Als wir am letzten Tag am Lake Toba in der Früh von den Jungs an der TABO Lodge abgeholt wurden, war es ein wundschöner, sonniger Tag. Wir fuhren über lange Straßen, an vielen Batakhäusern vorbei, sahen die Menschen dort in kleinen Dörfern leben, große Vulkane in mystischer Größe und Gestalt. Viel Grün, Palmen, Wiesen, Berge und wilde Straßen…die wir alle auf den Bikes über Stunden an uns vorbeifliegen sahen und staunen durften. Der erste Stopp unserer Sightseeingtour war ein altes Batakdorf, das noch im Urzustand erhalten war. Wir konnten in die Häuser gehen, und den Leuten dabei zuschauen, wie sie für die Touris ihre alten Ritual- und Liebestänze aufführten (auch ich hab einmal wippend, mit so einem langen Schal über beide Schultern bei dem Tanz mitgemacht…ist nicht schwer, man tippelt eigentlich nur mit den Füßen langsam vorwärts und schwingt manchmal die Arme dabei :D). Ich fand die Häuser, die Grimassen, die Schnitzarbeiten, die alten Instrumente und das lange alte Kanu total beeindruckend. Unser nächster Halt war zwei Stunden später (unsere Hintern taten langsam schon weh) in einer Schwefelquelle, die zu einem kleinen dreckigen Schwimmbad umfunktioniert war. Geschlechter waren getrennt und einladend sah das mit Algen und Kalk versetzte Schwimmbad nicht aus, aber als wir darin gebadet hatten (es war unfassbar heiß, und scheinbar zum baden noch abgekühlt worden – deshalb das Schwimmbad), fühlten wir uns weich an und waren tiefenentspannt. Wir aßen in der Bar dazu noch einen grässlich schmeckenden Burger, während die Bedienungen lustlos für unsere Bestellungen davon schlurften und wir Übersetzer für sie brauchten, und waren dann auch schon unterwegs zu unserem letzten Halt – dem Kannibalen-Ritus-Dorf. Ja die Bataks waren noch bis vor zweihundert Jahren damit beschäftigt, Menschen zu essen, die Gräueltaten begangen hatten. In dem Dorf standen eigentlich nur ein paar Hütten in einer Reihe, aber ein großer, alter, knorriger Baum in der Mitte machte die Stimmung gruselig. Unter diesem Baum war ein Steinkreis erbaut worden, der die Sitze der verschiedenen Dorfkönige beinhaltete, sowie einen kleinen in der Mitte, auf dem damals dann der jeweilige Angeklagte platziert wurde. Daneben war die Königshütte, mit einem kleinen Käfig gebaut worden, in dem ein Mensch, wenn er gemordet oder vergewaltigt hatte, drei Tage und Nächte ohne Wasser und Brot auf seine Zeremonie vorbereitet wurde. Sie dachten, dass sich das ¨Böse¨, oder ¨schwarzes Blut¨ in solchen Menschen befand, was durch das Fasten ausgeschwemmt werden könnte. Wenn er das überlebt hatte, wurde er ein paar Schritte weiter in einen neuen, größeren Steinkreis gebracht, an dem auch seitlich eine Steinplatte zum Festhalten existierte. Eine kleine Tribüne für die restlichen Bewohner aller umliegenden Dörfer rundete das Bild ab, und Anwesenheit bei dieser Zeremonie ist Pflicht gewesen. Ein kleiner Batakkalender (der konnten wir auch begutachten, war spannend mit lauter verwirrenden Zeichen) zeigte an, welcher Tag für die Zeremonie geeignet war. Und dann ging das blutige, brutale Spiel los. Der Angeklagte wurde festgehalten und am ganzen Körper mit einem eigens dafür angefertigten, reißenden Messer in kurzen Abständen tief aufgeritzt. Wenn er dann komplett aufgeschnitten und schreiend dort lag, wurden zu zusätlicher Reinigung Zitronensaft und Salz in die Wunden geträufelt und gestreut (das ist schon ne ganz schön sadistische Nummer), und danach kopfüber auf einen Stein gezerrt, an dem er den Kopf knieend in eine Mulde legen konnte, um geköpft zu werden. Ein Mann aus dem Publikum (irgendeiner, der vielleicht Bauer war oder sowas) wurde ausgewählt, die Tat mit einem Machetenähnlichen Gegenstand zu vollbringen. Schaffte er es nicht auf einen Hieb, wurde er selbst gleich mitgeköpft, weil dies als schlechtes Omen galt…und so ging es immer fort, bis es einer schaffte. Der Kopflose Körper fand seinen Platz daraufhin auf einem kreisrunden Gabentisch in der Mitte des Steinkreisen, um dort in kleine Stücke zerteilt zu werden. Das herz wurde ausgepresst und auch in Stücken und Kelchen an die Obrigkeit verteilt…der Rest des Körpers vom ganzen Volk verzehrt. So konnten sie sicher gehen, dass das ¨schwarze Blut vernichtet, oder zumindest in so kleinen Mengen an alle verteilt war, dass es keinen Schaden mehr anrichten konnte. Ganz schön ausgefeilt diese ganze Geschichte oder 😀 Die beiden Jungs verausgabten sich bei ihrer Erzählung für uns, zeigten uns alles als Rollenspiel auf und taten so, als würden sie sich gegenseitig köpfen 😀 Die Heimfahrt war wieder im Platzregen, was aber nicht weiter schlimm war, zumindest nicht für uns, wir hatten Ponchos 🙂 Als wir bezahlten, und uns bedankten, sagte uns unser Fahrer, dass er auch einmal für TABO gearbeitet hatte, aber die Chefin einfach zu streng sei und man sich unter solchen Verhältnissen eingesperrt fühle. Da sieht man mal, dass sie für den Perfektionismus, auch sehr gute Arbeiter verlieren konnte. Wir tranken noch einen schnellen Tee und rannten mit unserem Gepäck zum letzten Boot, das uns wieder zurückbringen würde. Die Insel wurde immer kleiner und der See strahlte noch einmal in seinem schönsten Blau für uns um die Wette, bis die Sterne über den Hügeln zum Vorschein kamen. Vor uns saß ein älteres, holländisches Pärchen, das uns erzählte, dass es fünf Kinder groß gezogen hätte. Und jetzt gemeinsam die Tage, die sie noch für sich hatten in Urlaubgebieten arbeitete und dazwischen (sie hatten gemeinsam nur einen kleinen Rucksack als Gepäck dabei, ich schämte mich in Grund und Boden mit meinen ganzen Taschen 😀 ) in ferne Länder reisten. Indonesien war ja lange Zeit so weit ich weiß holländische Kolonie. Deshalb traf man Holländer wohin man nur guckte. Viele von ihnen, so auch dieser Mann den wir gerade kennen gelernt hatten, waren in Indonesien geboren. Wir mochten die zwei noch so verliebten Reisenden und boten ihnen an, mit uns im Taxi zurück zum Flughafen in Medan zu fahren. Sie waren dankbar und wir sparten uns wieder die Hälfte des Preises…das hatten wir dieses Mal alles wirklich nicht schlecht geplant 🙂 Ich konnte mich in dem klimatisierten Auto auf der hintersten Rücksitzbank zum schlafen ausstrecken und wachte nur kurz auf, um einen heißen indonesischen abenteuerlichen Snack mit den anderen zu essen. Als wir am Flughafen ankamen, mussten wir noch die Nacht auf einem Sofa verbringen, die zwar zu Hauf in dem Teil des Flughafens standen, in dem auch die Reisebüros waren, aber auch schon zu Hauf besetzt waren 😀 wir alle vier schliefen mit Ohropax und Schlafbrille zwischen dem ganzen Getösen, und als ich aufwachte hatte ich von dem holländischen Pärchen einen Zettel auf der Tasche liegen, dass sie uns noch ein schönes Leben wünschten und es toll war, uns getroffen zu haben. Ich habe sie noch beim Einschlafen gesehen, wie sie sich ein Sofa teilten und einen Gute-Nacht-Kuss gaben und dachte mir, dass ist eigentlich die beste Art und Weise, seine Liebe nach so einem bewegten Leben am Schluss noch um sich selbst drehen zu lassen 🙂 Als wir am nächsten Tag im Flugzeug saßen, trauerte ich noch einmal kurz dem Dschungel hinterher. Wir verabschiedeten uns in Gedanken von Jacky und freuten uns aber auch darauf, in Bangkok zu landen…und dann als mein Geburtstagsgeschenk den Tigertempel wirklich doch noch mitnehmen zu können 🙂 Wir verrückten Umentscheider…alles haben wollen, nichts planen können und letztendlich trotzdem immernoch bekommen 😀 Die Bauersfrauen halt …Sollifri
Summatra
Kannibalen
Don´t Palm us off
Morgens um halb fünf! Stiegen wir völlig übermüdet aus dem Bett und schleppten unser schweres Gepäck den Weg zurück über die lange Hängebrücke zu dem schon wartenden public bus. Wir setzten uns ganz vorne hinter den Fahrer, weil wir dort auch die Beine ausstrecken konnten. Die Fahrt sollte laaange werden und die Breite der Sitze ließ zu wünschen übrig 😀 Aber man durfte im Bus rauchen, schon alleine weil die Türen meistens während der Fahrt offen standen und ich versuchte, wieder einmal mit Eisenfedern im Hintern und unter etlichen Verrenkungen zu schlafen. Viele Schulkinder fuhren mit diesem Bus über die hügelige Straße vier bis fünf Stunden nach Medan in ihre Schule, ohne eine Miene zu verziehen. Das Quietschen, krachen, und heulen des Busses machte es einem schwer, sich auf den inneren Schlafbedarf zu konzentrieren. Nach ca. Einer Stunde war der Bus so brechend voll und laut, dass man keinen Platz und auch kein Trommelfell mehr besaß und man wünschte sich einfach nur, dass die Fahrt endlich enden würde. Muslimische und christliche Schüler saßen nebeneinander und quatschten wie europäische Schulkinder, und mich faszinierte dieser liberale Umgang miteinander. Bei Kindern ist das alles noch einfacher, die nehmens einfach wies is. Gemault wird nur, weil es so beigebracht wurde…egal über was. Die weißen Schleier der Mädchen glänzten makellos über den Kopf gebunden wie ein kleiner Schrein durch den dreckigen Bus, der an kaputten, einzeln stehenden Häusern anhielt, um jedes einzelne Kind aufzusammeln. Ich konnte nicht einmal meine schwarzen T-shirts sauber halten auf dieser Reise, und diese jungen Damen sahen aus, wie aus einem Beautysalon in die dreckige Welt in der wir armen Sterblichen uns befinden hinabgestiegen 😀 Irgendwann fünf Stunden später weckte mich meine Mutter und wir hatten es ernsthaft überstanden, und ich schien trotz allem eingeschlafen zu sein…was Müdigkeit nicht alles kann. Wir sprangen in irgendeiner gruseligen medan´schen Straße raus und standen mit unseren Rucksäcken inmitten tausender brüllender Taxifahrer, die einen aber nicht verstehen konnten. Die Fahrt hatte wirklich nur 2 Euro pro Person gekostet…mit dem Taxi hätten wir 80 bezahlt. Also wie man sieht, man kann unfassbar billig reisen, wirft man mal alle Luxusorientierung über Bord. Einem der brüllenden Taxifahrer ergaben wir uns dann, und er brachte uns mit seinem klapprigen Auto (der Kofferraumdeckel fiel fast ab, als er unser Gepäck hinten verstauen wollte) zum Flughafen, von dem aus wir uns erhofften, mit einem Sammeltaxi zum Lake Toba gebracht zu werden. Die ganze Reise war unfassbar anstrengend. Wir aßen indonesisch am Flughafen und fanden ein Sammeltaxi, das allerdings noch auf weitere Passagiere wartete, um so billig reisen zu können. Wir zahlten für diese Fahrt pro Person auch nur 10 Euro für 6 Stunden, saßen in einem klimatisierten Auto mit vier anderen Personen und dem Fahrer und hofften auch dieses Mal einfach nur, dass die Kamikazefahrt (ihr habt keine Vorstellung, wie diese Menschen Auto fahren…es sind teilweise Serpentinen mit zwei Lastern und unserem Taxi nebeneinander und keiner weiß mehr, wer jetzt eigentlich wen überholen wollte und ob hinter dem nächsten U-turn vielleicht noch so ein Irrer im selben Tempo in uns reinschießt) vorbeigehen würde 😀 Das Auto hielt jede Stunde wie ein öffentlicher Bus irgendwo an, alle Passagiere wechselten und die Fahrt ging wieder von vorne los. Man hatte keine Ruhe, ständig saß jemand anderes neben einem in dem engen Raum, dessen Fahrer sich nicht mit uns verständigen konnte. Es war ungemütlich und ruhelos, und als bei dem letzten Stopp noch zwei zugedröhnte Kerle halb ins Auto gefallen sind beim Einsteigen und der Indonesierin neben uns versuchten die Handtasche zu klauen (der Fahrer fuhr Gott sei Dank mit quietschenden Reifen weiter, als sie die Tür zuknallte und zu schimpfen begann…machte ihr jedoch die restliche Fahrt Vorwürfe für das verlorene Geschäft), wollte ich einfach nur noch raus. Das erschreckende war, dass wir 6 Stunden nur durch Palmölplantagen fuhren und ich mir irgendwann dachte, dass das doch einfach nur ein schlechter Scherz ist. Die ganze Insel (und die ist wirklich groß und noch nicht so touristisch) sah irgendwann aus, wie unser geliebter Dschungel. Und heute scheint kein Fleckchen mehr übrig zu sein, an dem nicht irgendein Industriestaat für einen Witz von einem Preis alles zugepflastert hat mit diesen in immer gleichen Abständen angepflanzten, großen, bedrohlich aussehenden Palmen. Im selben Augenblick, in dem ich mit schmerzerfüllten Augen zum Fenster hinausblickte und diese Gedanken mir durch den Kopf schossen, trauerte ich um meine kindliche Auffassung von Palmen. Ein erschreckend reales Erwachsen-werden, der Moment, in dem du Palmen siehst und an Kosmetikartikel und E10 Benzin denkst, statt an den Satz von Rise Against in Swing life away ¨and settle down where palmtrees grow¨. Das häufigste Orang Utan – Sterben in Sumatra liegt an Gewehrschüssen, weil sie vom Dschungel in die Plantagen hinüberhangeln (klar, vorher war da ja auch noch Dschungel) und dann einfach erschossen werden, damit sie die lebenswichtigen Palmen nicht beschädigen. Ist es nicht toll, dafür 50-cent yumyum suppe essen zu können? Manchmal frag ich mich wirklich, was der ganze Dreck soll. Damit das Leben für uns leichter ist, oder vielleicht manchmal billiger…aber nie damit es besser oder gesünder oder wertvoller ist, leiden, sterben und verrotten Menschen, Tiere und Land überall auf der Welt. Und trotzdem kommt es mir manchmal unheimlich schwer vor, immer auf seine eigenen Handgriffe zu achten. Man sieht es mit eigenen Augen, in einem Moment streichelst du einen Orang Utan und im nächsten siehst du, wie er für die yum yum Suppe erschossen wird…und trotzdem ist es nicht leicht, sich gegen die scheiß Suppe zu wehren, wenn du pleite in deinem gereinigten, weit von der Tragödie entfernten Zu Hause sitzt und dir stattdessen ne Dose Bohnen kaufen sollst. Zum Idealismus gehört Verbissenheit und Stärke dazu…und die Aufgabe sich immerwieder mit diesen Tragödien freiwillig zu beschäftigen. Und diese ganzen Dinge beißen sich wieder völlig mit der Luxus-land-Lebensweißheit, dass man all seine Leichtigkeit und Lockerheit dem Leben gegenüber gegen Zielorientierung und Verbissenheit eingetauscht hat. Hach…wenn ich doch nur wüsste, was ich machen soll, aus diesen ganzen Erkenntnissen…gemischt mit meinem schwachen Fleisch. Diskutiere ich mit meinem geliebten Ehemann über diese Themen, sieht die Sache für ihn meistens ganz einfach aus. Werde erfolgreich und verdien Kohle und dann kannst du dir den Luxus des Idealismus leisten. Aber so einfach ist die Sache für mich nicht. Natürlich ist das ein Argument, wofür viel Geld verdienen vielleicht seinen Zweck erfüllen würde. Wie gerne würde ich mir nur Bio-Gemüse kaufen, meine Klamotten selber nähen lassen, immer auf die Herkunft meines Baumatierials achten. Aber das Meer der Zerstörung durch westlichen Kauf ist endlos und am Anfang des Lebens ist es nicht erschwinglich sich KEINE IKEA-Möbel zu kaufen und bei Lidl nach Futter zu suchen. Obs der Verzicht auf Tüten, YumYumSuppen und Billigkaffee rausreißt kann ich nicht versprechen…und ich habs versucht. Ich hab schon oft Phasen im Leben eingelegt, in denen ich mich auf einen RICHTIGEN Lebenswandel konzentrieren wollte…das nur verzichten hat mich noch idealistischer gemacht und die Leichtigkeit des Seins ging flöten…egal ob es um Zigaretten, WG-Mitglieder oder Mülltrennung ging. Also ich glaube, ne Ideallösung hab ich noch nicht. Aber eines weiß ich, ich werde es nicht vergessen, was ich hier gesehen habe und mich daran erinnern, wenn es bei mir wieder Luxustechnisch drunter und drüber geht 😀 Und gleichzeitig darauf achten, dass mir meine Leichtigkeit immer das Wichtigste bleibt…denn wer der Verbissenheit mit Liebe und einem unbekannten Strahlen der Freiheit in den Augen begegnet, der tut der Welt damit auch einen großen Gefallen…vielleicht sogar den Größten. Sollifri
Tangkahan
Die letzten zwei Tage in Bhukit Lawang, verbrachten wir damit, uns den Knasti wieder vom Hals zu schaffen, Pizza zu essen, mit den zwei Jungs auf ihren Bikes noch die Umgebung zu erkunden und ein holländisches Pärchen zu treffen, das uns mit einem süßen Zettel fragte, ob wir uns ein Taxi nach Tangkahan teilen wollten, damit es billiger werden würde. Ich wollte eigentlich mit den Motorrädern der Jungs fahren, aber meine Mum hat da so ihre Einstellung was Motorräder anbetrifft und hat das einfach mal so über meinen Kopf hinweg entschieden, dass wir das stinkende, wackelige Taxi nehmen sollten 😀 Ich war so sauer…unglaublich. Aber wenn ich im Nachhinein darüber nachdachte, war die Reaktion von Tischibur wieder völlig daneben, weil man ihm seinen Ärger auch ansehen konnte und das einfach Fehl am Platz war. Die Beiden hatten einiges an uns verdient und ich glaube, er kam nicht von dem Gedanken weg, dass da doch noch was laufen könnte. Und als meine Mum sich bei unserer Landtour hinter ihn aufs Motorrad setzte und meinte, dass sie mich bei August sicherer aufgehoben weiß, drehte sich seine Mimik und er sprach die restliche Zeit nicht mehr viel mit uns. Aber das bevormundet sein war es, dass mir mit 26 irgendwie zu krass vorkam 😀 Doch wer könnte sich vorstellen in dem Alter alleine mit seiner Mum noch so eine Reise zu unternehmen und dann NICHT davon ausgehen, dass es Momente gibt, wo sie auch die Mama raushängen lässt? Im Nachhinein alles nicht mehr so wild 😀 Jedenfalls saß ich stinksauer in dem heißen Taxi auf ein paar mir in den Hintern bohrenden Federn, schräg, weil meine Beine sonst keinen Platz gehabt hätten, neben einem Typ, der nicht aufhörte mich zuzulabern 😀 Aber die Mum bekam mit der Zeit ein schlechtes Gewissen und tauschte den Platz mit mir, wodurch ich anfing, mich mit der Holländerin zu unterhalten. Sie und ihr Mann waren um die 45 und sie hatten einen kleinen kenianischen Sohn dabei. Er war vier Jahre alt, adoptiert und ziemlich anhänglich und niedlich. Ich war gerade in meiner Teenie-alles scheiße-Stimmung und plauderte deshalb aus dem Nähkästchen, als sie anfing mir Fragen zu stellen. Es interessierte sie, wie es dazu kam, dass ich alleine unterwegs sein wollte, was zu Hause auf mich wartete, was ich studiert hab, warum meine Mum da ist. Und ich sagte es. Ich erzählte ihr von meinem Traum, der mich 6 Jahre durch Raum und Zeit getragen hatte…davon wie die eine Liebe an ihm zerbrochen ist, und die neue kurz vor seiner Erfüllung begonnen hatte. Ich erzählte von dem Moment, in dem ich dem Nino in die Augen geschaut habe und wusste, das ist in DIESER HINSICHT alles, was ich mir je gewünscht habe. Und gleichzeitig in mir eine Stimme geschrien hat, mach bloß nicht den gleichen Fehler noch einmal. Bleibe dir treu…erfüll dir deine Ziele. Kein Mann ist es wert, sich selbst für ihn aufzugeben. Wie mein Mann mich darin unterstützen wollte, meinte dass er mich so liebe, dass er mich auch mit dieser Reise lieber wollen würde, als jede andere. Wie wir vor Angst vor dem was auf uns zukam am letzen Tag vor Abreise von Venedig Heim kamen und eine Stunde im Auto vor der Tür zusammen weinten, weil wir keine Lust hatten, dass der Abschied beginnen sollte. Wie ich nachdem ich von den ganzen weinenden (und dem lachenden meines Vaters und meines besten Kumpels) Gesichtern durch die Passkontrolle wankte und erst einmal vor Schiss vor dem alleine gestarteten Abenteuer mit tränenverschmiertem Gesicht ein Klo ansteuerte und meinen Mageninhalt entleerte. Wie schlecht es dem Nino und mir ging, in dem ersten Monat…wir beide nicht recht wussten, wie wir mit dieser Situation umgehen lernen sollten. Und wie meine Mum meine tief sitzende Angst vorm allein sein und dem Verlust meiner großen Liebe bemerkte, und einfach Hals über Kopf nach Thailand flog, um mir einen leichteren Start zu schenken. Die Holländerin war gerührt von dem ganzen Drama und meinem Mut, das trotzdem unbedingt gemacht haben zu wollen. Sie meinte, dass sie Lifecoach wäre und selbst auch eine Geschichte zu erzählen hatte, die sie mir in einer ruhigeren Minute anvertrauen wollte.
Als wir ankamen, eröffnete sich uns erst ein kleines Büro, in dem wir unser Zimmer buchten (hatten wir in Stefan Loose gelesen) und dann suchten wir es mit den schweren Rucksäcken auf dem Rücken. Es ging erst einmal über eine laaange wackelige Hängebrücke auf das andere Flussufer, an dem wir dann noch einen einigermaßen langen Weg zurücklegen mussten, bis wir in der allerletzen Bungalowanlage ankamen, in dem wir ein atemberaubend tolles Zimmer bekamen. Es war eine kleine Hütte, direkt an der Klippe zum Fluss hinunter. Der große Balkon war sozusagen ein Überhang zwischen den Bäumen. Unter uns ging es bestimmt 7 – 10 Meter abwärts, bis das reißende Wasser strömte und wir waren wieder inmitten des Dschungels…nun aber auf der anderen Seite 😀 Um uns hüpften ständig Affen, die unsere nassen Klamotten und den gekauften Palmzucker stibitzen wollten, auf dem Geländer neben uns balancierten und uns jeden Tag lustig machten. Und auch einen Hund hatten wir, der jede Nacht unter dem Terrassentisch schlief und uns auf Schritt und Tritt folgte…der war wirklich süß 🙂 Wir faulenzten, aßen, tranken Bier und kamen an, liefen am zweiten Tag zu Fuß bis zu der Elefantenfarm (wegen denen waren wir eigentlich da) und schauten uns lange an, wie die Tiere dort gehalten wurden. Sie hatten fast alle diese Hospitalisierungs-Bewegung, in der sie still stehen und durchgehend mit dem Kopf hin und her wackelten. Doch der Preis für das Elefantenreiten war unsagbar teuer, und wenn man versucht, in der Ferne idealistisch zu bleiben, ist es immer schwer abzuschätzen, welcher Preis den man bezahlen soll angebracht ist und auch den Arbeitern, dem Land, den Tieren nicht schadet. Drücken konnten wir den Preis nicht, egal mit wem wir sprachen, wir mussten laut Regel im Büro buchen, und konnten erst dann wieder die zwei km zu der Farm laufen und etwas mit den Elefanten unternehmen. Das Reiten schminkten wir uns ab, weil wir es einfach zu teuer fanden, und dachten, das Waschen würde den Elefanten selbst vielleicht auch besser gefallen. Also hielten wir uns an die Regeln und buchten das Elefantenwaschen, liefen zu der Farm in Badeklamotten und Tüchern und gingen mit zwei großen und einem kleinen Elefanten zum Fluss hinunter (jeder hatte seinen eigenen Guide dabei…ich hab leider das Wort für den Elefantenguide vergessen :D). Es war ein bisschen gruselig, mit diesen riesigen Tieren den schmalen, matschigen Pfad hinunter zu laufen, und nach einer Vorbereitungsphase (was bedeutet, dass die Guides mit den Händen beim Entleeren der Mägen halfen…:/) gingen wir mit den Elefanten ins Wasser. Der kleinste (der trotzdem riesig war) legte sich auf die Seite und ließ sich von uns mit Bürsten schrubben. Das war so komisch 😀 So ein großes, gewaltiges Tier, das sich für uns klein macht und wie eine Babykatze guckt, während man sich um es kümmert. Sie wollten auch, dass wir uns auf den liegenden Elefanten für Fotos draufsetzen, und das borstige Haar kratzte dabei auf der nackten Haut. Mir ist es immer etwas ungeheuer zu Mute, wenn Naturgewalten von Menschenhand unterdrückt alles tun, was ihnen gesagt wird, weil ich kleiner, unbedeutender Mensch dafür bezahlt hab. Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals in Thailand vor vier Jahren lange gesucht habe, bis ich zum Elefantenreiten und -baden eine Anlage gefunden hatte, in der die Elefanten frei herumliefen, Urlaub hatten und wirklich wirklich frei und glücklich wirkten. Ich will das Camp nicht runtermachen, es hieß, dass die Preise deshalb so teuer sind, weil dadurch die freie Elefantenpopulation des Dschungels erhalten würde und die Unterstützung des Staates vor ein paar Jahren weg gefallen sei…aber diese Elefanten wirkten, solange sie im Gehege angekettet an einer Stelle standen, nicht glücklich. Nachts waren sie allerdings frei und solange sie draußen waren, so wie mit uns jetzt, waren sie auch wirklich lustige und normal gelaunte Tiere. Nach der liegender-Elefant-Foto-Session, stellten sich noch zwei von ihnen vor uns und sogen immer Wasser in ihre Rüssel, um uns danach eine Dusche damit zu verpassen. Wir gaben ihnen dafür immer Bananen direkt auf die Zunge und es war wirklich lustig, mit den Tieren zu spielen 😀 Auch drauf sitzen und Fotos schießen war noch drin (es ist, egal wie oft man schon auf einem Elefanten saß, immerwieder hoch…verdammt hoch 😀 ), und dann musste wir uns von den süßen Riesen schon wieder verabschieden…großer grauer Berg 🙂 Auch diese Tiere haben Gesichtsausdrücke, allerdings sieht man, wie erzogen sie sind. Aber wie soll es auch anders funktionieren? So ein Ungetüm muss folgen….sonst kann man keinen Menschen in ihre Nähe lassen. Die Mama war pitschnass und mal wieder hellauf begeistert 😀 Es find an zu regnen und wir gingen den Weg zu unserer Hütte zurück, duschten und waren ein Abenteuer weiter wieder ziemlich glücklich und auf der Suche nach Nahrung. Wir erinnerten uns, dass die Holländer und den Namen ihrer Anlage genannt hatten und fanden sie zu unserer Überraschung auch nach einigen Irrwegen 😀 Sie freuten sich tierisch uns zu sehen, der Kleine lag schon im Bett nebenan, so dass sie ihn hören konnten und wir aßen zusammen und bekamen von ihnen Bier und Rum ausgegeben. Neben uns spielte ein guter Gitarrist am Tisch mit einer schlechten Stimme 😀 und wir lachten und verstanden uns, als hätten wir uns immer gekannt. Und wie vorprogrammiert, ging das Gespräch im Laufe des Abends in die Tiefe.
Und ebenfalls vorgprogrammiert war, dass die beiden mir total viel mitgeben konnten. Die haben sich so von Herzen geliebt und abwechselnd von ihrer Geschichte erzählt, davon, wie sie sich getroffen, gestritten, zusammen erwachsen geworden sind und sie von Anfang an mit offenen Karten gespielt hat. Sie konnte keine Kinder bekommen und hat ihn in dieser Beziehung eigentlich von Anfang an vor die Wahl gestellt, mit ihr und einem adoptierten Kind, oder ohne sie. Und er musste natürlich schlucken, und nachdenken und hat sie aber auf keinen Fall aufgeben wollen. Also haben sie es zusammen durchgezogen und es war kein leichter Prozess. So eine Adoption ist langwierig und sie mussten sich gegenseitig viel stützen, ertragen und an das Ziel erinnern, um es zu überstehen. Nebenbei hat sie mit Krebs, Fehlgeburten und auch manchmal mit seinen Rückziehern zu kämpfen gehabt und das Ende vom Lied war, dass sie trinkend mit uns in Sumatra saßen, darüber strahlten, was sie für ein unglaubliches Kind großziehen dürfen und sich gegenseitig nach all den Jahren anstrahlten, als würde es links und rechts einfach nichts geben, das sie so in seinen Bann zieht. Ich saß da und war einfach von jedem Satz über ihre Geschichte und jedem Blick zueinander schrecklich berührt. Und so erzählte auch ich, abwechselnd mit meiner Mum, die immer versuchte den Nino mit all ihrer Tiger-Mama-Manier in Schutz zu nehmen, davon, was bei mir in dieser Zeit gerade hinter den Kulissen passierte. Also wie der Nino sich anstrengt mich nicht abzuhalten und gleichzeitig zu Hause jeden seiner Schritte als sinnlos empfindet. Und ich so eine große Entscheidung getroffen hab, die mir so wichtig war, aber die Liebe ja auch wirklich echt ist und ich die Reise nicht auf Kosten seiner Psyche oder unserer Liebe durchziehen kann. Und dann hat sie mir etwas sehr schönes gesagt:
¨Die Liebe ist genauso groß und selten, wie die Gelegenheit, sich um seiner selbst willen in die Welt zu stürzen. Dass du geflogen bist, war eine starke und mutige Tat und genauso, ist es wichtig, dass du nicht aufhörst zu schätzen zu wissen, dass dich jemand so sehr liebt, dass er lieber zu Hause zusammen brechen würde, als dich von dir selbst abzuhalten. Natürlich klingt es so, als wäre der Nino noch nicht richtig zu seinem vollständigen Mann herangewachsen…aber das macht in dem Alter ehrlich gesagt noch nicht so viel, so lange seine Liebe erwachsen ist. Du bist jetzt angehalten deine Reise UND deine Ehe auf die gleiche Stufe zu stellen und ihm entgegen zu kommen, wo du nur kannst…ohne auf dich selbst zu verzichten.¨
Das mit dem vollständigen Mann kam daher, dass mir der männliche Part dieser zwei Engel vorher in seiner Erzählung mit einem verschmitzten Lächeln gesagt hat, dass er auch erst zum Mann werden musste, als er diese Frau getroffen hat. Seiner Meinung nach, wird ein Mann erst zum Mann mit einer starken Frau an seiner Seite…ansonsten würde er immer ein Kind bleiben wollen 😀 Er hat es ¨man up¨ genannt und meiner Mum einen unheimlichen Gefallen mit diesem Vortrag getan 😀
Mir kam es vor, als hätte mir zum erstem Mal wirklich jemand geholfen, was diese bescheuerte, langwierige Thema angeht. Natürlich ist es wichtig, dass ich mir treu geblieben bin. Und natürlich ist es nicht planbar, ob man sich unsterblich verliebt. Die beiden waren keine Sekunde erstaunt darüber, dass wir heiraten wollten oder der Sache so viel Gewicht gegeben haben, obwohl ich auf diese Reise gehen würde. Natürlich nicht 😀 Sie sind ja selber Menschen, die alles anders machen als der Rest und mit ihrem adoptierten Kind als Mitvierziger in Budapest leben und versuchen von dort aus, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Sind Reisende, Ungezwungene, und Weltenbeweger. Und so einer, möchte ich auch sein. Ich bin mit einem so herzlichen Kuss auf der Backe von dannen gezogen, dass er noch nachhallte :D, hab mit einem Grinsen im Gesicht mit meiner Mum ein Bier auf der anderen Seite der Brücke getrunken, um dort vor dem Büro, das extra noch einer für mich aufschloss, mit einem Rauschen in der Leitung bei der Steffi vom Reisebüro einen Flug nach Hause zu buchen (nebenbei erfuhren wir, dass die einzige Möglichkeit am nächsten Morgen aus diesem Ort zu verschwinden wäre, in aller Herrgottsfrüh den Public Bus zu nehmen 😀 aber wir beschlossen, dass wir uns noch ein bisschen Tourileben am Lake Toba verdient hatten und dachten uns, na gut, die letzte Tat für die Öffentlichkeit – es war meiner Meinung nach eine große Tat :D), der mein Beweis dafür werden sollte, dass ich beides sehr sehr ernst meine. Meinen Mann zu schätzen und zu behalten und mich zu schätzen…und zu behalten. Sollifri
Rafting in Natura
Nachdem der Morgen schon so aufregend und affig angefangen hatte, konnte der Tag eigentlich nur noch super werden 🙂 Wir packten das letzte Mal unsere Sachen in die Rucksäcke, tranken den letzten heißen Tee mit August und Tschibur, aßen Pancakes zum Frühstück und machten uns dann auch schon auf, um die Krönung unseres Abenteuers in Angriff zu nehmen. Das Wildwasser-Rafting mit vier aneinander gebundenen Reifen. Als wir zwei dann in Badesachen in dem riesigen, reißenden Fluss standen, wurde uns irgendwie doch nochmal ganz anders 😀 Die meisten Leute, die hier am Ufer geschlafen hatten, waren drauf und dran, auch mit ihren Guides in die Reifen zu steigen…also war der Einfall jetzt nicht soooo special, aber cool 😀 Wir waren damit beschäftigt, nicht auf die Schnauze zu fallen, während wir über die spitzen Steine versuchten, durch die seichteren Gebiete des immernoch reißenden Gewässers zu balancieren, und die Kerle verstauten währenddessen unsere Rucksäcke in großen Plastiktüten, die sie mit auf ihren Reifen nehmen sollten. Als wir die Reifen selbst sahen, war die Mami nicht mehr ganz so gut gelaunt. Es waren wirklich einfach vier so Reifen, wie die einer Reifenrutsche in einem deutschen Schwimmbad…nur ohne Griffe und mit einem gespannten Netz in der Mitte, so dass man bequem drin liegen konnte. Die Aussicht war unglaublich. Der FLuss war riesig, links und rechts befand sich dichtester Dschungel, an den Ufern konnte man teilweise Klippen, Wasserfälle oder Riesenvarane sehen und man schaute unfassbar lange nach oben, bis man die Wipfel der großen Bäume mit den Augen erreicht hatte. Das Wasser sprudelte nur so vor sich hin, fand sich an Felswänden aufpeitschend und über spitze und große Steine mitten im Fluss hinfortreißend wieder.
Bald saßen wir schon alle quietschvergnügt (die Mum eher etwas quietschängstlich) in unseren Reifen, wie auf einem Sofa, August war der erste der aneinandergebundenen Reihe. Dann kam ich, danach die Mum und am Ende Tschibur. August und Tschibur hatten lange Stecken in der Hand, mit denen sie zu lenken versuchten und uns immer wieder von Felswänden abstießen, bevor wir in einem Affenzahn auf sie aufprallen würden 🙂 Und Mogli hatten wir noch dabei. Der kleine Reifenträger, der ganz verschmitzt grinste mit einem breiten, frechen Mund, und wirklich ungelogen aussah, wie man sich Mogli als Kind vorgestellt hatte 🙂 Der setzte sich ganz mutig einfach an die Seite meines Reifens und sang lustige Lieder während der Fahrt, ohne auch nur im Geringsten hinunter zu rutschen. Als die Fahrt losging (wir bekamen noch Schwimmwesten übergezogen), sang Mogli schon ¨today I don´t feel like I´m doing anything¨, meine Mutter schrie ständig, dass ich mich festhalten sollte und Tschibur kreischte von hinten ganz hysterisch, um Stimmung zu vertreiten 😀 Ich fand es geil. Wirklich. Das war so ein tolles Erlebnis, ganz sicher auch hundsgefährlich, aber das haben wir gar nicht so an uns ranlassen können…dafür war es einfach zu geil 😀 Wir rasten auch nur so dahin auf dem riesigen Fluss, manchmal stießen wir fast ans linke Ufer, manchmal fast ans rechte. Es war mit Felstwänden gesäumt und dadurch dass von beiden Seiten die Dschungelbäume in den Fluss wuchsen, und das Klima natürlich immernoch tropisch, heiß und drückend war, konnte ich es nur genießen, nass gespritzt zu werden. Wir sprangen mit unserer Gummi-Wasserschlange teilweise komplett in die Höhe, prallten auf Steine, die mitten im Fluss platziert waren und sahen die meiste Zeit nur Wellen, spritzendes Wasser, manchmal den singenden Mogli oder schäumende Spritzfontänen, die uns entgegenkamen…oder von uns ausgingen. Es war besser als jede Achterbahn, wilder, als jede Wildwasserfahrt die ich je gemacht hatte, sogar wilder als damals in der Schweiz auf dem Doubs mit dem Kanu. Die Jungs gaben sich vorne und hinten recht Mühe, mit ihren Stecken irgendwohin zu lenken, aber es schien mir, als wäre das nicht so einfach 😀 Sie waren dafür, WIE wild das Wasser gewesen ist, allerdings wirklich gut. Es gab nur eine etwas unlustigere Situation (das heißt, ich hab schon gelacht, aber die Mum danach nicht mehr so), und das war, als August uns mit seinem Stecken einmal nicht vor einer Felswand auf der linken Seite retten konnte und beim Aufprall ER derjenige war, den es vom Reifen geschmissen hat 😀 Ich packte ihn und half ihm mit Stock und Hand wieder zurück auf unser ¨Boot¨, lachte mich halb tot, und hörte gleichzeitig nur von hinten:¨ Ne oder! Jetzt ist unser Fahrer derjenige, der als erstes vom Reifen fällt! Das wird ja immer besser hier!¨ 😀
Die Fahrt ging lange…bestimmt eine halbe Stunde, und je näher wir an Bhukit Lawang heranfuhren, desto mehr Menschen befanden sich an den Ufern. Irgenwann waren es so viele, dass ich fragen musste, ob die dort alle lebten. August verneinte mir das, die Leute seien für einen Tag hier um Urlaub zu machen, weil Feiertag war. Da fuhren tausende von Menschen wegen einem Tag drei Stunden hier raus, weil sie es selbst eigentlich nicht ertragen können in ihrer stinkenden, vermüllten Hauptstadt 😀 Lustigerweise waren wir durch die ¨ Inlandtouris¨ jetzt auf einmal zur Touristenattraktion geworden. Überall rannten die Kinder am Ufer den Reifen ein Stück hinterher und schrien, winkten und freuten sich. Komischer Moment, wenn du derjenige bist, der so behandelt wird, als wärst du ein Teil dieser so wunderbaren Welt, die du ja selbst nur für einen Atemhauch bewundern und ihr Besucher sein durftest.
Durchgeschüttelt, nass und lächelnd fuhren wir das letzte gerade Stück an all den freundlichen Gesichtern vorbei. Die Dschungeltour war zu Ende, und hat mehr gehalten, als verprochen war. Worauf ich mich am meisten freute, war kein Loch mehr zum scheißen graben zu müssen 😀 Die Sonne glitzerte vor uns über das Wasser, kichernde Mädchen badeten im reißenden Fluss, ohne fortgeschwemmt zu werden in kompletter Montur (ein großer Teil Indonesiens, wozu auch Sumatra zählt, ist muslimisch. Das Gesetz schreibt vor, dass jeder eine Religion zu wählen hat…andernfalls sind ihm viele Vorteile verwährt, wie Heirat, bestimmte Jobs und Familienzuwachs ohne Stress. Viele sind stolz darauf, wie bunt die indonesische Glaubenswelt dadurch geworden ist…jede Religion ist überall vertreten und existiert nebeneinander. Aber oft war es auch so, dass die Überzahl bedrohlich wurde. Eine Insel, mit hauptsächlich muslimischer Neigung, drängt einen Christen bspw. An Arbeitsplätzen oder in Liebesgeschichten zur Konvertierung, und bei Negierung ist Streit, gesellschaftlicher Ausschluss usw. Nicht selten…vor allem ist es vor einiger Zeit so gewesen. Ein weiterer Nachteil dieses Gesetzes der Religionen ist, dass viele natürlich nur einer Religion angehören, weil sie es müssen…nicht weil sie ihr mit Herz und Verstand glauben) Und wir sprangen an einem Steinufer gemeinsam von den Reifen und hatten uns zu beeilen, damit wir alle gemeinsam mit Gepäck und Reifen ans Ufer kamen, während der Fluss uns in Windeseile noch eine ganze Reise weiter tragen wollte. Ich war so gut drauf, wie schon seit Jahren nicht mehr. Meine Laune hatte einen absoluten Höchstpunkt erreicht. Ich hätte Bäume ausreißen können, meine Energie sprühte Funken und ich konnte und konnte nicht aufhören zu lachen, zu singen und herum zu hopsen. Tschibur sagte mir die ganze Zeit von der Seite, dass ich heute die Queen sei und alle deshalb so viel winkten, Fotos schossen und unserem Reifenkanu hinterher rannten, weil ich so auffallen würde. So schön wäre. Ich dachte mir nur bei mir, dass es sicherlich viele weibliche Geschöpfe gäbe, die sich in diesem Kompliment zu Recht baden würden, aber mir ist so etwas höchst unangenehm und glauben kann ich es auch nicht. Mal abgesehen davon, dass ich um meine schönen und nicht schönen Seiten weiß und ich solche Worte aus seinem Mund eher als Beleidigung verstand, nach unserer zwiespältigen Geschichte zusammen. Und in dem Moment, als ich ihm etwas schlagfertiges antworten wollte kamen ungelogen bestimmt 14 Jungs und Mädchen ans Ufer gelaufen und fragten, ob sie sich mit mir fotografieren lassen könnten. Oh Mann…hättet mein rotes Gesicht sehen sollen. Ich bin sowas von glücklich gewesen, als diese Foto-Session vorbei war und wir pitschnass und mit Sach und Pack, den nächsten Plastikstuhl-Schuppen am Ufer ansteuerten, weil die Mum uns allen ein Bier ausgeben wollte. Bier in Indonesien ist nicht zu unterschätzen…das sind immer 1l-Flaschen und man kann es teilweise trinken wie Wasser…wird aber deshalb auch schleichend und ohne Vorwarnung betrunken 😀 Jeder der mich kennt, ahnt, was dann folgte…
Wir schütteten uns zu…aber richtig 😀 Die Mum wurde mit jedem Schluck spendabler und es gab in den nächsten sechs Stunden keinen Moment, in dem einer der Runde kein Bier in der Hand hatte…und die Runde wurde größer und größer…das halbe Dorf saß in unserer kleinen, von Wärme und Licht erfüllten Uferbude – der Platzregen prasselte auf das Wellblechdach und wir machten Musik. Ich war mutig nach dieser kleinen – oder großen – Reise, und ich spielte auf der Gitarre des hübschen Ladenbesitzers (der war vielleicht 17, aber selbstbewusst und man sah wieviel Verantwortung er trug – für kleine Schwestern, Hundewelpen, den Laden und auch an anderen Orten des Dorfes, weil jeder zu ihm kam und um Rat und Hilfe bat), sang Lieder, die ich mir vorher nicht einmal zugetraut hätte und hatte bald eine kleine Fangemeinde von vielen Sumatra-Gesichtern die alle mitsingen wollten. Die Gitarre ging herum, der 17 Jahre alte Mr. Nice und ich sangen gemeinsam Songs aus seinem Songbook während er spielte, als hätte er nie etwas anderes getan. Bob Marley, Red hot chilli peppers…die ganze Lagerfeuer Palette eben mit Solos, wie man sie in den Songs selbst nicht zu hören bekam 😀 Wir wünschten uns auch manchmal, dass sie uns Lieder aus der Heimat vorsangen und die Inbrunst mit der das aus jeder Ecke des Ladens…von den Gehwegen daneben und auch gleichzeitig aus den Hütten geschah, die war schon mitreißend und magisch, wie man es sich aus einer exotischen Kultur wie dieser wünschen würde. Jeder konnte den Text und jeder sang, egal ob alt oder jung, Frau oder Mann…es war Energie in diesen Liedern und Geschichte. Es ging um die Palmölplantagen, um den geliebten Dschungel, um die reisenden Touristinnen, in die sie sich verliebten und es wurde geklatscht und getrommelt dazu. Ich konnte ab und zu durch die ganzen Gesichter den verklärten Blick meiner Mutter sehen, die strahlend, betrunken und still! Auf ihrem Stuhl saß und den Eindruck machte, als sei sie wieder in dem Moment angelangt, in dem ihr kleines Mädchen Menschen um sie herum aus dem Nichts zu einer Einheit werden ließ, indem sie mit Liebe auf sie zuging. Das ¨kleine Mädchen¨ selbst, bemerkte all diese Dinge nur aus der Erinnerung. Während dieser schöne Tag passierte war sie im Moment, tanzte Barfuß in der Mitte (wortwörtlich, betrunken genug war ich allemal :D) und freute sich erschreckend unschuldig über dieses Geschenk, ohne ihre Rolle darin zu bemerken. Das ist aber ja wahrscheinlich auch der Clue an der Sache…würde man so einen Tag versuchen zu erzwingen, oder sich seiner Wirkung bewusst sein, wäre das Reine an der Sache, die Echtheit und die Spontanität nicht herbeizuführen. Auch Tschibur war an diesem Tag wie ausgewechselt…wie stießen an und lächelten dabei, als würden wir Frieden schließen. Und ich fragte mich, ob die drei Jungs (Tschibur, August und Mogli) noch blieben, obwohl ihre Arbeit erledigt war, weil sie auf uns aufpassen wollten. Es kam mir jedenfalls vor, als würden sie weniger als die anderen trinken und immer ein Auge darauf haben, dass es uns gut ging.
Die Situation fing an sich ein klitze kleines bisschen zu drehen, als der Herr von und zu ¨voll hart¨ sich zu der Gruppe gesellte. Er war der einzige, der sich in den Kreis setzte und zu meiner Mum sagte ¨Bekomme ich auch eine Bier?¨. Sie war verdutzt, aber hatte keine Lust die Stimmung sausen zu lassen und lud ihn mit ein. Er konnte ziemlich gut deutsch sprechen und sang mit einem verzerrten Mund, den man nur aus Filmen von Knastis kennt, schräg die Lieder mit, die wir trällerten und riss Stück für Stück die Situation an sich. Er war anfangs eigentlich ganz interessant, erzählte uns von seiner Ehe mit einer deutschen Frau und seine halbe dramatische Lebensgeschichte, von der ich leider nicht mehr viel weiß 😀 Viel mit Drogen, enttäuschender Liebe, Reisen um die ganze Welt, von allen verraten, heute pleite und hier gefangen unter dem Fußvolk. Tschibur passte mich nachdem ich auf dem Klo war ab, legte freundschaftlich! (Wirklich) den Arm um mich und meinte, ich solle aufpassen mit dem Kerl, weil er gefährlich sein kann und ging wieder. Bald darauf hatte wir auch wirklich genug getrunken, verabschiedeten uns von unserer kleinen Party (der 17-jährige sagte mir, dass er begeistert war von meiner Stimme und noch nie ein Mädchen getroffen hatte, dass Gitarre spielen und singen konnte, das hat mich schon ein bisschen glücklich gemacht 🙂 ) und als Tschibur und August mit der Mum und den Rucksäcken in Richtung unseres Bungalows kicherten, hielt mich der Knasti nochmal am Arm fest, versuchte mir einen Kuss aufzupressen und war schwer enttäuscht, als ich mich wegdrehte und ihm sagte, dass der Tag heute am allerletzen ihm gegolten hat. Ich hab scheinbar Eier gekriegt im Dschungel 😀 Als wir zu viert lachend durch den Dschungel bei der Hütte ankamen, machten wir in unserem Vorzimmer Kerzen an und tranken zu viert noch unseren restlichen harten Banana-Brandy. Na wenn man schon mal angefangen hat 😀 Wir redeten und lachten, als gäbe es kein Morgen mehr. Tschibur erzählte uns, dass sie ¨flexible Moslems¨ wären, also eine gewählte Religion, weil sie ja wählen mussten, jedoch ohne die strengen Regeln. Allerdings war es für ihn ein absolutes Schockerthema, als wir anfingen über Homosexualität zu sprechen 😀 Ich versuchte alles, erklärte von schwulen Hamstern bis hin zu verbotener Liebe, und konnte es auf meine naive Art, die die Mum zum lachen brachte, nicht fassen, wie abfällig die Jungs über dieses Thema sprachen und dachten. Aber das Besondere an der Situation war, dass wir uns austauschen konnten. Wir erklärten uns gegenseitig und ließen uns Raum und Respekt für Antworten, egal wie heikel das Thema war. Es war ernsthaft ein Abend voller Harmonie in meinem Leben…in MEINEM Leben 😀 Die Mum beendete das, indem sie August bat, sich endlich wieder um seine Frau zu kümmern (er erzählte, dass er einen Sohn und eine Tochter habe und sich schon darauf freute, zu Hause nicht mehr kochen zu müssen :D) und die beiden verabschiedeten sich mit einer sehr sehr herzlichen Umamung. Als ich betrunken und mich im Karussel drehend im Bett lag, dachte ich noch einen letzten halbwegs tiefgründigen Gedanken….wenn man mal einen unbestreitbar eigenen Weg eingeschlagen hat, kommen die Geschenke nur so daher geflogen.
Jacky – eine handfeste Begegnung
In der Früh am letzten Tag aufzuwachen war ein echtes Erlebnis. Tschibur zupfte morgens um halb 6 an meinem Zeh, bis ich die Augen aufmachte und winkte mich ganz aufgeregt aus dem Lager. Ich kroch mit verquollenen Augen unter der Plane hervor und was ich dann sah, war dann doch echt ein bisschen krass 😀 Jacky – ein ausgewildertes Orang Utan Weibchen schwang sich direkt über unserem Lager durch die Dschungelbäume – mit einem 6 Monate alten, wild gebohrenen Baby. Ich weckte aufgeregt die Mum und zusammen standen wir strahlend in aller Herrgottsfrüh in der Sonne unter den Bäumen und schauten Jacky dabei zu, wie sie anfing Kontakt zu uns aufzunehmen. Man kann sich vorstellen, wie meine Mutter durchdrehte nach 5 Orang Utan-freien Tagen 😀 Aber Jacky war es noch nicht genug, sich uns so nah und auf den drei vereinzelten Bäumen zu präsentieren – sie wollte unseren letzten Tag zu einem unvergesslichen Moment werden lassen. Tschibur nahm Nüsse und Bananen in die Hand und der riesige Affe war innerhalb von Sekunden auf dem Boden. Und er kam her. Nicht dass ich es nicht unglaublich geil fand, was wir da gerade erlebten, aber man muss bedenken, dass Jacky schon über 20 Jahre in freier Wildbahn lebt und deshalb hab ich trotz Allem erst einmal Abstand gesucht :)Sie war faszinierend. Erst grabschte sie sich die Bananen und verschwand damit wieder im Geäst um sie zu verschlingen. Bananenschalen flogen nur so durch die Gegend 😀 Danach war sie wieder da (ihr Baby immer in gewissem Sicherheitsabstand weiter oben im Baum), und wollte mehr. Nachdem alle Nüsse aufgemampft waren, legte sie eine verschmitzte Mimik auf (laut der Wissenschaft sind Orang Utans auf dem Stand eines 4-jährigen Menschenkindes, können verschiedene Gesichtsausdrücke, Kommunikationsmittel und Gedankenstrukturen fassen) und versuchte immer wieder mit Anlauf und sich ausgedachten Tricks an Tschibur vorbei in unser Lager zu kommen. Und schaffte es natürlich auch 😀 Schwupps, waren unsere Frühstücksbananen auf dem Baum. Ich war ja froh, dass sie unsere Sachen in Ruhe gelassen hatte 😀 Ein bisschen gruselig, so ein riesiger Affe im eigenen Zelt, in dem das komplette Hab und Gut rumliegt. Und als die letzten Bananen und alles andere für Affen essbare aufgefuttert waren stand sie wieder da. Und grabschte 😀 Sie grabschte immer. Tschibur erklärte uns, dass in der Feeding-station, in der sie bis zu ihrem 6. Lebenjahr Futter bekam, immer erst die Hand des Affen genommen und er dann so zum Futterplatz geführt wird. Das hatte sie sich wohl über die letzten 20 Jahre gemerkt 😀 Denn sie versuchte krampfhaft eine unserer Hände zu erwischen. Dieser Affe war nur einen Kopf kleiner als ich, wenn sie auf dem Boden hockte, und ich konnte mir vorstellen, dass sie wohl 40 Mal so viel Kraft hatte. Also versteckte ich mich so gut es ging hinter Tschibur, damit sie mich nicht erwischte und überließ meiner Mum das Händchen halten. Jacky packte also meine Mutter am Arm, und war im Begriff so die nächsten zwei Monate zu verbringen 😀 Zuerst war meine Mutter hin und weg, grinste, knipste was das Zeug hielt und war völlig außer sich vor Freude, von einem Orang Utan angefasst zu werden 🙂 Aber irgendwann bekam sie dann doch Platzangst und bar Tschibur sie zu befreien, der einige Kämpfe mit dem Affen ausfechten musste, bis sie letztendlich den Griff lockerte (indem er ihre Finger öffnete). Sie war sehr frecht, schaute wie ein kleiner Tom Sawyer und verzauberte uns mit ihrer Zutraulichkeit. Tschibur gab ihr gezuckerten Kaffee zum trinken in den weit aufgerissenen Mund (sie schien es zu lieben), und obwohl wir versuchten mit ihm über menschliche Bakterien und Zucker für einen Affenorganismus zu diskutieren, meinte er, aber sie mag es doch, lebt noch und das machen hier alle so. Na gut, wer weiß was die dort durchs Leben lernen, das wir nur aus Büchern wissen. Manchmal, wenn sie zu frech wurde, oder wieder das Zelt ausräumen wollte, hob Tschibur die Hand so über ihren Kopf, als würde er ihr eine runterhauen wollen, und sie zog sich dadurch zurück und bückte sich mit zusammengekniffenen Augen so, als ob sie ein kleiner Hund wäre, der Schläge schon gewohnt ist. Wir fragten, ob sie schon geschlagen wurde in ihrem Leben und er meinte, nein, Affen wissen, was diese Gestik bedeutet und ziehen sich deshalb schon vorher zurück. Bessere Lösung, als es wirklich zu tun hab ich mir gedacht, immerhin ist dieser Affe eigentlich stärker als wir alle drei zusammen. Wenn sie das wüsste, hätten wir ausgeschissen 😀 Der letzte Akt mit Jacky war, dass ich auch endlich zu ihr hin bin, ihr oranges strohiges Fell kraulte und sie sich genießend der Länge nach ausstreckte, um sich von mir und der Mum verwöhnen zu lassen. Mein Gott war das süß…so ein menschliches Tier. Als Jacky wieder in den Bäumen verschwand, weinte die Mum ihr noch mindestens eine Woche hinterher…säuselte immer ihren Namen und wollte wieder zurück zu ihr 😀 Aber ich konnte sie schon verstehen, die Begegnung war so beeindruckend wie die, mit einem wirklich besonderen Menschen. Vielleicht sogar noch besser, denn immerhin ist unser weiblicher King Lui seltener und um einiges echter, als es ein Mensch je zu Stande bringen würde….Sollifri
The final countdown
Die Märchen-Schauplätze wurden und wurden nicht weniger schön. Von der einen Wasserfallschlucht, zur nächsten Dschungelbach-Gabelung, um dort wieder in einer glitzernden Welt festlich zu essen, Spiele zu spielen, zu einem Wasserfall-pool zu klettern und dort auch unserem Cobra-Mann, sowie einem Riesenvaran zu begegnen. Der Riesenvaran war ungelogen mindestens einen Meter lang (ohne Schwanz) und lief einfach am gegenüberliegenden Ufer vom Gebüsch zum Bach und dann wieder zurück. Das war vielleicht ein beeindruckendes Tier. So etwas einfach so nebenbei zu sehen, während man sich von seiner Tour ausruht, die wieder eine Kletterpartie sondergleichen gewesen ist, versetzt einen immer wieder so in Staunen über das eigene Leben, dass man sich manchmal kneifen muss, um sicher zu gehen, dass das gerade wirklich zum Alltag gehört. Und das gegenüberliegende ¨Ufer¨ war nur fünf Meter von uns entfernt 😀 Als wir unseren letzten Trekk antraten, waren wir schon so an das Leben unter der Plane am Fluss gewohnt, dass es schon beim Gehen ein bisschen traurig stimmte, dass das Abenteuer jetzt bald zu Ende sein sollte. Aber was den Trekk anbetrifft, übertrafen wir uns an diesem Tag mindestens 10 Mal selbst, denn es war eine Erhöhung nach der anderen, die wir mit der Abrundung eines unglaublich steilen Abstiegs innerhalb von 7 Stunden nahmen. Und im Dschungel laufen ist einfach anders. Es gibt keinen Weg, und keinen festen Tritt. Wir hatte außerdem immer Chucks oder Sandalen an und rutschten dann doch des öfteren aus, wenn eine Wurzel brach, ein Schlammloch tiefer war als erahnt oder die Liane, an der man sich um einen im Weg stehenden Baum schwang zu reißen drohte. Aber dass ich so etwas geschafft habe, bedeutet mir wirklich Einiges. Es gibt keinen unsportlicheren Menschen als mich, aber eine Sache habe ich, die mir bei so einer Aufgabe hilft, und das ist Biss. So etwas in sich selbst zu entdecken macht immer wieder ein kleines bisschen stolz und ich habe diesen langen langen Aufstieg, sowie die teilweise auch etwas gefährliche und steile Rutschpartie nach unten mit guter Laune, schweißnassem Körper und motivierten Schritten genommen. Und durch diese sieben Tage um die fünf Kilo abgenommen 😀 So als kleinen positiven Nebeneffekt…habe mir schon überlegt, wie ich wohl aussehen würde, wenn ich mal einen Monat Dschungeltour mache?
Wir kamen jedenfalls pitschnass, und dieses Mal wirklich völlig fertig, dreckig und in der Abenddämmerung an unserem letzten Lagerplatz an. Während wir zu diesem noch ein kleines Stück vom Fluss entfernt wieder aufsteigen mussten, passierten wir ein paar Lager der anderen Dschungelreisenden und waren wieder in einem Stück Zivilisation angelangt…komisches Gefühl. Nur das hören von Stimmen, das Sehen von anderen Gesichtern war fast schon wieder gewöhnungsbedürftig. Mudi, unser verschollener Guide, wartete mit kaltem Bier auf uns und wir warfen uns in die letzten trockenen, nicht ganz so stinkenden Tücher die wir hatten, tranken, lachten und waren wirklich am Ende des Trips angekommen. Am nächsten Tag sollte es mit den Rafting-Reifen den riesigen reißenden Fluss unseren kompletten, gelaufenen Weg zurück nach Bhukit Lawang gehen…die Mum freute sich schon 😀 Sollifri
Das Dschungelcamp
Es mögen sich vielleicht alle Dschungelgeschichten ähneln, die man nach so einer Tour zu erzählen hat, aber während man sie erlebt, fühlt sich jede einzelne an, als hätte man Phantasie zu Realität gemacht…immer wieder neu und aufregend, auch wenn es sich nüchtern betrachtet bspw. nur um den 10. Wasserfall handelt, den man eben im Dschungel entdeckt, in ihm badet, seine sprudelnde Lebendigkeit direkt in das eigene Herz blubbern lässt.
Nachdem ich beim letzen Eintrag einen kurzen Abstecher in die schockierende und überraschende Welt des Reisens eingeschoben habe (auch weil sich viele Themen die mir dazu im Kopf herumschwirrten nunmal im Dschungel ergeben haben), möchte ich den objetiven Leserblick nun wieder zu unserem letzten Lager of thousand Waterfulls (so hat Tschibur Waterfall immer ausgesprochen…das war irgendwie niedlich :D) schweifen lassen.
Als wir morgens von Sonnenstrahlen gekitzelt erwachten, waren wir wie erwähnt nicht weg geschwemmt, aber die selbst gebastelten Angelrouten, mit denen mir die Jungs das Wildfischen beibringen wollten (das wär der Hammer gewesen) leider schon. Allerdings hatten wir die Ruhe mittlerweile so weg, dass wir auch einen ganzen Tag in der Sonne am Fluss sitzen konnten, unsere Sinne uns in einen Meditationszustand versetzten, und wir badeten (dabei wurde ich fast von einer Riesen-Dschungel-Spinne gefressen :D), Schnitzten, aus Deepak Chopra vorlasen, tee tranken, rauchten wie die Könige und das alles auf einem großen, einigermaßen unbequemen Stein sitzend, der sich direkt vor unserem Lager stehend dafür anbot.
Dieser Tag war etwas Besonderes für mich, einfach weil ich gedanklich ganz frei war (endlich) von Deutschland, Beziehungsproblemen, Leistungsdruck, Erlebnisdrang und vor allem von Selbstzweifeln. Diese Selbstzweifel. Der Moment, nach gefühlten 100 Jahren des ¨Hirnficks¨ zu merken, dass der Kopf einzig und alleine ein Lied singt (wir sangen ¨the River is flowing¨ in den Fluss hinein), wenn er gerade singt…dass er schnitzt, wenn er schnitzt…dass er wie von selbst, angereichert mit sauberer Luft und sauberen Gedanken und Gefühlen, unmerklich in einem Zustand gelandet ist, der sich wirklich als ¨gereinigt¨ bezeichnen lassen würde. Mein Herz, mein Verstand und mein Lächeln wurden pur, clean und wieder vertrauenswürdig…vor allem im Spiegelbild. Ich fing an, mich leiden zu können 🙂
Der Abend war romantisch und aufregend, da Tschibur uns auf einem Felsvorprung über dem Lager ein großes Lagerfeuer zum brennen brachte und wir nach ein paar Stürzen und Ausrutschern (die Steine waren nach kurzen Schauern immer spiegelglatt und man flog, wenn man flog, immer so blitzschnell und ohne Vorwarnung der Länge nach auf die Fresse, dass man ohne blauen Fleck gar nicht davon kommen KONNTE :D), selig dort auf einer Isomatte Platz nahmen (bewegen war danach allerdings auch nicht mehr so gut, weil man genau so saß…und zurück laufen musste, dass man beim Ausrutschen einfach direkt ins festliche Feuer gefallen wäre :D). Wir lachten viel an diesem Abend, redeten mit den Jungs Blödsinn und aßen wie die Könige, nachdem August neben dem Feuer auf einer Decke aufgetischt hatte. Es gab wie immer winzige scharfe knusprige Fischlein (mehr für die Kerle, weil wir davon nicht aaaall zu viel runterbekamen…scharf heißt in asiatischen Ländern schon meistens auch scharf :D), so etwas wie dicke knusprige Kartoffelrösti (ich hätte sterben können für das Zeug mitten im Dschungel 😀 Und nachdem August das wusste, machte er doppelt so viele an dem Tag und keiner wollte eines anrühren, weil sie es so genossen mir dabei zuzuschauen, wie ich sie grinsend und mampfend in mein mit jedem Bissen noch besser werdendes Leben katapultierte :D). Außerdem gab es immer viel Reis und verschiedene Currys. Meist eines mit milchiger milder Soße und Kartoffeln, Karotten, verschiedenem Gemüse eben und noch eine kleine Eisenschüssel mit gepflückten Blättern aus dem Dschungel, die wie perfekt zubereiteter Spinat schmeckten. Und was am ersten Abend noch als gebratene Hühnchenflügel serviert wurde, war die darauffolgenden Tage durch angebratenes Tofu und Hash Browns (den Begriff kenn ich jetzt aus Neuseeland für Rösti…he he) ersetzt worden. Aber ohne Übertreibung, es war das beste Essen, das ich mir hätte in dem Augenblick vorstellen können. Das schmeckte SO gut, dass wir gar nicht aufhören konnten den August zu loben, der deshalb immer nur verlegen grinste und sich jeden Tag noch mehr Mühe gab 😀 Der Tag endete somit wie jeder damit, dass wir teils mit den Händen, teils mit dem Löffel (in Sumatra wird mit den Fingern, nicht mit Stäbchen geschlemmt…was vor allem deshalb befremdlich ist, weil es bestimmte Techniken dabei gibt 😀 also man hat Reis und Curry zwar auf zwei verschiedenen Seiten seines Tellers, aber tunkt eine kleine Hand voll Reis mit den Fingern in das Curry, versucht noch Gemüse mit zu nehmen und lässt es dann wieder abtropfen bevor man es in den Mund steckt…ohne dass Mund und Finger sich berühren und auch ohne, dass etwas daneben geht…jemals…das hab ich mit meinem Löffel nie geschafft :D) fabelhaftes Essen unter einem fabelhaften, zwischen den hohen Wipfeln über dem Tal auftauchenden Vollmond, neben unserem riesigen Feuer in einer tropischen, warmen Nacht in uns hinein stopften, bis wir drohten zu platzen (konnte mich danach eine Stunde lang nicht mehr bewegen :D). Als Nachtisch hatten wir selbst gemachten, richtig scharfen Ingwertee, indonesische Butterkekse und die süßen Zigaretten, in die meine Mum sich in Sumatra so verliebt hatte 🙂 Sie knisterten, schlugen kleine Funken und schmeckten bei jedem Zug ein bisschen wie Türkischer Süßkram 😀 Eine fantastische Welt, in der wir da gelandet sind…in der Zigaretten ein kleines Feuerwerk schießen, jedes Mal, wenn man an ihnen zieht, Essen, dass über einem kleinen Feuer mitten im Dschungel ohne viele Zutaten gekocht wurde besser schmeckt, als jedes andere eines deutschen 5 Sterne Kochs, und einem leer gefegten, sich sauber fühlenden Mädchen, das langsam aber sicher doch zu einer jungen Frau wird…mit 26 😀 Die Tasse leeren, bevor man sie füllen kann…oder wie war das? 😉 Sollifri
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Unten am Fluss…
Zwei Nächte auf unseren halb aufgeblasenen Isomatten und einer Begegnung mit Rango (großes Chamäleon mit geradem Schwanz und grinsendem Gesicht, der sich in der zweiten zu unseren Füßen gesellte und mich unentwegt anstarrte bis ich Angst bekam 😀 ) weiter, hatte uns die Aufbruchsstimmung wieder. Die kommende Mission war ganz nach meinem Geschmack. August (der uns immer sympathischer wurde, weil er einen immer freundlich und sportlich wie er war, umsorgte wie eine Oma und das Essen jeden Tag noch ausgefallener und fabelhafter wurde) sprintete mit Zeltplane, Kochutensilien und Holz auf dem Rücken wie ein Fantasy-Waldläufer (oder der Nachrichtenüberbringer von Zelda) vor uns zum neuen Lager, und wir drei kamen mit Stock bewaffnet langsam durch das Wasser flussaufwärts hinterher. Durch den täglichen Sturzregen, der auch teilweise schon nachmittags einsetzte und in dem wir ja übermütig wie wir waren einen Trekk hingelegt hatten (Tschibur lachte er hätte noch nie in seinem Leben Leute im Regen durch den Dschungel geführt), war alles an Kleidung feucht, nass oder sogar schon am schimmeln (meine Messerscheide und meine Ledersandalen, sowie der Reisepass, den ich logischerweise und gut durchdacht im Dschungel ganz besonders dringend gebrauchen konnte). Aber da die Luftfeuchtigkeit und das Klima tropisch und heiß waren, fror man selten und wurde sehr schnell immun gegen schlechte Laune, was nicht trocknende und modrige Kleidung anbetraf 😀 Und so lief ich quietschvergnügt über Stock und Stein (auch manchen Fels) durch den stark strömenden Fluss, auf meinen schimmelnden Sandalen und machte mir manche tiefe Stelle oder rutschige Oberfläche zu einer neuen Herausforderung, durch gefüllte Hände voller gefundener bunter Steine, die jetzt natürlich zum tragen und nicht mehr zum klettern benutzt werden mussten 🙂 Die Mum hatte an dem Weg weniger Spaß, dafür war sie bei unseren Bergauftouren nicht ein mal annähernd so fertig gewesen wie ich.
Als wir drei Stunden später wiedermal ziemlich nass und glücklich an unserem zweiten Lager ankamen, rauchte schon das Feuer von August, wir bekamen heißen Tee, Kekse und eine wunderschöne Aussicht geboten und wurden immer seliger mit unserem Abenteuer.
An diesem Tag schienen wir energetisch allerdings zu strotzen 😀 Denn uns war es einfach noch lange nicht genug mit dem Klettern und rutschen und baden und vor allem mit dieser unfassbar geilen Atmosphäre. Wir gingen also zu zweit in Bikinis und barfuß noch ein bisschen weiter den Fluss entlang, was man nicht lange als ¨gehen¨ bezeichnen konnte. Die Sonne scheinte an diesem Tag durchgehend und glänzte hier und da durch das satte grün um uns herum, zeichnete tanzende Schatten auf die umgefallenen Baumstämme und Felsen auf denen wir todersmutig balancierten und brachte den rauschenden Dschungelbach zum glitzern. Das Lager war direkt an das Ende des geraden Flusslaufes platziert, hinter dem sich ein kleiner Wasserfall vor dem nächsten größeren Befand und so ging es immer fort. Wir erklommen die ersten beiden noch über die Felsen und Bäume auf der rechten Seite des Flussufers und mussten bald darauf schon in das kühle klare Nass springen um weiter zu kommen.
Während wir da so barfuß und mutig alleine rumtapsten war mir, als würde ich für einen kurzen Augenblick die Szene von oben beobachten und in mich hinein lächeln, wie cool es doch ist, so einen Scheiß mit seiner Mum zu machen. Mit 26 Jahren, irgendwo in Sumatra, mitten im Dschungel. Keine Menschenseele ist um einen herum und jeder Schritt den du tust, könnte der erste sein, der an dieser Stelle je gelaufen wurde.
Wir fanden auf der nächsten Erhöhung (das war der dritte Wasserfall in Folge, dieses Mal schon um die fünf Meter hoch) einen Weg, die nassen Felsen durch Steinmulden, in die unsere Füße passten, zu erklimmen. Auf dieser Erhöhung war schon so etwas wie ein Teich, in dem man auch komplett versinken konnte, zu finden. Wir badeten, tauchten und freuten uns tierisch richtig mit Wasser bedeckt den ganzen Schlamm und Schweiß richtig abwaschen zu können, der sich im Laufe der Zeit an einem festsetzt bei so einem Leben 🙂
Aber damit war natürlich noch nicht genug, denn immerhin konnte ich ja sehen, dass es da noch weiterging. Zuerst dachten wir, das wäre das Ende unseres Trips, denn dieser Wasserfall hatte schon eine Länge von sieben Metern und die Steine waren so glatt und rutschig und vor allem steil, dass man sie so wie wir dastanden, nicht hätte besteigen können. Aber da sah ich einen großen, der Länge nach umgefallenen Baumstamm, der genau aus unserem Teich bis an die Spitze des Wasserfalls reichte 🙂 Sah nass aus, und alt. Wenig steil war er auch nicht und an manchen Stellen hätte man an ihm nicht hinunterfallen sollen, denn der Weg war doch etwas länger als ungefährlich kurz. Aber ich probierte es kurz über dem Wasser aus und merkte, dass man mit den Füßen trotzdem einen guten Halt hatte auf der Rinde (bei späterer genauerer Betrachtung haben wir auch ein paar Kerben in dem Holz bemerkt, also musste wohl auch schon mal jemand vor uns auf diese Idee gekommen sein 😀 Und auch August ging DIESEN Weg zum nächsten Lager wieder alleine mit seinem Monstergepäck – also waren wir wohl nicht Entdecker, aber immerhin vielleicht die ersten Touris, die den Stamm bezwangen 😉 ). Wir gingen also wie Tarzan, bevor er das Laufen auf zwei Beinen lernte, diesen Baum hinauf und wackelten wie Äffchen mit den Hintern dabei 😀 Zu meinem Erstaunen, war auch die Mum noch nicht müde und wollte auf keinen Fall unten bleiben. Und dieses Mal, als wir aufgedreht und keuchend auf der höchsten Stelle der zu erklimmenden glänzenden Wasserfälle angekommen waren, tat sich vor uns etwas auf, das man mit einem ¨Crystal Pool¨ beschreiben könnte. Das Wasser war glasklar, sauber, kalt und wunderschön. Es gab in dem großen Becken viele vereinzelte tiefe Stellen, in denen man schwimmen konnte und eine weckte ganz besonders unsere Aufmerksamkeit. Wir bahnten uns einen Weg durch den mittlerweile schon stärker reißenden Fluss, und konnten dort, wo das Wasser von dem nächsten Wasserfall einschlug, eine Stelle finden, die mit einem Whirlpool hätte verglichen werden können. Das Wasser sprudelte durch den Fall von unten nach oben, und ein kleiner Steinkreis, in den man sich bequem wie in eine Sitzbank lümmeln konnte, bot Schutz davor, abgetrieben zu werden. So saßen wir also in unserem selbst entdeckten Dschungelwhirlpool, lachten über die Situation, schauten verträumt nach oben in die hohen Wipfel der Bäume, atmeten die saubere, in Unmengen vorhandene Luft ein und hörten Affen, Vögel, Wind, Wasser und Luftblasen. Sonst nichts. Sogar eine Rückenmassage konnte man sich geben lassen von dem herunterströmenden Wasserstrahl…besser als jedes deutsche Schwimmbad, das muss man dem Dschungel schon lassen…Luxus pur 😀
Also diese abenteuerliche Aktion hatte sich schon mal gelohnt muss man sagen 😀 Was ich da gesehen und gefunden und gelacht und gespürt hab…das bleibt mir im Gedächtnis. Sowas ist einzigartig im Leben…obwohl so simpel. Und wie es dann weiterging war auch nicht zu verachten 😀 Wir mussten ja dann doch irgendwann auch wieder runter von unseren ganzen bestiegenen Wasserfällen 😀 Und so lösten wir uns durchgebrodelt von unserem Crystal Pool und setzten uns auf den oberen Rand der nassen, glitschigen Steine des 7-Meter-Wasserfalls, um zu überlegen, wie wir das jetzt andersrum anstellen sollten. Der Stamm sah umgekehrt verdammt steil aus und die Steine waren so rutschig, dass man nicht mal auf ihnen stehen konnte…geschweige denn herunterklettern. Ich sah, dass der Lauf des Wassers eine Biegung machte und nach der Hälfte der Strecke ein Felsenabsatz zu finden war, an dem man dann nach links auf einen trockenen Vorsprung übersetzen könnte, statt nach Rechts mit dem Wasser in die tiefe zu strömen und im unbekannten Getöse zu verschwinden. Ich machte der Mum den Voschlag, dass ich versuchen wolle auf dem Hintern bis dorthin zu rutschen…langsam versteht sich…um dort dann zu bremsen und den Rest wie logisch geplant auszuführen. Sie nickte brummelig (immer besorgt diese Mamas) und ich rutschte…flutsch…und weg. Ich war innerhalb von einer Zehntel Sekunde so schnell, dass das Bremsen an dem Vorsprung in ein als Schanze verwenden umfunktioniert wurde und raste in einem Affentempo mit dem stürzenden Wasser über ein paar spitze vorstehende Felskanten in das schwarze tiefe Loch. Alles was ich hörte war Getöse, ein Schrei von hinten, dann Geblubber und dann war ich auch schon wieder oben 😀 Spitze Felskanten konnten mir bei meinen Polstern nur Geschwindigkeit verschaffen, statt Verletzungen und so hatte ich einfach nur eine geile Dschungel-Wasserfall-Rutschpartie ergattert 😀 (Wenn ich ehrlich bin, ist mir in dem Moment, in dem ich nicht wie geplant bremsen konnte einfach nur das Herz in die Hose gefallen…ich hatte glaub ich selten in meinem Leben so Schiss vor dem, was mich erwarten könnte und ein umso breiteres Adrenalingrinsen auf dem Gesicht, als ich auftauchte und bemerkte, dass es einfach nur geil war 😀 ). Die Mum lachte, und schüttelte gleichzeitig den Kopf von oben (meist gesehene Pose in meinem Leben von ihr zu mir) und schaffte es dann doch, mit rutschen und tasten und sich Zeit lassen bis zu dem Baumstamm und den dann verkehrt herum hinunter. Wäre wohl einfacher gewesen das von vorneherein zu probieren 😀 Aber ich hätte meine geile Story nicht im Kasten…die werd ich meinen Kindern noch erzählen 😀 Mit Stolz geschwellter Brust ohne Applaus sondern nur gelangweilte Gesichter dafür zu bekommen, weil ich sie dafür davon abgehalten habe noch eine Stunde zu zocken vor dem Schlafen gehen 😀 Wir kamen nach dem Erlebnis hungrig und rechtzeitig zum Sonnenuntergang am Lager an und mampften, und erzählten und strahlten was das Zeug hielt.
An dem Abend hatten wir den Regen genau so abgepasst, dass er begann, wenn wir in Sicherheit waren. Aber es regente so heftig, dass wir in der NachtAngst haben mussten, bald vom Fluss weg getragen zu werden. Und so saßen wir zu viert ängstlich das Wasser beobachtend hinter dem Schutz unserer Wandplane (von außen konnte man wohl bloß vier Augenpaare und Haarschopfe sehen) und spekulierten darüber, was wer macht, wenn ein Tiger, eine Schlange, eine Flut, ein Riesenvaran, ein Nashorn oder ein Elephant kommen würde. Tschibur meinte er könnte uns beschützen und wir sollten einfach nur ruhig sein, Fotos machen und uns freuen 😀 Die Mum war nicht davon überzeugt…meinte sie würde unsere Guides verfüttern um ihre Tochter zu retten und ich…naja, ich dachte mir, beides schwierige Charaktere 😀 Aber eine echte Lösung hatte ich ehrlich gesagt auch nicht…habe mich an dem Abend dafür entschieden, es mal damit zu versuchen, keine Angst zu haben (Will Smith mäßig zu ghosten also)…denn Angst zieht ja bekanntlich nur an, was man am wenigsten möchte. Also schlief ich im Jahrhundertregen wie ein Baby und wachte im Gegensatz zum Rest ausgeschlafen, glücklich, entspannt und vor allem bestätigt wieder auf 🙂 Sollifri
Ich denke nicht…also bin ich endlich…
Ich hatte das erste Mal seitdem ich weg war wirklich so ein Gefühl der absoluten inneren Ruhe. Das mag vielleicht etwas klischeehaft klingen, so Natur…Ruhe…Freiheit…aber es ist wahr. Wir hatten den Luxus nur zu zweit und ohne Sorgen oder Aufgaben diese Schönheit in uns und um uns leben und erleben zu dürfen. In dem ersten Lager schliefen wir zwei Nächte und fühlten uns danach schon wildnistauglicher denn je 🙂 Der Tag begann mit bananapancakes, ging weiter mit im Dschungelbach baden, Unterhosen mit Ökoseife waschen, Schachfiguren schnitzen (Tschibur machte neben seinem Guide-job Schmuck aus Kokosnüssen und konnte mir deshalb einige Tricks zeigen) und einem verrückten Trip im Tropenregen den noch unerforschten Abhang unseres Tales hinauf. Wir lachten und kicherten in dem uns vollständig durchnässenden Regen, ich rutschte auf den lila Lieblingschucks ständig auf einer Wurzel oder Schlammloch aus, musste mich an Bäumen, Lianen oder dem Boden festhalten und mochte mein Leben ungemein in diesem Augenblick 😀 Wie wir da so liefen, manchmal im Regen, manchmal in der Sonne…Tschibur uns Rinde, Blüten und sonstige Waldmedikamente zum essen gab und ich merkte, wie mein Hirn mit jedem Schritt mehr leer gefegt war, da wurde mir gaaanz laaaangsam bewusst, wie schön es sein kann, einfach mal nicht zu denken. Ich sehe es ja schon als eine meiner guten Eigenschaften an, nicht angestrengt davon zu sein, mich immer gedanklich mit meinem Leben auseinander setzen zu können. Und gerade deshalb, ist mir nie ohne Anreiz aufgefallen, wie schwer die Bürde des ständigen Kopfzerbrechens auch für mich teilweise ist. Eine neue aufgedeckte Lebenslüge. Nicht dass ich mich in der Hinsicht jetzt komplett verändern wollen würde…aber ich habe schon alleine durch diese Erfahrung eingesehen, dass jeder, selbst ich, ein paar Denkpausen braucht im Leben…auch um unverfälschter urteilen zu können…und um einfach auch mal locker zu lassen 😀 Ich höre den Nino in meiner Phantasie vor dem Computer applaudieren, während er das liest 😀 Manches ist für den einen eben schwieriger zu erkennen, als für den anderen 😉
Was allerdings schon zu einiger Kopfarbeit einlud an diesem Tag, die ich glücklicherweise mit meiner Mum teilen konnte, war das große Thema der Grenzen in meinem Leben. Nachts hatte sich Tschibur absichtlich einen Platz neben mir auf der Plane ergattert und obwohl ich einen guten Meter weit von ihm weg rutschte zum schlafen, klebte er in der Nacht irgendwann von rechts an mir dran und ich musste ihn ziemlich grob wegstroßen, damit er die Annäherungsversuche unterließ. Die weise Mutter sprach, sie hätte mir das ja vorher gesagt, aber ich möchte immer erst vertrauen, und dann enttäuscht sein. Und ja…das stimmte. Ich möchte schon gerne vertrauen…und bin dann enttäuscht 😀 Ich hatte mit ihm vorher und auch nachdem die Nacht vorbei war ziemlich deutlich gesagt, dass ich es als respektlos empfinden würde, wenn er meine Grenzen nicht akzeptierte. Und ich konnte nicht verstehen, warum er es trotzdem versucht hatte. Ich versteh im Allgemeinen wenig davon, warum jemand etwas tun sollte, was ihm vorher als unangenehm für den anderen erklärt worden ist. So saß ich da dann also, mit der Manier an meinem Charakter die mich schlagartig wieder 15 sein lässt, maulte meine Mum an, und mich, und ihn und war einfach nur sauer darüber, dass ich mich mit so einem Scheiß auseinandersetzen muss auf meinem von mir bezahlten Dschungeltrip. Nicht nur, dass der erste Guide (Mudi) sich gleich mit einer Ausrede am ersten Abend zurück in die Stadt verpinkelt hatte, der Koch (August) kein Englisch sprach und Tschibur noch 5 Tage mit uns alleine im Dschungel unterwegs sein würde, sondern auch, dass ich ihn mochte…wir lachten und er uns so viel erklären konnte und ab dem Zeitpunkt meine kindliche Offenheit und gute Laune wieder fehl am Platze war. Aber so ist das, mit dem älter werden. Es wird dich keiner mehr beschützen außer dir selbst, und lieber bleibt man kontrolliert und analytisch, als dass man vor anderen seine Ernsthaftigkeit einbüßt. Lernen…lernen…lernen 😀 Ich hab am zweiten Abend in unserem Dschungelcamp jedenfalls dafür meinen ganzen kindlichen Übermut in einen zu schnitzenden Springer gesteckt, der mich dann bei dem schummrigen Kerzenschein fast meine Zeigefingerkuppe gekostet hätte 😀 Irgendwo…irgendwie…muss ich meinen Quatschkopf eben anbringen, wenn mich schon das sonstige Leben dazu zwingt, immer wach und groß zu bleiben…..Sollifri
Jungle Trekk Jungle Trekk, in Bhukit Lawang, see the monkey, see the bird, see Orang Utan ey ey
Nach dem wir uns einen Tag aklimatisiert hatten (das war mit der Mum gar nicht so einfach, die hatte nämlich Hummeln im Hintern) gings dann ernsthaft los mit unserem 7 Tage Dschungeltrip. Nachdem kein Mensch dort sieben Tage bucht, waren wir nur zu zweit mit unseren Guides und konnten deshalb getrost eine Stunde zu spät aus unserem Bungalow kommen und dann nochmal geschlagene drei Mal zurück zu unserem Gepäck laufen und es auseinander nehmen, weil wir etwas vergessen hatten 😀 Wir liefen also eine unendlich lange Treppe bergauf, mit schweren Travellerrucksäcken auf dem Rücken und waren nach der ersten Stunde schon so fertig, dass wir uns wirklich freuten, als der erste Orang Utan sich dazu bequemte, sich uns zu präsentieren. An diesem Tag sahen wir in wenigen Abständen fünf von diesen unglaublichen Menschenaffen. Einer war 6 Jahre alt, ein anderer ein Wilder mit einem schon etwas älterem Baby, und ein Affe namens Sandra, die ihr Junges noch am Bauch trug. Die Affen, die Namen trugen, wurden semiwild genannt. Sie wurden bei der Feedingstation bis zu ihrem 6. Lebensjahr mit Nahrung versorgt, um sie zu erhalten und gleichzeitig auszuwildern. Das ging alles wahnsinnig unter die Haut. Überall war Wurzelwerk am Boden, die Sonnenstrahlen brachen sich durch die unendlich weit entfernten Baumwipfel und jeder knisternde Schritt, die Geräusche in den Ästen, die lebendigen kleinen und großen lustigen Geschöpfe mit all diesen tausend Gesichtsausdrücken…alles wurde zum Abenteuer und magisch unterlegt durch die Gewissheit, sich jetzt in unberührter, ursprünglicher Wildnis zu befinden. Meine Mum völlig ungehalten über die Erfahrung, einem Orang Utan in freier Wildbahn zu begegnen wurde innerhalb von Sekunden zur Dschungelexpertin und schlich auf Zehenspitzen die Abhänge hinab, kniete hinter Bäumen voller kindlicher Begeisterung um den Geschöpfen so nahe wie möglich zu kommen und knipste Fotos was das Zeug hielt. Manchmal packte sie auch die Angst, wenn beispielsweise Sandra schnell wie der Blitz am Boden war und sich auf sie zu bewegte, und sonst saßen wir einfach nur bei jedem einzelnen Affen so lange wir nur konnten…Es ist unvergleichlich faszinierend so etwas zu erleben. Die weiblichen Affen bauen für sich und ihre Babys große Nester in der Nacht und Orang Utans werden Im Durchschnitt 70 Jahre alt im Dschungel, und sogar 90 in Gefangenschaft…weil sie im Alter die Kraft in den Armen zum Hangeln verlieren und dadurch am Waldboden leichter erreichbar für Feinde sind. Diese Begegnungen waren komisch, denn man merkt, dass die Affen aufmerksam auf einen werden und doch einfach ihr Ding durchziehen 🙂 Und so großen Tieren in der Wildnis zu begegnen, fesselt einfach schon alleine für Stunden, weil man einen Eindruck gewinnt, wie bedeutend alles in dieser Welt wirklich ist…und wie unbedeutend der Mensch im Vergleich. Echte Balance zu erleben, eine Welt in der alles aufeinander abgestimmt ist…nicht zu viel und nicht zu wenig jeglicher Art von Jägern, Nahrung, Wasser und Sonne, Grün, Getier, Wärme und Frische…es ist alles ausgeglichen und perfekt…da braucht es keinen Menschen der einen Plan erstellt oder selbst eingreift. Nachdem wir unser erstes Dschungellunch auf Bananenblättern zu uns genommen hatten und vollends in unserer neuen Welt angekommen waren, war es gleich viel Leichter, über Wurzel, Stein, Bach und Liane stolpernd den kleinen Wildnispfad hinter unserem wirklich an der Natur interessierten Guide zu gehen und Stück für Stück diese grenzenlose Schönheit in sich aufzusaugen. Hier und da kam ein Abgrund, ein Wasserfall in der Ferne, ein Paradiesvogel oder ein atemberaubender Ausblick hinter den riesigen Regenwaldbäumen hervor, bei dem man ganze Dschungeltäler überblicken konnte, aus denen sanft und mystisch der Dampf und Nebel aufstieg. Als wir abends nass geschwitzt, mit Muskelkater und aufgerissenen Augen (so sieht man mehr) bei unserem ersten Lager ankamen, stockte uns der Atem. Unser Koch August war schon da und machte sich daran, über drei Steinen (so dass die Pfanne und der Wok platz haben) mit einem in der Mitte brennenden Feuer unser Abendessen zu kochen. Der Schlafplatz, der jedem darauffolgenden ähneln sollte, war ein lang gezogenes Ästegstell, über dem wasserdichte Planen ausgebreitet wurden. Auf dem Boden lag noch eine Plane über dem Lehm, und auf dem konnten wir unsere Isomatten ausbreiten. Das wars…tagsüber war das kleine ¨Haus¨ offen, so dass man sich auch vor der Sonne schützen konnte, und nachts machte man es so gut wie dicht, um sich vor den Regenschauern zurückziehen zu können, die einen mit ihrem Getrommel und Getöse jede einzelne Nacht im Rhytmus der Welt in den Schlaf wiegten. Das ganze war auf eine Erhöhung gebaut, damit die Flut des vor uns plätschernden Baches uns nicht so leicht erwischen konnte, falls sie beschloss, aufzutauchen. Und was uns den Atem stocken ließ, das war das Idyllische an der Situation. Ein anderer Traveller (ein junger Franzose namens William, mit einer lustigen Momofrisur), sollte die Nacht mit uns im selben Lager verbringen und saß schon ganz gefangen von dem Anblick auf einem Felsen neben dem Fluss, und schaute mit uns gemeinsam in die Richtung, aus der sich die Abenddämmerung breit machte. Wir hörten so viel, und doch war es der Inbegriff von Ruhe, was wir dort vorfanden. Links und rechts erstreckte sich der wildeste Tropenwald in die Höhe…der Bach schlängelte sich durch das Tal, in dem wir für diese Nacht zu Hause waren und wir konnten ihm weit mit den Augen folgen, bis er hinter Lianen, Sonnenstrahlen und dinosaurierartigen Bäumen verschwand. Wir sprangen alle in den Fluss, plantschten und lachten und wuschen uns den Schweiß aus den Augen…als wir mit dem Einheitsgefühl der Natur vertraut waren, setzten wir uns alle erfrischt zusammen, erzählten uns von unseren Reisen, der Liebe, der Einsamkeit und auch den Aufgaben, die einem die Routine des Alltags zu Hause stellt. William reiste schon seit Jahren alleine. Er konnte als er zwei Jahre zuvor aufgebrochen war, um Australien zu sehen, kein einziges Wort englisch (das kennt man ja von den Franzosen 😉 ). Mittlerweile sprach er besser als ich und war ein durch und durch eigensinniger, interessanter und interessierter Mensch geworden. Er fragte mich so lange über meine Beweggründe und Entscheidungen in meinem Leben aus, bis er ganz verdutzt da saß, und sagte, er habe so vieles gefunden in seiner Zeit allein…habe vier Monate mit einem Camper im Outback gelebt und fast das Sprechen verlernt, sei immernoch davon überzeugt, dass das Leben mehr zu bieten habe, als sich in ein ihm wiedersprechenden System einzuordnen…doch woran er nicht mehr glaubt, sei die Liebe. Man kann große Gefühle in jemandem für einen Moment auslösen, sich fühlen, als wäre es Liebe, jedoch das was die Menschen in diesem Wort suchen, werden sie niemals finden. Weiter sprach er nicht…und auch nicht mehr mit mir. Er schien darüber nachzugrübeln, warum ich wohl geheiratet hatte und kam nur kurz am nächsten Tag zu mir, gab mir eine geschnitzte Schachfigur (ich hatte ihm erzählt, dass ich vorhatte mit meinem Messer dem Nino aus Regenwaldholz Schachfiguren zu schnitzen), und lächelte mich an, auf eine Art, die wohl sagte, finde es trotzdem schön, dass du noch daran glaubst. So endete also der erste Tag im Dschungel mit Lachen, unglaublich gutem Essen, ein paar Zauber-Kartentricks von Tschibur und dem Gefühl, wirklich etwas atemberaubend besonderes zu erleben…jetzt…genau in diesem Augenblick.









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