, als er von seiner großen Liebe erzählte und strahlte mich gleichzeitig mit nassen, riesigen blauen Augen an und sagte: “ I will safe this love, not run, not change, only safe.“ Es berührte mich, so eine junge und gleichzeitig alte Seele über die Liebe reden zu hören. Wir holten bei einem Freund von ihm irgend ein zu rauchendes Legal-High Kräuterzeug (davon gibt es eine unendliche Auswahl in den It-Läden Neuseelands), rauchten jeder auf einer Bank liegend zur hinten offen stehenden Tür in die dunkle Nacht hinaus und kringelten uns vor Lachen, als er mir versuchte zu erklären, dass es in Herr der Ringe doch nur darum ging, ununterbrochen zu laufen ohne anzukommen. Ich hatte in meinem Leben noch nie eine so unschöne Zusammenfassung meiner Lieblingstrilogie gehört und konnte es nicht lassen, ihn lachend zu versuchen davon zu überzeugen, dass sie ständig irgendwo ankamen in dieser langen Reise. So wie ich jetzt. Zum Beispiel bei ihm, der mir ein lebendiges Beispiel von so seltener Bedingungslosigkeit gegeben hatte, welches mich mein Lebtag begleiten würde. Das saß. Er setzte sich auf, ich tat es ihm gleich, und wir schauten uns an. Er meinte ich sei weise und würde so viel Verbesserung in diese Welt tragen, nur indem ich existierte und das machte wiederum mich sprachlos. Er nahm ein Messer aus der Tasche und ritzte „your pretty smile, it could light up any room, darlin, don´t you ever stop with that smilin 🙂 Noah“`in die Seitenleiste des Busses, spielte das Lied dazu auf meinem Tablet ein, zwinkerte mir zu und sprang mit einem Satz aus der Hintertür aus meinem Leben. Ich grinste den eingeritzten Lyrics entgegen und dachte mir, wenn ich diesen ganzen lieben Botschaften in meinem Leben gerecht werden will, darf ich dieses Feeling niemals vergessen – dieses „together as one“-Feeling. Sollifri

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Society

Das Wort klingt im Englischen sehr viel freundlicher, mal abgesehen davon, dass rauszuhören ist, wie angewiesen man auch sein kann – auf Gesellschaft. „Happiness is only real when shared.“ Hat Christopher McCandless aus der Realverfilmung „Into the Wild“ also trotz der seltenen Fähigkeit, alleine in der Wildnis glücklich zu sein, am Ende das Gefühl gehabt, dass sein Glück irgendwie nicht zählt, weil es keiner mitbekommt? Ist schon komisch, wie das Lernen von Statten geht. Zuerst kämpft man darum, nichts und niemanden zu brauchen, sich zu spüren, treu zu sein und unabhängige Entscheidungen treffen zu können. Der darauffolgende Kampf geht dann jedoch in die entgegen gesetzte Richtung, es hat einen einenden Charakter, sich seiner selbst und deshalb seines Gegenübers bewusst zu sein. Das Ziel, so wie es scheint, ist immer Liebe. Sich der Unterschiede bewusst zu sein, um die Gemeinsamkeiten hoch schätzen zu können – im kleinen Maß, wie der freundschaflichen Begegnung, und im großen Maß, wie der Kontext Dorfleben, Benimmregeln, ein anerkanntes Leben etc. Ich glaube mir ist auf meiner Reise das Selbe passiert. Ich bin losgezogen, um feministische Unabhängigkeit zu erlangen, das Rätsel meiner eigenen Seele zu lösen und mich kennen und annehmen zu lernen. Und zurück kam ich mit all diesen Errungenschaften, plus dem Geschenk der Zwei- und sogar Viel-samkeit. Ich musste eine Vogelperspektive erreichen, um die komischen mir widersprechenden Regeln nachzuvollziehen. Die Menschen nachzuvollziehen, ihre Beweggründe und positiven Eigenschaften. Ihre Sehnsüchte, Ängste und bittersüßen Herzkerne und diese Betrachtung führte dazu, dass ich wieder Teil von Ihnen sein wollte. Nicht komplett, nicht ohne Individualismus, aber in dem vereinenden Charakter dass wir alle danach streben, was ich hier beschreibe – Society.

Queenstown verzauberte mich jeden Tag aufs Neue. Der weltbeste Burger (Fergburger), für den ich ungelogen gerne 45 Minuten anstand und dann 16 Dollar hinblätterte, nur für den Burger, und dies nicht eine Sekunde bereute, weil er einfach unglaublich schmeckte. Die kleinen Bars, und Straßenmärkte, die Hügel und Gewässer in den krassesten Farben überall um das Städtchen herum und die strahlenden Gesichter, der Menschen, die sich jeden Tag glücklich schätzten diese Zeit hier vom Leben geschenkt zu bekommen. „Ist ja klar, dass dein Ort am exakt anderen Ende der Welt liegen muss!“, witzelte der Nino eines Morgens beim Skypen. Ja, aber vielleicht war dies exakt das oben beschriebene Phänomen. Natürlich möchte ich die Menschen verstehen lernen, mich Ihnen wieder nahe fühlen (oder das erste Mal), und gleichzeitig vertreten, was ich anders machen würde. Abstand, Neuordnung, Alternativen sind dafür von Nöten. Und vielleicht hätte ich das nicht geschafft, wäre ich nicht am exakt anderen Ende der Welt darauf gekommen. Mit einer so geringen Bevölkerungsdichte, dass man tatsächlich entscheiden konnte, ob man allein sein möchte oder nicht. Wie selten ist das? An einem Ort, an dem die Natur einen so umhaut und so mächtig und lebendig wirkt, dass der Mensch sich daneben anstrengen muss um auch zu glänzen – wie es eben sein sollte. Kein Schall und Rauch – nur was wirklich ist oder eben nicht ist.

Die nächste Woche trieb es mich aus Neugier die Ostküste entlang wieder in die andere Richtung. Chrisy musste auch in diese Richtung und wir verabschiedeten uns mit einer langen Umarmung und ausgetauschten Nummern voneinander, als ich sie absetzte. Ich las und schrieb und roch und kochte, lief zwischen Robben an Steinküsten entlang, fotografierte ganz nahe ihre Gesichter und nahm zwei Tramperinnen mit zu einem völlig abgelegenen Campingplatz an eben so einem Steinküstenort. Die beiden wollten zu einer Plantage, da sie sich ihr Neuseeland-Jahr mit Work and Travel finanzieren mussten, und versuchten so sparsam wie möglich zu leben. Ich spürte ein bisschen Verantwortung für die gerade erst volljährigen, so erwachsen anmutenden Mädels und bot Ihnen an, wieder zurück zum Bus kommen zu können, wenn sie nicht weiter kamen. Die beiden hießen Marlene und Lydia und sollten doch meine engste Hippie-Erfahrung werden, die ich machen konnte in diesem bisherigen Leben. Später erzählte mir die Lydi, dass sie an der Straße standen, um weiter zu trampen, und sie die Marlene überredete, wieder zu mir zurück zu laufen. Einfach weil sie das Gefühl hatte, so einen Menschen trifft man kein zweites Mal. Das war eines der schönsten Komplimente, das ich je aufgrund einer ersten Begegnung bekommen hatte. Ich saß gerade in der Twilight-Zone lesend vor meinem Bus, hörte Eddie Vedder (der Into the Wild Soundtrack, der mich bis heute noch philosphisch auf meinem Weg begleitet), umrandet von tausenden angespühlten Paua-Muscheln wie in einem Elben-Paradies, da kamen die beiden mit den riesen Rucksäcken wieder grinsend um die Ecke. Es war von Anfang an eine kreative Begegnung. Wir kamen gemeinsam auf Ideen und Gedanken, die wären ohneeinander nicht entstanden. Versuchten zu schnitzen und Ketten zu basteln, diskutierten über Musik und sangen, sangen und sangen. Ich hatte meine Guitarlele wieder ausgepackt und Marlene konnte mit ihrer geschulten Stimme und der kleinen Gitarre die schönsten Songs zur Perfektion bringen. Das Bett in meinem Bus war so breit, dass wir easy zu dritt nebeneinander Platz hatten und mein weiser Kotahitanga hatte wieder einmal Leben für eine gewisse Zeit zusammen gefügt. Sollifri

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Fließen wie das Leben

Es klingt so einfach, und wenn man es mal begriffen hat, ist es das auch. Die Bedeutung von ALLEM ändert sich in dem Augenblick, in dem man sich erlaubt einfach mal zu sein. Was dafür nötig ist, bleibt Typ-Sache. In meinem Fall war es der Ort. Mein Vater meinte immer, es müsse durch Stille und Einsamkeit geschehen. Doch im Laufe meines Lebens begriff ich, dass es für jeden Menschen anders von Statten geht und selbst diese pathetischen Worte wie „Stille“ und „Einsamkeit“ subjektiv eine eigene Sinnhaftigkeit besitzen.

Als ich an meinem ersten „wirklichen“ Neuseeland-Morgen erwachte, stand die Welt still. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben. Es war ein erregendes, bewegendes und waches Leben gewesen, das ich bisher geführt hatte. Und doch rasend. Nicht jede Emotion, die es verdient gehabt hätte, wurde tiefergehend empfunden. Nicht jeder Moment sich entsprechend gewürdigt. Nicht jede Erkenntnis war von Dauer, wie sie es das Recht gehabt hätte zu sein. Ich schlief in meiner ersten Bus-Nacht wie ein Baby. Und zwar wortwörtlich, denn es gibt eine unvergleichliche Geborgenheit, als Erwachsener sein ganzes Sein für einen Augenblick selbst zu bestimmen. Alles an dieser Lebensart stimmte mich euphorisch. Ich baute happy mein Bett im hinteren Teil des geräumigen Busses aus gut justierten Brettern zusammen, und wieder auseinander zu einer quer angebrachten Sitzgelegenheit mit Tisch in der Mitte. Genauso happy stand ich bei strömendem Regen unter dem langen Kofferraumdeckel und studierte die Gasflasche, welche mit zwei Herdplatten auf der genau richtigen Höhe verbunden war, erkannte wie man den Wasserkanister benutzte und begutachtete jegliches im Auto verstautes Campingutensil. Sogar eine behelfsmäßige Außendusche konnte ich finden, und Grillmaterial. Am „happiesten“ jedoch, war ich bei der piniblen Begutachtung des Außen-Graffities meiner neuen Wohnung, die mal mehr, mal weniger künstlerisch vollkommen stimmig auf mich wirkte und viel Raum für Interpretationen ließ. Auf der Rückseite stand in großen weißen Lettern das Wort „Kotahitanga“, nach etwas Recherche bekam ich heraus, dass es so etwas wie Gemeinsamkeit, Solidarität, collective action bedeutete. Ebenso, war es der Begriff, welcher im 19. Jahrhundert von der Maori-Gemeinde für eine Bewegung verwendet wurde, welche ein Self-Government und eine national Unity among all Maoris erreichen wollte. Ich liebte sie, die Maori. Alleine schon für dieses Wort. Es ist eine Sprache, die wild und gleichzeitig melodisch klang. Wild und melodisch, das war es, was ich als lebendig empfand. Als ich an diesem Tag den Schlüssel im Schloss drehte und den Motor meiner fahrenden Heimat hörte, war ich spätestend hin und weg von diesem Lebensentwurf. Wenn ich heute daran zurück denke, ist das Gefühl immer noch das Gleiche. So fühlt sich für mich bis heute der Augenblick an, in dem man auf ewig verweilen könnte – weil man nur auf sich selbst zurück geworfen das Leben fließen lässt.

Das Erste was mir auf meiner völlig freien, ziellosen Losfahrt auffiel, waren die unglaublichen Farben dieses Landes. Das zweite war der Raum. Egal wo man hinschaute, waren die Farben satter, fokussierter und hatten Platz um zu leuchten. So wenig gab es, was das Auge beschränkte. Und somit das Denken. Ich vergaß zu rauchen, Musik aufzudrehen, zu essen – der Bus fuhr mich durch ein Paradies und ich wuchs mit jedem Meter in dieses Gefühl hinein, dass es für mich nur in Neuseeland zu finden gibt. Ich brauchte nichts. Und in diesem Augenblick tauchte eine Löwenmähne vor mir auf. Die 25jährige Chrisy war von Kopf bis Fuß in Farben gehüllt. Ihre blonden Locken standen in alle Richtungen und die braunen Arme und Beine waren sanft und leicht in bunte Tücher gehüllt. Sie hatte den Daumen heraus gestreckt und nachdem mein Bus mir ja gesagt hatte, dass er für Gemeinsame Aktionen gebaut wurde, hielt ich natürlich. Wer würde auch so einer weisen uralten Seele wiedersprechen. Es war eine Worktravellerin, die sich in der Zeit verschätzt hatte und jetzt schnell von ihrem Ausflug zu einem Kerl in der oberen Region der Südinsel zurück nach Queenstown musste, da sie übermorgen für die Küche eines Restaurants im Dienstplan stand. Queenstown wurde mir von der vorherigen Busbesitzerin als die Stadt angepriesen, in der es den besten Burger der Welt geben sollte. Und da ich mir fest vorgenommen hatte, ohne Reiseführer und vom Wind getragen durch dieses Land zu „Gummitrampen“, kam mir ein erster Anreiz sehr gelegen.

Die zweite Nacht in meiner Graffity-Residenz verbrachte ich also schon mit einer schönen, mir fremden Frau, mit der es sich hervorragend kichern ließ. Wir erzählten uns eigentlich zwei Tage durchgehend nur die witzigen Geschichten aus unseren Reisen und das war eine feierliche Abwechlung zu dem sonst doch sehr monotonen, da gleichen Themen, mit neuen Reisebekanntschaften. Wir waren innerhalb von 30 Minuten so vertraute Bus-Buddies, dass es sich anfühlte, als wäre es so gedacht gewesen. Ob der Bus dabei seine Finger im Spiel hatte? Die Fahrt bis nach Queenstown, dauerte insgesamt um die 6 Stunden, und da ich Chrisy am ersten Tag (meine Busbesichtigung verlief in Zeitlupe) erst spät aufgesammelt hatte, kamen wir dort erst nach einer Übernachtung am nächsten Tag um die Mittagszeit an. Wir frühstückten Rührei und Tee, lachten immernoch alle fünf Minuten und fuhren dann mit lauter Rockmusik singend in dieser Stadt ein. Innerhalb der ersten 10 Minuten wusste ich schon, dass dies der Ort war, an dem ich alt werden wollte. Man kam von einer sich schon ewig schlängelnden Straße von einer Erhöhung in das Zentrum, das sich nach wenigen Minuten schon wie ein verzaubertes Tal von den Augen entfaltete. Eine kleine, mit tausend Laternen beleuchtete, eigensinnig gebaute Kleinstadt, welche sich insgesamt von allen hohen und kleinen Gebäuden aus auf den großen Lake Wakapitu auszurichten schien. Und falls ich bisher von den Farben dieses Fantasie-Landes begeistert war, konnte dieses Wasser eigentlich nicht von meinem, sich an die bekannte Realität klammernden, Verstandes begriffen werden. Es war ein so unglaublich blaues Wasser, wie ich es bisher nur von Bob Ross Bildern kannte. Ein Stein gewordenes Gemälde, welches nun für uns frei gegeben wurde, um hinter die Leinwand zu blicken. Einen Fuß in die noch nicht getrockneten Farben zu setzen. Mit jedem Meter hatte ich Angst, dass die Reifen meines Kotahitanga einfach in Ölfarbe versinken könnten. Ich war in dem Paradies angekommen, dass Robin Williams sich von seiner Frau in „Hinter dem Horizont“ hatte malen lassen. Sollifri

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Brust-Beben

Ich landete mit so einem unglaublichen Urvertrauen in Neuseeland, dass ich mich anstrengen musste selbstständig einen Fuß vor den anderen zu setzen, statt einfach darauf zu vertrauen, dass ich von der perfekten Welle getragen werde. Mein erstes Ankunftsziel war Christchurch, was ich absichtlich so gewählt hatte. Denn die gewöhnliche Route der Reisenden ging auf der Nordinsel in Auckland los, und endete auf der Südinsel in Christchurch. Der Clou an der Sache war, dass ich, wie viele andere auch, einen Bus kaufen und ohne viel Verlust wieder verkaufen wollte. Also dachte ich mir, ist es doch klüger dort zu kaufen, wo alle verkaufen und dort zu verkaufen, wo alle kaufen. Guter Plan!

Nachts um 01:00 Uhr stolperte ich also mit meinen ganzen bescheuerten Souvenir-Tüten aus Bali und Sydney in die einigermaßen kühle Nacht vor dem Christchurch Airport und steuerte ein Taxi an. Ich hatte dieses eine Mal tatsächlich ein wenig Planung im Gepäck, da mein Dad ein Hostelzimmer für mich gebucht hatte, in das er auch meine Neuseeland-Ausrüstung mit den geilen Lederschuhen und der Camping-Trickkiste schicken ließ. Ich zeigte dem Fahrer die Adresse aus meiner SMS und befreite mich von unnötigem Ballast. Mir war heiß vor Neugierde. Meine Nase klebte an der Scheibe, als wäre ich ein überhitzter Hund und meine aufgerissenen Augen versuchten jeden neuseeländischen Punkt fest zu halten, den sie erhaschen konnten. Zugegebener maßen war das herzlich wenig, denn es war dunkel und wir waren in einer Kleinstadt, in der um 01:00 Uhr nachts nicht in jeder Wohngegend der Bär steppt.

Ca. zwei Stunden später und 120 Dollar ärmer stand ich wieder am Flughafen mit meinen Tüten. Wir konnten ums verrecken kein Hostel finden, das sich unter der ebenso wenig existierenden Adresse befand, die mein Vater mir gesimst hatte. Ich legte mich also, mittlerweile doch ziemlich zugeknöpft, quer auf ein paar fest geschraubte Stühle und versuchte dort zu schlafen. Das ist Backpacker for real, dachte ich grinsend bei mir. Nachdem ich fünf Stunden später völlig übermüdet am Infostand wartete, bis mein Handy geladen hatte, grinste ich nicht mehr. Alle 30 Minuten hatte mir irgendein Polizist, Security, Müllmann oder eine Reinigungskraft verboten, im Liegen statt im Sitzen zu schlafen, was meine Meinung verstärke, dass Neuseeland ohne England wirklich besser ausgekommen wäre. Diese Erkenntnis wurde auch nicht weniger bekräftigt von der Tatsache, dass mein Dad scheinbar die Länder verwechselt hatte und meine Schuhe, sowie mein Hostelzimmer, irgendwo im englischen Christchurch auf mich warteten.

Ich kaufte mir eine Simkarte, buchte eines der letzten freien Hostelbetten in einem Gemeinschaftssaal, und versuchte dieses mit dem zerknitterten Busfahrplan eines Infostandmitarbeiters zu erreichen. Mittlerweile hatten sich die Schlaufen der Tüten schon so tief in meine Handgelenke geschnitten, dass ich sie nicht mehr wagte im Bus abzulegen, weil ich Angst hatte, danach einfach alles liegen zu lassen. Was brauchte ich auch unbedingt ne Balinesische Weihnachtskugel, einen Bumerang, einen Sydney Weinständer, tausend Zippos und vier Flaschen Bier von Welt? Das war wieder Typsich Impulsmensch. Nicht zum denken geboren. Diese lebensnotwendigen Souvenirs hatte ich mir redlich verdient nach diesem Trip! Ich brauchte ungelogen zwei Stunden und vier verschiedene Busse um nach 30 Minuten Fußmarsch bei meinem Kiwi-Hostel anzukommen. An einer der Bushaltestellen hatte ich meine erste Maori-Begegnung mit einer kräftigen Frau in pinken Leggings, die mir ungefragt ihr Leid klagte über diese gruselige, graue Stadt. Sie meinte, sie hätte all ihr Hab und Gut bei einem Erdbeben verloren, bei einem anderen ihren Mann und beim dritten dann ihr sowieso schon brüchiges kleines Häuschen. Ich fragte sie, wie viele Erdbeben denn hier so statt finden, und sie meinte, sie könne nicht mehr zählen, wie viele sie selbst erlebt habe. Manchmal seien es drei in einer Woche gewesen, dann sogar mal zwei Monate gar keines. Ich fühlte mich etwas unsicher. Und fragte mich gleichzeitig, typisch europäisch, was einen Menschen dazu bewog, in dieser Stadt wohnen zu bleiben.

Die nächsten Tage galt es, darauf zu warten, dass mein Dad mir das vorher zugesagte Geld überwies. Ich hatte mein Erspartes gänzlich aufgebraucht, um die ganzen Tickets, Versicherungen und Rechnungen der nächsten Monate im Voraus für den Nino zu bezahlen und war jetzt ziemlich blank. Also saß ich da, ernährte mich von trockenen Nudeln mit Salz und Knoblauch, die ich in der Gemeinschaftsküche kochte, zahlte mein Bett für eine Woche von der Kreditkarte und verbrachte meine Tage damit, mich wieder selig zu stimmen. Ich saß drei Tage in Folge in Sandsäcken auf dem Dachboden und guckte mir einen Herr der Ringe Streifen nach dem anderen an, hörte mir die Geschichten der Work-Traveller an, schlief wahnsinnig viel, um den Jetlag zu überwinden und stand danach auf, als wäre nichts gewesen. Selig sozusagen. Herr der Ringe hilft immer. Vor Allem, wenn man die Filme IN NEUSEELAND anguckt. Das hatte ich also abgehakt.
Ich will nicht sagen, dass Christchurch hässlich ist, aber es ist schon ziemlich deprimierend. Andere mögen ihre Beziehung zu diesem Ort ganz anders erlebt haben, aber bei mir kam ein Ereignis auf das Andere, welches das Image in mir trübte. Die ganze Stadt ist um das Zentrum gebaut, das eine völlig von den Erdbeben zertrümmerte „Christchurch“ krönt, um die herum dürftig tausende von bunten Formen an einen Bauzaun gehängt wurden. Läuft man ein bisschen durch die Straßen, trifft man immer wieder auf besprayte Mauern, die in Bildern erzählen, was alles zerstört worden ist. Eine Wand hat mir dann tatsächlich den Rest gegeben. Da stand in großen Lettern „I hope Christchurch will….“ und darunter waren hunderte von Anmerkungen verschiedenster Menschen angebracht, die allesamt super trostlos klangen. So etwas wie „rebuild again“ oder „burn“ oder „fuck itself“, oder auch „give me back, what I´ve lost“. Ich drehte mich auf dem Absatz um und beschloss, meinen Neuseeland Trip erst in dem Moment anzuerkennen, in dem ich in meinem Bus aus dieser Stadt gefahren sein würde. Christchurch wird mir Neuseeland nicht versauen! Eine Woche verbrachte ich damit, durch die Automärkte zu schlendern und nach meinem Augenstern von Bus zu suchen. Und dann fand ich ihn. Und ich sollte ihn Probe fahren. Und mir sank das Herz in die Knie. Linksverkehr (hab ich England schon erwähnt?), Fahrersitz auf der anderen Seite, riesen Ungetüm von Gefährt mit klemmender Kupplung und Innenstadt. Ich dachte an meine Freundin von „I hope Christchurch will…“-Wand, sprang hinter das Steuer und fuhr das Ding durch die Kreuzungen, als hätte ich noch nie etwas anders getan. Nichts in der Welt hätte mich in dem Moment davon abhalten können, egal welche Kiste aus dieser Stadt hinaus zu bewegen. Zwei Tage später, mit 30-minütigem Takt in Form eines Spaziergangs zum Geldautomaten, war die Kohle auf dem Konto und ich konnte ungelogen, zwanzig Minuten bevor der Bus an jemand anderen gegangen wäre, die 5000 Dollar auf den Tisch legen und mein Baby mitnehmen. Ich hängte eines meiner tausend Souvenirs, nämlich einen Wikingerschild Anhänger, an den Schlüssel, packte mein ganzes unnützes Geraffel in den Ford Econoline (der innen größer war, als jeder andere Bus, der mir unterwegs begegnete) und fuhr. Ich fuhr in den Supermarkt, holte mir CD´s, Essen und Cider (wie es sich gehört, in dem Punkt tolles England) und drehte einen meiner neuen Reisesongs auf. „Sometimes goodbye is a second chance“. So ist es. Jeder Meter, den ich weiter in dieses bezaubernde land fuhr, wuchs meine Gewissheit, dass ich hier Schönheit zu sehen bekäme, die ihresgleichen sucht. Als es dunkel wurde stellte ich mich abseits der Straße zwischen zwei Dünen. Ich legte mich auf die Motorhaube, hörte leise Musik, blies blauen Rauch in die laue Nachtluft und weinte eine Freudenträne bei dem ersten Wunder, das ich hier zu Gesicht bekam. Den Sternen….abermillionen Sterne. Sterne überall, hell, fast blendend! Meine Augen sahen die Galaxie, das Universum, alles wurde klein und groß gleichzeitig. Ich war zu Hause….und meine Brust bebte. Sollifri

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Entzündet vom Weltenbrand

Bali ist wie im Flug an mir vorbei gesaust, und doch waren es unheimlich intensive Tage. Wenn ich mich recht erinnere, fünf an der Zahl 😀 Durch meine Hauruck-Aktion, drei Wochen nach Hause zu fliegen, um meinen mir angetrauten, durchdrehenden Ehemann davon zu überzeugen, dass das Leben auch noch gut ist, wenn man es nicht immer am gleichen Ort verbringt, ist der Aufenthalt auf ein Miminum geschrumpft. Aber mein organisatorisches Talent ist enorm gewachsen durch solche Unternehmungen.

Die darauf folgenden drei Nächte wollte ich weg von dem Touri-Style-Nobel-Resort und mich wieder wie ein Backpacker fühlen. Also zog ich mit meinen mittlerweile nur noch sieben Kleidungsstücken in ein Hostel um, und schlief wie es sich gehört, ganz hardcore auf einer gefühlt zwanzig Zentimeter breiten alten Matratze auf der offenen Dachterrasse zwischen vielen, täglich wechselnden, fremden Menschen. Ich liebte es, wenn das Schnarchkonzert morgens durch das zwitschern der Vögel unterbrochen wurde und fühlte mich ziemlich angestrengt authentisch. Immerhin hatte ich immernoch meine Rippenprellung vom Autounfall, und legte großen Wert darauf, den Schmerz des allein reisenden, armen Studentenmädchens ins Theatralische auszureizen. Ohne Studentin zu sein, oder noch ein Mädchen. Eher eine etwas regressive junge Frau, die aus nichts bestand, außer dem immerwährenden Durst nach der klaren Brandung jedes Flecken dieser Welt, auch der Meinigen. Ich wollte fortwährend laufen, immer weiter, über Erlebnisse und Erkenntnisse, bis ich irgendwann bei mir ankommen würde. Um aktiv Segel zu setzen. Für mich war es nämlich nicht „Gnade genug, Segel im Winde zu sein“ (Songzeile, Konstantin Wecker).

Das Hostel war ein wilder, an Hundertwasser erinnernder Zusammenschluss aus Neonfarben, verwinkelt gebauten Mauern und wunderschönen großen Pflanzen. Wie in einem Farbkleks zwischen dem sich aufbauenden Touristenhafen, saß man an großen, geschnitzten Holztischen und konnte sich innovative Shakes und Avocado-Toast bestellen. Am Eingang saß wie in einer Höhle aus Holz und Farben, ein eigens für das Hostel angestellter Silberschmied, dem man den ganzen Tag beim Arbeiten zugucken konnte. Ich erinnerte mich schmunzelnd an die Zeit, in der Nino und ich unsere Eheringe in der Ginkgoschmiede Kaufbeurens über drei Tage selbst anfertigten. Es fühlte sich fast mehr für die Ewigkeit an, geimeinsam etwas zu schmieden, dass unsere Verschiedenheit und die Verbindung derer bildlich darstellen sollte. Wertvolles, hartes Material zu schmelzen, zu formen und so dem eigenen Willen und Verständnis von Ästhetik zu unterwerfen war eine für mich sehr Macht ausstrahlende Tätigkeit. Und so schaute ich ihm zu, und verfolgte das Spiel der konzentrierten Augen mit den wunderschönen Stücken, die seine Hände herstellten. Vielleicht strahlte ich etwas zu intensiv, wie ich es von mir schon kannte, ohne naiverweise darauf im richtigen Augenblick zu achten. Er schaute auf und unsere strahlenden Augen trafen sich. Er hatte lange schwarze Locken und einen breiten Mund, der mich gepaart mit dem breiten Grinsen zum Lachen brachte. Als ich abends enttäuscht von meinem wagemutigen Rollerausflug nach Hause kam, bei dem ich einen abgelegenen Strand zum Schnorcheln gesucht hatte und nur auf einen aufdringlichen Schweizer und tausende Plastiktüten zum unter Wasser bestaunen gefunden hatte, saß er immer noch grinsend an seinem Platz. Er sah, wie ich mit dem Schweizer diskutierend in der Bar saß und setzte sich zwischen uns, woraufhin der Schweizer doch mal abdampfte und ich dem Silberschmied ein Bier zum Dank bestellte. Wir redeten den ganzen Abend über die Möglichkeit, dass eine Frau alleine um die Welt reisen könne, obwohl sie ihren Ehemann liebe und eine Weltreise nicht automatisch bedeute, dass man auf der Jagd nach dem großen Sexabenteuer seines Lebens sei. Er wirkte weltoffen und intelligent. Wollte mehr erfahren über meine aberwitzige Idee der Treue, der Freundschaft zwischen Mann und Frau und genoß die Vorstellung sichtlich, nicht den Aufreißer spielen zu müssen, sondern er selbst sein zu dürfen. Wir tranken 6 Bier, lachten Tränen bei alten Trennungsgeschichten und er schenkte mir zum Abschied eine kleine Weltkugel aus Silber. Ich war hin und weg. Sie war so filigran und passend in diesem irgendwie noch einmal neuen Reisebeginn, dass ich ihn umarmte und strahlend auf meine schmutzige Balimatratze tanzte.

Zwei Tage lang versuchte ich mir noch mehr Bali anzuschauen, fuhr vier Stunden durch die Prärie um in Ubud im Monkey Forest völlig erstaunt zwischen lauter Deutschen Affen beim Leben zu zu schauen, lag auf den Liegekissen in einem Restaurant, las viel und schrieb, hörte „Weltenbrand“ und fühlte, wie mein Inneres sich der Welt gegenüber (und somit allein mir) wieder auftat. Ubud war sehr ursprünglich, wenn auch touristisch, und bestand aus vielen lächelnden Menschen und Farben. Die nächtliche Heimfahrt, unterbrochen von mehrerem Umfallen mit meinem neuen Roller ohne Helm, wenn ich versuchte stehen zu bleiben, war unglaublich aufregend für mich. Saß ich doch seit Jahren schon auf keinem Zweirad mehr und konnte mit dem Teil bis auf 120 hoch beschleunigen. Ich kicherte in mich hinein, als ich mir vorstellte, wie ich erzählen musste, dass ich in fünf Tagen Bali einen Tag davon 8 Stunden gefahren war. Motorisierter Untersatz hatte etwas für mich. Wäre ich in „Into the Wild“ vorgekommen, wäre ich auch als Gummitramp aufgetreten. Es war nicht ganz ungefährlich, nachts alleine in so abgelegenen Teilen Balis herum zu kurven (ohne wirklich mit dem Roller fahren zu können), aber es war ja auch nicht ungefährlich alleine zu reisen. Ich fühlte mich mit mir sicher. Einmal landete ich in einer Sackgasse und zwei wild fletschende Hunde rannten auf mich zu. Es war die Konzentrationsleistung meines Lebens, in diesem Moment umzudrehen und los zu fahren, ohne dieses eine Mal auch mit dem Roller um zu fallen 😀

Reisfelder gab es auch ohne Ende, und Straßenkioske mit exotischem Fleisch zum Mitnehmen. Kleine Tempelanlagen, große religiöse Umzüge mit am Strand tanzenden Menschen und eine alte, schrumpelige Frau, die mich von unten anstrahlte und mir zwei Holzketten verkaufte, mit dem Spruch, sie würde sehen dass ich noch viel mit meiner großen Liebe erleben würde, und diese Ketten beschützen uns auf diesem aufregenden Weg vor allem Düsteren. Jedes Mal wenn ich einen Abstecher in das Hostel machte, gaben der Silberschmid und ich uns die Faust, um das mit der Freundschaft zu unterstreichen, und aßen lachend und erzählend zusammen.

Als ich morgens um fünf an meinem Abflugtag ins Taxi steigen wollte, stand der Silberschmied hupend mit seinem Bike dahinter und meinte, er würde mich damit zum Flughafen fahren. Ich hatte so Bock auf Motorrad fahren, dass ich mich tierisch freute und hinter ihn ohne Helm auf die Suzuki stieg. Wir machten öfter Halt um eine zu Rauchen, oder etwas Tolles zu essen in einer kleinen Absteige am Wegesrand und ich genoss es mit der warmen Luft noch einmal so viel von dem grünen und doch auch armen Bali im vorbei fliegen sehen zu dürfen. Als wir noch eine Stunde entfernt waren hielt der Silberschmied plötzlich an einer Bushaltestelle an und wurde ernst. Er meinte, wenn er schon so eine Strecke auf sich nehmen würde, dann wäre eine Gegenleistung angebracht. Ich gab ihm Geld, was ich sowieso vor hatte, aber das war wohl nicht das, woran er gedacht hatte. Ja und dann versuchte er sich einen Kuss zu erzwingen und schrie mich an, dass ich mit ihm gespielt hätte. Dass keine Frau jemals um die Welt reisen würde, die einen Mann zu Hause hätte und ich eine feige, frigide Lügnerin wäre. Und dass er seine Welt zurück haben wolle, für eine richtige Frau. Ich gab ihm die Kugel, mit dem Satz, dass er seine kleine Welt gerne zurück haben könne, drehte mich um, streckte den Daumen raus, stieg in einen schmutzigen Pick up zu einer FRAU auf die Rücksitzbank zu ihrem Hund und zeigte dem Silberschmied zum Abschied beim vorbei fahren den Stinkefinger. Keine richtige Frau jemals… Ich dachte an den Schweizer, der mir stolz von seiner Seefahrer Karriere erzählte und drei verschiedenen Familien kreuz und quer auf der Welt, die nichts voneinander wussten, und dachte mir, ja, stimmt vielleicht! Aber sie sollten – verflucht, sie sollten. Der Stinkefinger war auch für den Schweizer. Und die Frauen, die gerne würden, aber es nicht tun. „Würdest gern Brandung sein – endest als Gischt“. Sollifri

„Ich weiß noch nicht, bin ich ein Falke, ein Sturm, oder ein großer Gesang.“ Rilke

Der Song zum Text 🙂


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Studieren geht über Probieren – oder andersrum?

Wie man an meinem Countdown-Widget auf der Blog-Seite sehen kann, habe ich ein neues und doch altes Projekt 🙂 Aber um von Vorne anzufangen, und die Revolution dahinter nicht zu verschleiern, beginne ich mit dem 05.07.2018. Ein schöner Tag. Ein scheiß Jahr. Und doch wird es mir immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem ich mich getraut habe „DAS SCHREIBEN“ zu studieren. Denn genau an diesem Tag, habe ich den Entschluss gefasst ein neues Abenteuer zu wagen. Nämlich biografisches und kreatives Schreiben zu studieren. Und als wäre das nicht krass genug, auch noch in Berlin! Berlin, die Stadt, welche schon seit 10 Jahren in meinem Hinterkopf als das Endziel herumgeistert. Und dann, eines schönen Tages, scheißt man einfach auf alle „Wenns“ und „Abers“ dieser Welt, und geht einen Schritt, der einfach so ein neues funkelndes Universum vor dem inneren Kompass erscheinen lässt. Das Witzige ist ja, wie man an meinem schon existierenden Blog unschwer erkennen kann, dass es das Schreiben war, das mich immer hat träumen lassen. Es war auch das Schreiben, welches mir die Reise zusätzlich mit Sinn und Verstand gefüllt hat – sowie wenn ich es mir Recht überlege, das ganze Leben. Und es war auch das Schreiben, das immer einfach so aus mir heraus geflossen ist, wenn sonst nichts mehr fließen wollte. Es war immer da, und jetzt bin ich es auch.

Dieser Tag war auch mein fünfter Hochzeitstag. Und was meint ihr was passiert ist? Der Nino saß vor mir, verliebt wie eh und je, und sagte zu mir: „Das Leben „on the fly“ ist es doch, was wir angestrebt haben. Du verbiegst dich seit ich dich kenne, um dieses System-Leben zu schaffen. Aber einmal hast du das gar nicht gemusst – und zwar als du auf der Reise in die Tasten gehauen hast. Es gibt so wenig, was wir einfach so können und lieben, wieso es also nicht einfach machen?“

Mein Vorhaben ist, wöchentlich zu bloggen und auf diese Weise meinen Reiseblog dort weiter zu führen, wo er 2013 in Bali einfach geendet hat. Geendet hat er nämlich nicht, weil die Reise da eventuell schon vorüber war. Neiiin, einfach weil die Reise dort zu Ende war, als ich gerade erst den Eintrag über Bali abgeschlossen hatte 😀 Ist nämlich schon einiges an Leben, in so einer Reise, da kommt man gar nicht hinterher. Ich habe noch Einiges in Petto, und ich hoffe ihr seid noch dabei!

Respektive werden die Einträge möglicherweise etwas anders ausfallen, als in einem eben erlebten Sud der Reisegefühle. Jedoch habe ich etwas sehr Schönes erfahren dürfen. Und zwar, dass es beim biografischen Schreiben gar nicht so sehr auf die gerade beobachteten Details ankommt. Diese kann man nämlich in aber-millionen Reiseblogs auf eine ähnliche Weise verfolgen. Das Herausragende an der Erzählung eines Menschen aus seinem eigenen Leben sind doch die Emotionen, Schlussfolgerungen, Entwicklungen und die verschiedenen Szene-Brillen, die man im Laufe eines Daseins an- und auszieht, je nachdem in welcher verquirlten K… Phase man gerade steckt. Oder auch nicht verquirlten versteht sich. Deshalb ist es auch ein neues altes Projekt – und kein altes Neues. Denn es geht mir dieses Mal noch mehr um das biografische Schreiben an sich. Und ganz nebenbei natürlich darum zu teilen, mitzunehmen, zu sinken und aufzuerstehen, während ich mich wieder hinein versetze, in die wildeste und coolste Phase meines bisherigen Lebens. Taucht mit mir ein in die Revolution und lasst euch mit mir von der Welt wieder ein Stück weit fordern, wecken und verzaubern. Sollifri

Songzeile: „Gestern Nacht lag ich noch lange wach, hab darüber nachgedacht, warum man das was man am liebsten tut, so selten einfach macht.“ Farin Urlaub

Ein Lied zur Einstimmung auf die damals herrschende Situation 🙂

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Das „echte“ Leben

Als ich nach einem Mal umsteigen in Jakarta endlich in Bali ankam, setzte ich mich in schon dämmerndem Tageslicht auf eine Steinbank und rauchte erst ein Mal mindestens 5 Zigaretten, bis ich das Gefühl hatte, dass meine Seele auch angekommen war. Die Welt wirkte so surreal um mich herum, tropische Luft, aufdringliche Taxifahrer vor denen man sein Gepäck verteidigen musste – ein vollkommen fremder Ort, an dem ich natürlich nicht geplant hatte, wohin ich eigentlich wollte, wenn ich aus dem Flugzeug aussteigen sollte. Und ich grinste. Ein Grinsen dass widerspiegelte, wie schön es für mich war, in echte Abenteuer verstrickt zu sein. Auch wenn die erneute physische Trennung von meinem mir mittlerweile sehr bewusst gewordenen Ehemann, eine Melancholie hinterließ, die ich zuvor so nicht kannte, wusste ich, dass alles nur Stationen auf einem langen Weg waren, der nicht immer so viele Überraschungen für uns bereit hält wie so eine Reise – und es diese in voller Wertschätzung zu füllen gilt. Ich packte meinen mitterweile nicht mehr ganz so schweren Rucksack auf den Rücken und suchte mir einen Taxifahrer, der bereit war, mich zwei Stunden bis an die Küste zu fahren. Die vorbeifliegenden Lichter, um 10 Uhr Nachts noch auf der Straße spielenden Kinder, der warme Fahrtwind und das Gefühl der Selbstbestimmung legten sich sanft um mich herum in dem alten Auto und gaben mir das Gefühl, mir treu zu sein. Als wir an einem Ort ankamen, der zu einer anderen Saison sehr touristisch gewesen wäre, war es schon tiefe Nacht und kein Licht brannte mehr in den Häusern. Und obwohl ich vielleicht panisch hätte werden sollen, wo ich die Nacht verbringen könnte, war ich es nicht. Der Taxifahrer wollte mich jedoch nicht schutzlos auf einer dunklen Straße absetzen und fuhr so lange zwischen den verwinkelten Häuschen umher, bis er einen Mopedfahrer fand und direkt in die große Unterkunftssuche mit einspannte. So landete ich eine halbe Stunde später in einem kleinen Zimmer im ersten Stock mit Ventilator, in dem ich sogar ein Wlan Netz fand und zu Hause Bescheid geben konnte, dass alles gut gelaufen war. Wir schrieben uns wie jeden Tag in den Schlaf und versanken in dem süßen Leiden der Einsamkeit, die man nur spürt wenn man liebt und nicht zusammen sein kann.

Die nächsten zwei Nächte verbrachte ich in einem sehr noblen Bungalow mit teuren Bambusmöbeln und einem schönen Pool vor der Tür. Es tat mir gut, mich auszuspannen und viel zu lesen auf den großen überdachten Liegen im Innenhof der Anlage. Bunte Blumen und Palmen waren überall angepflanzt und auch ein Schlangenterrarium war zur Dekoration hinzu gezogen worden. Eine Anlage die aussah, wie eine Bali-Postkarte 🙂 Aber wie das immer so ist, nach spätestens zwei Tagen Relax-Urlaub bekommt man ein schlechtes Gewissen und möchte die sowieso schwach einkalkulierte Zeit nutzen, um Erlebnisse in sein Lebensgepäck zu stopfen. Sobald ich diesen Gedanken zugelassen hatte, bahnte sich schon eine Reisetruppe von fünf Männern in den Mitdreißigern ihren Weg in meine bis dahin so meditative Anlage und machten Wasserbomben in den Pool, spendierten mir Bier und quetschten mich aus, was ich hier eigentlich so alleine täte. Sie baten darum, in meinem Blog erwähnt zu werden, aber nachdem ich ihre Namen  bis heute schon vergessen habe, muss die Vorstellung von Ihnen ausreichen 🙂 Wir hatten schnell Lust, gemeinsam eine Bar aufzusuchen und saßen dort inmitten gemixter Kulturen mit Cocktails und Sparwitzen auf Barhockern und kicherten stundelang vor uns hin. Die kleine Lokalität war liebevoll eingerichtet und viele Lagerfeuersongs wurden von ein paar Balinesen zum Besten gegeben. Als sie in die Runde fragten, ob jemand etwas singen möchte, war ich beschwipst genug um mich zu melden. Also sang ich „Stand by me“ und „Ain´t no mountain high enough“, gemeinsam mit einem der Barbesitzer und brachte es dieses Mal sogar zu standig ovations! Ein bisschen zu viel Erfolg für mein scheues Herz, danach bekam ich nämlich keinen Ton mehr heraus. Wir saßen auf dem Heimweg noch lange mit Bier auf einer Strandliege und beobachteten den Mond über dem Meer. Manchmal versuchte ich mich immernoch kurz zu wecken und daran zu erinnern, dass so nicht das „echte Leben“ aussieht, nur um mich einen Moment später daran zu erinner, dass jeder Teil des Lebens „echt“ ist und es in meiner Hand liegt, wie ich den größten davon verbringen werde.

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