Studieren geht über Probieren – oder andersrum?

Wie man an meinem Countdown-Widget auf der Blog-Seite sehen kann, habe ich ein neues und doch altes Projekt 🙂 Aber um von Vorne anzufangen, und die Revolution dahinter nicht zu verschleiern, beginne ich mit dem 05.07.2018. Ein schöner Tag. Ein scheiß Jahr. Und doch wird es mir immer als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem ich mich getraut habe „DAS SCHREIBEN“ zu studieren. Denn genau an diesem Tag, habe ich den Entschluss gefasst ein neues Abenteuer zu wagen. Nämlich biografisches und kreatives Schreiben zu studieren. Und als wäre das nicht krass genug, auch noch in Berlin! Berlin, die Stadt, welche schon seit 10 Jahren in meinem Hinterkopf als das Endziel herumgeistert. Und dann, eines schönen Tages, scheißt man einfach auf alle „Wenns“ und „Abers“ dieser Welt, und geht einen Schritt, der einfach so ein neues funkelndes Universum vor dem inneren Kompass erscheinen lässt. Das Witzige ist ja, wie man an meinem schon existierenden Blog unschwer erkennen kann, dass es das Schreiben war, das mich immer hat träumen lassen. Es war auch das Schreiben, welches mir die Reise zusätzlich mit Sinn und Verstand gefüllt hat – sowie wenn ich es mir Recht überlege, das ganze Leben. Und es war auch das Schreiben, das immer einfach so aus mir heraus geflossen ist, wenn sonst nichts mehr fließen wollte. Es war immer da, und jetzt bin ich es auch.

Dieser Tag war auch mein fünfter Hochzeitstag. Und was meint ihr was passiert ist? Der Nino saß vor mir, verliebt wie eh und je, und sagte zu mir: „Das Leben „on the fly“ ist es doch, was wir angestrebt haben. Du verbiegst dich seit ich dich kenne, um dieses System-Leben zu schaffen. Aber einmal hast du das gar nicht gemusst – und zwar als du auf der Reise in die Tasten gehauen hast. Es gibt so wenig, was wir einfach so können und lieben, wieso es also nicht einfach machen?“

Mein Vorhaben ist, wöchentlich zu bloggen und auf diese Weise meinen Reiseblog dort weiter zu führen, wo er 2013 in Bali einfach geendet hat. Geendet hat er nämlich nicht, weil die Reise da eventuell schon vorüber war. Neiiin, einfach weil die Reise dort zu Ende war, als ich gerade erst den Eintrag über Bali abgeschlossen hatte 😀 Ist nämlich schon einiges an Leben, in so einer Reise, da kommt man gar nicht hinterher. Ich habe noch Einiges in Petto, und ich hoffe ihr seid noch dabei!

Respektive werden die Einträge möglicherweise etwas anders ausfallen, als in einem eben erlebten Sud der Reisegefühle. Jedoch habe ich etwas sehr Schönes erfahren dürfen. Und zwar, dass es beim biografischen Schreiben gar nicht so sehr auf die gerade beobachteten Details ankommt. Diese kann man nämlich in aber-millionen Reiseblogs auf eine ähnliche Weise verfolgen. Das Herausragende an der Erzählung eines Menschen aus seinem eigenen Leben sind doch die Emotionen, Schlussfolgerungen, Entwicklungen und die verschiedenen Szene-Brillen, die man im Laufe eines Daseins an- und auszieht, je nachdem in welcher verquirlten K… Phase man gerade steckt. Oder auch nicht verquirlten versteht sich. Deshalb ist es auch ein neues altes Projekt – und kein altes Neues. Denn es geht mir dieses Mal noch mehr um das biografische Schreiben an sich. Und ganz nebenbei natürlich darum zu teilen, mitzunehmen, zu sinken und aufzuerstehen, während ich mich wieder hinein versetze, in die wildeste und coolste Phase meines bisherigen Lebens. Taucht mit mir ein in die Revolution und lasst euch mit mir von der Welt wieder ein Stück weit fordern, wecken und verzaubern. Sollifri

Songzeile: „Gestern Nacht lag ich noch lange wach, hab darüber nachgedacht, warum man das was man am liebsten tut, so selten einfach macht.“ Farin Urlaub

Ein Lied zur Einstimmung auf die damals herrschende Situation 🙂

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Das „echte“ Leben

Als ich nach einem Mal umsteigen in Jakarta endlich in Bali ankam, setzte ich mich in schon dämmerndem Tageslicht auf eine Steinbank und rauchte erst ein Mal mindestens 5 Zigaretten, bis ich das Gefühl hatte, dass meine Seele auch angekommen war. Die Welt wirkte so surreal um mich herum, tropische Luft, aufdringliche Taxifahrer vor denen man sein Gepäck verteidigen musste – ein vollkommen fremder Ort, an dem ich natürlich nicht geplant hatte, wohin ich eigentlich wollte, wenn ich aus dem Flugzeug aussteigen sollte. Und ich grinste. Ein Grinsen dass widerspiegelte, wie schön es für mich war, in echte Abenteuer verstrickt zu sein. Auch wenn die erneute physische Trennung von meinem mir mittlerweile sehr bewusst gewordenen Ehemann, eine Melancholie hinterließ, die ich zuvor so nicht kannte, wusste ich, dass alles nur Stationen auf einem langen Weg waren, der nicht immer so viele Überraschungen für uns bereit hält wie so eine Reise – und es diese in voller Wertschätzung zu füllen gilt. Ich packte meinen mitterweile nicht mehr ganz so schweren Rucksack auf den Rücken und suchte mir einen Taxifahrer, der bereit war, mich zwei Stunden bis an die Küste zu fahren. Die vorbeifliegenden Lichter, um 10 Uhr Nachts noch auf der Straße spielenden Kinder, der warme Fahrtwind und das Gefühl der Selbstbestimmung legten sich sanft um mich herum in dem alten Auto und gaben mir das Gefühl, mir treu zu sein. Als wir an einem Ort ankamen, der zu einer anderen Saison sehr touristisch gewesen wäre, war es schon tiefe Nacht und kein Licht brannte mehr in den Häusern. Und obwohl ich vielleicht panisch hätte werden sollen, wo ich die Nacht verbringen könnte, war ich es nicht. Der Taxifahrer wollte mich jedoch nicht schutzlos auf einer dunklen Straße absetzen und fuhr so lange zwischen den verwinkelten Häuschen umher, bis er einen Mopedfahrer fand und direkt in die große Unterkunftssuche mit einspannte. So landete ich eine halbe Stunde später in einem kleinen Zimmer im ersten Stock mit Ventilator, in dem ich sogar ein Wlan Netz fand und zu Hause Bescheid geben konnte, dass alles gut gelaufen war. Wir schrieben uns wie jeden Tag in den Schlaf und versanken in dem süßen Leiden der Einsamkeit, die man nur spürt wenn man liebt und nicht zusammen sein kann.

Die nächsten zwei Nächte verbrachte ich in einem sehr noblen Bungalow mit teuren Bambusmöbeln und einem schönen Pool vor der Tür. Es tat mir gut, mich auszuspannen und viel zu lesen auf den großen überdachten Liegen im Innenhof der Anlage. Bunte Blumen und Palmen waren überall angepflanzt und auch ein Schlangenterrarium war zur Dekoration hinzu gezogen worden. Eine Anlage die aussah, wie eine Bali-Postkarte 🙂 Aber wie das immer so ist, nach spätestens zwei Tagen Relax-Urlaub bekommt man ein schlechtes Gewissen und möchte die sowieso schwach einkalkulierte Zeit nutzen, um Erlebnisse in sein Lebensgepäck zu stopfen. Sobald ich diesen Gedanken zugelassen hatte, bahnte sich schon eine Reisetruppe von fünf Männern in den Mitdreißigern ihren Weg in meine bis dahin so meditative Anlage und machten Wasserbomben in den Pool, spendierten mir Bier und quetschten mich aus, was ich hier eigentlich so alleine täte. Sie baten darum, in meinem Blog erwähnt zu werden, aber nachdem ich ihre Namen  bis heute schon vergessen habe, muss die Vorstellung von Ihnen ausreichen 🙂 Wir hatten schnell Lust, gemeinsam eine Bar aufzusuchen und saßen dort inmitten gemixter Kulturen mit Cocktails und Sparwitzen auf Barhockern und kicherten stundelang vor uns hin. Die kleine Lokalität war liebevoll eingerichtet und viele Lagerfeuersongs wurden von ein paar Balinesen zum Besten gegeben. Als sie in die Runde fragten, ob jemand etwas singen möchte, war ich beschwipst genug um mich zu melden. Also sang ich „Stand by me“ und „Ain´t no mountain high enough“, gemeinsam mit einem der Barbesitzer und brachte es dieses Mal sogar zu standig ovations! Ein bisschen zu viel Erfolg für mein scheues Herz, danach bekam ich nämlich keinen Ton mehr heraus. Wir saßen auf dem Heimweg noch lange mit Bier auf einer Strandliege und beobachteten den Mond über dem Meer. Manchmal versuchte ich mich immernoch kurz zu wecken und daran zu erinnern, dass so nicht das „echte Leben“ aussieht, nur um mich einen Moment später daran zu erinner, dass jeder Teil des Lebens „echt“ ist und es in meiner Hand liegt, wie ich den größten davon verbringen werde.

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2014 im Rückblick

Die WordPress.com-Statistik-Elfen haben einen Jahresbericht 2014 für dieses Blog erstellt.

Hier ist ein Auszug:

Eine Cable Car in San Francisco fasst 60 Personen. Dieses Blog wurde in 2014 etwa 500 mal besucht. Eine Cable Car würde etwa 8 Fahrten benötigen um alle Besucher dieses Blogs zu transportieren.

Klicke hier um den vollständigen Bericht zu sehen.

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Zeit ist relativ…

Am selben Abend, an dem ich ankam, pochten die Jungs darauf meinen Geburtstag noch im Ringkeller ( der Anfang allen Übels) nach zu feiern. Einer knirschte mit den Zähnen bei dem Gedanken, mich sofort wieder teilen zu müssen, aber wir hatten ja noch das ganze Wochenende vor uns, also rafften wir uns auf. Es war irgendwie ein bisschen irre, am Tag davor noch in einem Pool in Bangkok gesessen zu haben, mit einer Kokosnuss in der Hand, und jetzt mit meiner zweiten Familie und lauter Musik überdreht Richtung Kleine vertraute Welt zu steuern 😀 Viele die ich dort traf waren völlig baff und aus dem Häuschen mich zu sehen…es war schön für mich, dass sich nichts verändert hatte und alle noch gleich zueinander waren. Immer wieder kam jemand her und sagte betrunken ein paar Sätze zu mir, die mich auf meinem Weg bestärken sollten und mir Mut machten. Es war viel Gefühl zwischen mir und den Menschen und es schien, als wäre ich wohl doch nicht überall so unnachvollziehbar, wie es mir den Anschein gemacht hatte. Zum Schluss waren der Nino und ich die Letzten, die in der Früh um 5 Uhr noch in eine Garagenparty mitkamen und bis zum Sonnenaufgang mit Manu (ein werdender Freund mit der tiefen, anziehenden Männersingstimme „direct from hell“) Musik machten und redeten. Wir bekamen das Kompliment, dass es etwas Besonderes sei, mit einem Pärchen so feiern zu können, ohne dass die beiden dabei aufhörten zusammen zu sein. So fühlte es sich auch für mich an, wir waren natürlich lächerlich oft am Knutschen und uns anstrahlen, aber hatten auch viel zu sagen und ich war zufrieden mit dem Bild, dass wir zusammen abgaben. Wir fuhren betrunken, glücklich und schmusend bei hellichtem Tag mit dem Taxi nach Hause und verbrachten das restliche Wochenende damit, uns anzuschmachten und wenig an zu haben 😀 Die Woche darauf, war eher schwierig, weil der Nino arbeiten musste und es nicht leicht war, sich zu beherrschen – darüber zu stehen. Er war den kompletten Tag nicht da, und wir schrieben uns jede freie Sekunde. Ich versuchte das Brief-und Rechnungschaos zu bewältigen, dass meinem Mann (der alles für uns beide erledigte, während ich weg war) über den Kopf gewachsen war. Und auch die Probleme, die durch das Getrennt-sein aufgekommen waren, blieben natürlich nicht aus. Wir diskutierten über falsch und richtig des sich gegenseitig Brauchens, und hatten ein paar ernstere Fights darüber wie es jetzt weiter gehen würde. Man sah ihm an, dass er unter der Situation litt und irgendwie war es auch für mich nicht leicht, mich komplett weg gezogen zu fühlen, während er vor mir stand und so ehrlich fühlte. Wir waren gerade mitten drin in unserer Streitphase, als der Autounfall passierte. Die Straßen waren glatt und wir wollten Abends ein Geschenk für den Geburtstag vom Puschl (Ninos bestem Kumpel) vorbei bringen. Als wir vor dem hiesigen Kino die Straße entlang fuhren übersah uns ein Merzedes und das ging natürlich nicht gut aus, für den kleinen türkisen, nicht wintertauglichen Peugeot. Der andere Fahrer stand auf entgegen gesetzter Fahrbahn auf der Linksabbiegerspur und zog vor uns einfach raus. Wir hatten keine andere Chance als frontal mit 60 Sachen in ihn rein zu brettern. Natürlich waren wir beide nicht angeschnallt und wir bekamen einen ganz schönen Klatscher durch diese Aktion. Der Nino knallte mit seinem Kopf gegen die Frontscheibe und blutete wie wild aus seiner mit Splittern versehenen Stirn, während ich mit Kopf und Rippen auf dem Lenkrad abprallte und kurz ohnmächtig wurde. Als ich erwachte, bekam ich keine Luft und röchelte vor mich hin, während mein Mann einen Schock von diesem Anblick bekam und versuchte, mich zu beruhigen. Auch der Fahrer bekam das alles mit und hielt meine Hand, ganz reuemütig, während ich versuchte, wieder Luft zu bekommen. Als wir im Krankenwagen saßen konnte ich nur immer und immer wieder an das leidende Gesicht denken, dass dieser mir so teure Mensch gemacht hatte, als er seine Angst um mich eines der einzigen Male in unserem Leben nicht verbergen konnte. Er war mein Kindheitsheld in dieser Situation. Blieb ruhig und lächelte mich durchgehend an. War fürsorglich und liebevoll und machte sich unfassbare Sorgen, während er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Im Krankenhaus wurden wir geröngt und saßen beide in Rollstühlen, während wir uns fest anschauten und uns gegenseitig versuchten den Schreck weg zu streicheln. Schon komisch wie das Leben so spielt…aber mir wurde damals bewusst, was ich vorher nur wusste – dass jeder Moment zwischen uns zählt. Jeden Augenblick, den wir nicht zusammen waren, könnten wir nicht mehr sein oder uns verloren haben. Der Gedanke machte mich ganz verrückt…und das nicht nur aufgrund der ziemlich schweren Gehirnerschütterung. Es ging mir beschissen und mir wurde dauernd furchtbar schlecht, wenn ich nicht liegen konnte. Die Ärztin wollte mich im Krankenhaus behalten und den Nino nach Hause schicken, aber das konnte ich mit diesen rasenden Gefühlen und der noch schneller rasenden Zeit nicht aushalten. Ich wollte mit ihm zusammen sein und hatte das Gefühl, nirgends auf der Welt besser aufgehoben zu sein, als in seinen Armen. Also entließ ich mich auf eigene Faust und wir wurden das zweite Mal seit dieser Beziehung von Ninos Mum vom Krankenhaus abgeholt. Sie sah besorgt aus, als sie uns zu Hause raus ließ und ich spürte, wieviel Liebe mittlerweile in meinem Leben existierte. Die nächsten Tage kümmerte er sich um mich, während ich schlecht schlief und die Kopfschmerzen fast unerträglich waren. Ich konnte mich nicht gut bewegen und schwankte immer, wenn ich aufs Klo ging. Aber wir redeten viel, schauten Filme und lachten uns kaputt angesichts der Schnelllebigkeit und Ironie unserer gemeinsamen Start-Phase. Bald war ich zwar noch traumatisiert, aber hatte keine großen Schmerzen mehr. Wir regelten alles mit dem völlig geschrotteten Auto über einen Anwalt und bekamen sogar einen Mietwagen bezahlt und etwas Schmerzensgeld. Und auch die Zeit hatten wir jetzt natürlich zusammen, dadurch dass der Nino sich krank schreiben ließ (ihn hatte es schon auch ganz schön erwischt…immerhin hat er sich ein dreiviertel Jahr später noch einen riesigen Splitter aus der Schläfe gezogen…aber irgendwie wollte er mehr für mich da sein, als sich um sich selbst zu drehen). Als ich wieder einigermaßen laufen konnte, versuchten wir die letzten paar Tage noch ein bisschen Freundschaftspflege zu betreiben, bei meiner Ju-bu vorbei zu schauen, den Geburtstag vom Saschi zu feiern (ich hatte ihm einen coolen Bilderrahmen aus Bangkok zum Geburtstag mitgebracht, in den ich ein Gedicht und Fotos von uns steckte) und das klappte auch alles halbwegs gut, ich war nur immer etwas neben der Spur. Und auch die geprellte Rippe machte mir zu schaffen…es tat insgesamt bestimmt zwei Monate lang weh beim Atmen und das liegen, geschweige denn fliegen war die Hölle. Die Ju erscheinte uns noch als ein kleiner Engel und brachte ein riesiges Fresspaket zu uns nach Hause, mit Essen, Kippen und allem möglichen Krims-Krams – alle sind um einen herum, die wirklich zählen, egal wie verrückt sie dich finden mögen. Wenn es mir so richtig schlecht geht, mache ich mir noch mehr Gedanken über das ganze Leben als sonst. Als wir an diesem weiteren letzten Abend zusammen im Bett lagen, platzte es auf einmal aus mir heraus. Wir hatten viel gestritten, viel erlebt, viel durchgemacht und viel gelacht und geschmust in diesen drei Wochen und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass wir diese ganze Arbeit umsonst gemacht haben sollen – dass wir uns immer wieder so zusammen rauften, nur um danach wieder alles durch die Distanz vergiften zu lassen. Ich rief meinen Dad an und erklärte ihm, wie es uns ging. Mein Papa hatte durchgehend Verständnis gehabt, Verständnis für meine Reise, Verständnis dafür, dass ich noch etwas alleine für mich zu klären hatte und auch dafür, dass diese Liebe echt und groß war und glaubte an uns..vom ersten Augenblich an. Einfach so. Der kritischste Mensch, den ich habe in meinem Leben hat einfach nichts Schlechtes an diesem ganzen Leben finden können 😀 Ich fragte ihn, ob er mir Geld leihen könnte. Erklärte ihm wie wichtig und schön die Zeit für mich war, die ich alleine verbracht habe und noch werde und wie sehr ich trotzdem verstanden hatte, was Zweisamkeit für eine Verantwortung mit sich zieht. Und dass ich meine Reise nicht aufgeben möchte…aber meinen Mann auch nicht. Er stimmte zu. Er sagte, er gibt uns was, damit wir einen Teil der Reise zusammen machen können und erwartet im Gegenzug von uns, dass wir im nächsten Jahr zurück kommen und beide den schon vorhandenen Erwachsenen in uns akzeptieren…für uns und unser Leben gerade stehen können. Ich war hin und weg. Hab ich mir doch nicht die größten Chancen ausgerechnet, dass er JA sagen würde 😀 Und so saßen wir beide da und fingen an Pläne zu machen, wie das alles von Statten gehen könnte. Wie der Nino kündigt, wir die Schulden und den Unterhalt bezahlen, wann er zu mir kommen könnte und wie wir uns dann die Kohle einteilen. Ich weiß, dass der Nino in diesem Augenblick unglaublich über sich hinaus gewachsen ist…wie schon die ganze Beziehung davor. Er war noch nie weit fort gewesen, würde Vieles vermissen und musste sich ganz schön weit aus der eigenen Komfortzone heraus begeben, um mit mir monatelang um die Welt zu ziehen und dann wieder von vorne zu beginnen. Ich denke, er tat es aus Liebe. Ihn interessierte nur, bei mir zu sein…während ich versuchte seine Begeisterung für Neuseeland in ihm auszulösen 😀 Als ich wieder im Flugzeug saß, um nach Bali zu fliegen (ganze 5 Tage, das würde ein Act werden 😀 ) wusste ich, dass ich schon wieder alles bekommen hatte, was ich wollte 🙂 Er würde zu mir kommen, einen Tag nach Weihnachten…nach Neuseeland. Ich würde noch zwei Monate alleine haben, aber mit der Gewissheit, dass wir auch noch ein Abenteuer zu zweit erleben könnten, bevor das große Leben zu Hause wieder los ging. Man sollte meinen, dass wir jetzt um die Wette gestrahlt hätten…aber so sind wir nunmal nicht 😀 Wir leideten wieder still vor uns hin angesichts des Abschieds und hatten es schwer, die Zeit bis zum Wiedersehen durchzuhalten. Aber wir hatten etwas, worauf wir uns freuen konnten…und wir hatten uns letztendlich beide einen T-Rex-Schritt aufeinander zu bewegt. Ich fühlte zum ersten Mal in meinem Leben, was es bedeutet, wenn jemand dich in seinem Leben zur Hauptfigur macht. Ich hätte die Liebe in dem Moment anfassen können…so präsent offenbarte sie sich in meinem Leben mit dieser (auch vor allem seiner) Entscheidung. Sollifri

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Kerzen

Der 12-stündige Flug mit Unterbrechung in Doha war irgendwie nicht so einfach durchzustehen. Es waren sechs Wochen vergangen, seit ich meinen Mann am Flughafen das letzte Mal geküsst hatte und das war wenig, im Vergleich zu dem was ich erlebt hatte…und wenig im Vergleich zu dem was ich geplant hatte…aber es war viel für das Herz. Ich war durchgehend aufgeregt und wusste nicht recht, wie ich sitzen, liegen oder die Spannung in den Griff bekommen sollte. Wie immer schaute ich mir einen Film nach dem anderen an (wenn man schon mal kann) und heulte Rotz und Wasser, bei jeder verdammten emotionalen Szene…was wohl ein eindeutiges Zeichen dafür ist, wie weit offen ich in diesem Augenblick wirklich war. Als ich dem Nino später erzählte, wie mir die Tränen flossen bei Happy Feet kringelte er sich vor lachen 😀 Der Moment, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit in Deutschland am Flughafen ankam war völlig irre. Der Sascha wollte mich abholen (es war in der Früh um 6 am Freitag), weil der Nino arbeiten musste und ich atmete noch einmal tief durch, bevor ich durch die Schleusen ins Freie trat. Es hieß jetzt stark sein, da sein, den Augenblick genießen, nicht streiten und Abschied sowie Wiedersehen immer wieder aufs Neue locker zu nehmen. Das locker nehmen war es, was ich nicht drauf hatte…und was ich durch diese ganze Aktion lernen wollte. Wenn man es sich logisch erklärt, ist es eigentlich alles ganz einfach. Eine echte Liebe kann durch zeitweilige Trennung zwar schwierig, aber nicht kaputt gehen…ein echter Mensch durch die Trennung von seinen Träumen allerdings schon. Das war es, warum ich diese Reise nicht aufgeben konnte. Und ich hoffte von ganzem Herzen, dass wir es schaffen würden und ich am Ende beides haben würde. ¨Liebe in Freiheit¨ war auf unseren Verlobungsringen eingraviert und ich wusste, wir hatten beide ein Beziehungmuster im Kopf, in dem jeder er selbst bleiben kann und nicht für eine Beziehung auf sich selbst verzichten muss…aber zuviel Theorie macht in Herzensangelegenheiten eben verrückt manchmal…immer passt es einfach nicht 😀 Mein Frosch (der Saschi) war völlig verzweifelt am Telefon, als wir versuchten uns mit Auto und Gepäck auf diesem Flughafen zu finden…die erste Zigarette rauchte ich alleine auf dem großen Platz zwischen den Terminals in Flip Flops und Hippie-Hose, und ich genoss vielleicht das erste Mal in meinem Leben die kalte Luft meiner Heimat. Obwohl es früh, und saukalt war, fror ich nicht und empfand auch diesen Teil des Ankommens als unfassbar aufregend. Nach einem guten Marsch mit meinem Monstergepäck trafen wir uns endlich vor dem schon bekannten Parkplatz und waren einfach wie immer 😀 Wir redeten die komplette Fahrt durch und ich erzählte und erzählte und er erzählte und das Gespräch zwischen uns über das Getrennt-sein verlief in einem Satz von seiner Seite, nämlich dass sich zwischen uns nie wieder etwas ändern wird, egal wie lange wir uns nicht sehen können. Und es war auch so…ich schaute ihn von der Seite an und erinnerte mich daran, wie eine Freundin mir erzählt hatte, dass auch für ihn die ganze Sache nicht leicht war. Er sich die ganze Abschieds-Phase streng zurück genommen hatte um den jungen Verliebten Raum zu lassen. Und ich dachte an den Augenblick, in dem wir zusammen in der Stadt im Auto gefrühstück hatten und er kurz zu weinen angefangen hatte bei dem Gedanken, dass ich vielleicht nicht zurück kommen könnte…mir etwas zustoßen würde. Ich liebte diesen Kerl unfassbar…er begleitete mich schon seit 14 Jahren durch alle verrückten Phasen meines Lebens und war immer nah gewesen. Wir waren vom selben Schlag, dramatisch, überemotional, depressiv zu weilen und an anderen Tagen zu positiv um es in unserer Nähe auzuhalten 😀 Und ich hatte in meinem Leben wahrscheinlich mit niemandem mehr gestritten, mehr über jemanden den Kopf geschüttelt und mehr Wut jemandem gegenüber empfunden. Aber er war Familie geworden, eindeutig. Ein Mensch, den man nicht mehr missen will…nie wieder. Den man so nah haben will wie die wenigsten, am besten rund um die Uhr, egal wie qualitativ hochwertig die gemeinsame Zeit genutzt werden kann 😀 Der Nino erklärte mir einmal, dass viele meiner Freundschaften enger sein könnten, wenn man mehr Alltägliches miteinander teilen würde. Solche Dinge wie zusammen einkaufen, sich tagsüber treffen, Filme schauen und sich durch die Berufswelt begleiten. Der Sascha war vielleicht einer der einzigsten, mit dem ich all das durchgehend getan hatte. Wir lebten zusammen, immer wieder und haben uns in den peinlichsten und intimsten Momenten zusammen erlebt. Und das könnte vielleicht der Grund sein, warum wir uns so gut kannten, die besten füreinander waren. Als wir in Stöttwang in unser gemeinsames Kommunen-Haus traten, brachte der Saschi noch mein Gepäck bis vor die Kellertür und war dann schnell verschwunden mit dem Satz ¨genieß es¨. Ich musste lachen bei dem Anblick meines geliebten Vorhangs, den wir in unserer Wohnung statt einer Tür hatten, weil ich vor einem dreiviertel Jahr samt Tür ins Zimmer gefallen war beim feiern und die Jungs hinter mir Tränen lachten, bei dem Anblick 😀 Als ich den Vorhang zur Seite schob, viel mir erst Mal fast Alles wieder aus der Hand. Das ganze Zimmer war hergerichtet…unsere kleine Höhle, aufgeräumt, voller angezündeter Kerzen (das hatte der Saschi irgendwie noch hingebracht bevor ich eintrat glaub ich), in der Küche stand ein riesiger Obstsalat und auf dem kleinen Tisch waren meine Lieblingsblumen in einer Vase…Geschenke, Briefchen, Herzchenkonfetti, Sekt…das ganze Paket 😀 Vielleicht hatte ich mich nie wohler gefühlt, in meinem kleinen zu Hause, als in diesem Augenblick. Ich kicherte vor mich hin und chattete mit dem Nino während ich ein Briefchen und Geschenk nach dem anderen aufmachte. Ich war völlig überwältigt, und die ganze zerfressende Müdigkeit war wie weg geblasen in diesem Augenblick. Die Briefe waren so angeordnet und in den Paketen versteckt, dass ich einen nach dem anderen lesen sollte. Liebeserklärungen, Happy Birthday Luftballons, ein arschteuer aussehendes Armkettchen mit verschiedenen Symbolen daran (zu jedem einzelnen gab es eine Erklärung, was es mit meinem Charakter zu tun hatte), rote Doc Martens und ein letzer entscheidender Brief, den der Nino mit Tinte und Feder geschrieben hatte kamen Stück für Stück zum Vorschein….alles in Tücher und schwarzes Seidenpapier verpackt. Ich glaube so viel Mühe hatte sich für mich in meinem Leben selten jemand gemacht….das Armband, war vielleicht das schönste Geschenk, dass ich je bekommen hatte. Es war von dem Nino und seiner Mum zusammen gestellt worden und es war so Vieles daran, was mich verlegen machte. Ein Herz, für mein großes Herz, ein roter Steinring, für das Feuer in mir. Ein Koffer, für mein Freiheitsverlangen, ein Vogel, für die schöne Singstimme. Ein grüner Ring, für meine Liebe zur Natur, eine Gitarre, für meine Liebe zur Musik…Murano Glas als Erinnerung an unsere geile Hochzeitsreise in Venedig, ein Baum, weil ich mich zu Bäumen verbunden fühle und hoch hinaus will…aber auch tief greife. Und die sich umarmenden Liebenden, damit ich nicht vergesse, dass es jemanden gibt, der mich immer festhalten möchte…der bei mir bleiben möchte. Ich saß da, vor mich hin lachend und mit Tränen in den Augen und las den letzten Satz von dem wunderschönen  Brief, der besagte, und jetzt sag endlich laut ¨komm rein¨. Mein Herz schlug auf einmal schneller, als ich es aussprach…und dann hörte ich etwas im Gang. Als der Nino durch den Vorhang kam und breit grinste wär ich fast auf die Schnauze geflogen beim Aufstehen 😀 Das war alles zu viel…ich zitterte, als ich ihn umarmte. So ein aufregender Augenblick…so ein vertrautes Gefühl, jemanden wieder zu riechen und zu spüren, den man liebt aber lange nicht gesehen hat. Sind es vielleicht solche Augenblicke, die das Leben lebenswert machen? War es das vielleicht alles wert? Mir war jedenfalls, als hätte es noch keinen schöneren Geburtstag in meinem Leben gegeben, und er war das schönste Geschenk von allen. Der Nino lachte nur und meinte, glaubst du, ich könnte mir nicht wenigstens einen Tag frei nehmen, wenn du dich schon mal dazu ins Flugzeug setzt und um die halbe Welt fliegst um mich zu sehen? Wir stolperten tapsig durchs Zimmer und saßen lange zusammen im Bett, und schauten uns nur an. Es war unglaublich ihn vor mir zu sehen. Viel Rationales kam nicht aus uns heraus, dafür waren wir zu überwältigt und zu aufgeregt 😀 Wir verbrachten den kompletten Tag im Bett, tranken den Sekt aus der Flasche, schliefen eng verkeilt ein paar Stunden und redeten, hielten uns einfach nur fest und schauten uns in die Augen. Der Lacher des Tages war, als er sagte, dass er ein ganz schönes Klischee erfüllt hatte mit einem Geschenk aus Blumen, Schmuck und Schuhen 😀 Aber das war es nicht…es war special und von Herzen, passte zu mir und hatte nichts Vorgefertigtes. Wie ich diesen Mann liebe, wie romantisch echte Liebe doch sein kann. Nie zuvor hatte ich ein echtes Gefühl für Romantik in einer Beziehung und jetzt…jetzt bin ich ein richtiges Mädchen geworden mit diesem Kerl 😀 Den Tag werde ich für immer als das schönste Wiedersehen meines Lebens in Erinnerung behalten…und ich werde nie vergessen, wie sich mein Herzschlag angefühlt hat, bei dem endlich durchbrochenen Trennungssiegel…dem Sehen dessen, was ich mir mein Leben lang gewünscht habe und jetzt endlich zu meinem leben addieren darf 🙂 Danke mein Schatz….für diese geile Beziehung. Und danke dafür, dass ich ich selbst sein darf. Sollifri

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Birthday-Party in der Khao San Road

Als wir von unserem unglaublichen Tiger-Trip im Hotel ankamen, war es schon dunkel und die Luft knisterte so ein bisschen auf den beschallten Straßen des wilden Nachtlebens der thailändischen Hauptstadt. Ich weiß nicht, ob es vielen so geht, die ihren Geburtstag lieben, aber bei mir stellt sich an solchen Abenden ein unglaubliches Disneyworld-Gefühl ein. Ich bin dann glücklich, aufgeregt, seh überall Magie und will mich in das Meer des Lebens stürzen. Und genau so war es auch an dem Abend. Die Mum war mit mir zusammen so gut drauf, dass ich sie hätte fressen können vor lauter Liebe. Wir drehten die Musik auf dem Tablet auf, und fingen an die Minibar auszutrinken, während wir uns schminkten und lachten und über allen möglichen Quatsch redeten wie die besten Freundinnen. Ich zeigte ihr wieder lauter Songs, die mich gerade an tolle Momente in meinem Leben erinnerten und nahm freudestrahlend die Geburtstagsgrüße von meinen zwei Lieblingsmenschen entgegen, die mir zu deutscher Zeit (in Bangkok wars noch abends) schon um Mitternacht mit lauter Herzen in der Nachricht gratuliert hatten (der Sascha und der Nino). Dann gingen wir aufgehübscht auf die Straße, nahmen uns noch zwei Weg-Wein mit und landeten, nachdem wir diese fast auf Ex noch weg gezogen hatten, in der ¨Roof-Bar¨. Dieser Laden ist ein besonderer Schuppen, zwischen den ganzen Technohallen, mit ein-Euro-Cocktails, weil er im zweiten Stock mit offener Fassade ein bisschen wie ein Irish Pub wirkt und jeden Abend ein anderer talentierter Sänger mit Akkustik-Gitarre dasitzt und einem das Herz zum Schmelzen bringt mit seinen ganzen Lagerfeuersongs. Die Bar hatte ich vier Jahre zuvor mit dem Mauri entdeckt und ich fand es eine gute Gelegenheit, Erinnerungen zu erneuern 😉 Die Mum meinte ¨bestell dir was du willst, Geburtstagskind, ich zahle¨ – und das brauchte sie mir nicht zwei Mal sagen 😀 Eine halbe Stunde später stand ich mit einem Eimer Rum-Cola auf der kleinen Tanzfläche zwischen den ganzen Touris und hatte den Spaß, den ich mir gewünscht hatte 😀 Ich tanzte und sang wie verrückt, als der Sänger einen Musikwunsch nach dem anderen von uns spielte, und hatte eine ganze Horde um mich herum, die mit aus dem Eimer tranken und mich um zwölf alle zum Geburtstag umarmten, als seien sie immer da gewesen 😀 Irgendeiner der Kerle, mit denen ich an dem Abend ein bisschen geredet hatte sagte dem Sänger meinen Namen, und dass ich Geburtstag hätte, welcher daraufhin ein unglaublich schönes Geburtstagsständchen spielte, bei dem die ganze Bar mitsang. Als er fertig war rief er mich her (ich mit hochrotem Kopf) und schenkte mir sein Plektrum…er meinte, das hätte er jetzt 8 Jahre lang bei sich getragen und ich solle es wirklich benutzen. Das nahm ich mir zu Herzen…weil es eine so kleine große Geste gewesen ist. Nach der gefühlten 30. Zugabe von dem Kerl, landete ich wieder auf dem Stuhl neben meiner Mum, die die ganze Zeit klatschend und grinsend dagesessen hatte und strahlte sie an. Das war eindeutig ein unvergesslicher Geburtstag geworden, und das alleine mit meiner Mum in einem fernen fernen Land 😀 Sie umarmte mich ganz herzlich und sagte, es ist so schön, wenn du glücklich bist. Als wir nach Hause schlenderten, waren wir beide ganz schön angeheitert und wir fielen lachend ins Bett…und ich dachte ernsthaft nichts mehr 🙂 Ich hatte also ein Stadium erreicht, in dem nicht mal MEIN Hirn mehr an tiefgründige Dinge denken konnte. Als ich aufwachte war ich immernoch glücklich 🙂 Wir checkten aus, und suchten im Zick-Zack-Marsch ein neues Hotel, in dem die Mum die nächsten Tage bis sie Heim fliegen würde noch bleiben konnte. Wenn meine Mutter etwas sucht, vorzugsweise wenn ich mit Gepäck und Kater hinter ihr herlaufen musste, dann lief sie erstens nie eine gerade Strecke…sondern wechselte immer alle zwei Läden die Straßenseite, und zweitens lief sie am liebsten die Straße sicherheitshalber drei Mal von vorne bis hinten ab, um auch wirklich alle Möglichkeiten gegeneinander abgewogen zu haben 😀 Ich stapfte also grummelig hinter ihr her und war wirklich heilfroh, nach ein paar sarkastischen Sprüchen, als wir ein Hotelzimmer gefunden hatten, das wirklich wunderschön war. Es war klein, aber hatte einen DVD-Player und so geile Farben, da hätte ich auch noch ne Woche bleiben können 😀 Ich dachte mir, beim nächsten Thailandurlaub mit dem Nino, nehmen wir das Zimmer…da kann sich der Kerl von dem Kulturschock aklimatisieren 😀 Nach einer ausgedehnten Shoppingtour (ich brauchte ja noch Geschenke) landeten wir noch für eine Stunde mit Kokosnüssen am Hotelpool auf dem Dach und redeten darüber, wie die Reise verlaufen war. Wir waren uns bewusst darüber, dass es etwas ganz Besonderes ist, noch einmal so eine Zeit zu zweit erlebt zu haben. Und ich entschuldigte mich noch dafür, dass ich die ganzen Wochen immer so ein bisschen bedrückt gewesen bin…mich nicht immer so cool verhalten hatte. Weil ich ich weiß, dass sie nur wegen mir ihren Flug umgebucht hatte um noch länger bleiben zu können und ich dann Hals über Kopf nach Hause fliegen wollte, und sie noch eine Woche alleine ließ. Und dass es schon seit über einem Jahr nicht leicht mit mir war, ich verwirrt, verletzt, nachdenklich und teilweise depressiv bin und man das auch im Umgang merkt. Aber sie sagte, es sei alles gut so wies ist und es ist für sie wunderschön gewesen, mit mir so einen tollen Urlaub zu machen. Ich dachte an all die Momente, in denen wir uns angepflaumt hatten…in denen sie aufgeregt nach Action für uns gesucht hat, weil sie wollte, dass die Reise toll für mich wird, wenn sie da ist. Und ich fühlte dieses Drücken in der Magengegend, wenn einem etwas einfach so ans Herz geht und man am liebsten so viele Dinge im Nachhinein besser gemacht hätte…aber dafür sind Mamas undankbarerweise eben Mamas. Sie ertragen einen, und geben zu viel, und sie kennen einen besser als man sich selbst…erinnern einen an die eigenen schönen Seiten, wenn man sie selbst nicht mehr sehen kann. Und wenn sie das nicht getan hat, dann weiß ich nicht was sie sonst getan hätte. Sie hat mich wie ein hingefallenes Kind aufgehoben und festgehalten und mir gesagt, dass alles gut wird. Und ich hab es ihr geglaubt irgendwann 🙂 Ich habe da eine Mum gefunden, die frei ist, die ihre Träume verwirklicht, die sie selbst ist und die in einer Hauruckaktion von München nach Thailand fliegt, um für ihr kleines Mädchen da zu sein. Wenn das mal nichts ist, worauf ich stolz sein kann 🙂

Als die Zeit gekommen war, quetschten wir uns mit meinem mittlerweile monströsen Gepäck in ein Tuk Tuk, rauchten, tranken Wein und ließen uns den Fahrtwind ins Gesicht blasen, während das kleine Gefährt uns durch jeden Stau hindurch zum Airport-Train brachte. Die letzten Rauchschwaden der violetten Stadt bliesen mir ins Gesicht und ich war mir in dem Moment ziemlich sicher, dass ich hier nicht zum letzten Mal gewesen bin. Als wir uns am Flughafen verabschiedeten war das irgendwie ein bisschen traurig. Die Mum stand dann da hinter der Absperrung, nachdem wir uns total umarmt hatten und nochmal beschworen, wie schön alles war…und so schnell wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. Wir winkten uns noch ewig, bis ich durch die Passkontrolle durch war, und natüüüürlich konnte ich nicht umhin, eine Träne zu drücken. Es gibt so vieles, was special ist im Leben, und nichts kann man festhalten. Als ich im Flugzeug saß, war ich das erste Mal auf das gerichtet, was jetzt vor mir lag. Ich würde den Geburtstag vom Sascha miterleben, würde meinen Nino wieder spüren und hätte die Aufgabe, das für drei Wochen zu genießen, und dann den Abschied von vorne beginnen zu lassen. Als ich das so dachte musste ich lachen…egal was ich mache, es wirkt immer alles ein bisschen verzweifelt 😀 Ich freu mich auf den Moment, dachte ich mir, in dem ich durch diese Reise diese Dramatik vielleicht endlich loswerde…der Rest meines Lebens mit mehr Nachvollziehbarkeit abläuft…und ich bin mir sicher, dass ich es so schaffen werde 🙂 Danke Mami, für diese geile Zeit…das bleibt uns ein Leben lang, und darüber hinaus. das weiß ich. Sollifri

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Zum Geburtstag?….Nen Plüschtiger!

Wir waren langsam schon geübt im Schleppen, öffentliche Verkehrsmittel in der rauchigen Stadt Bangkok zu benutzen und uns durch die Menschenmassen und schreienden Händler hindurch einen bequemen Weg zu bahnen (na gut, die Mum mehr als ich 😀 Da gab es die Situation, bei der wir aus dem Flugzeug aussteigend alle gemeinsam in einen Bus sollten, der uns zum Terminal fuhr…das ist dann ungefähr so abgelaufen, dass die Mum als Erste und ich als Letze im Bus war, sie einen Platz hatte und ich nur weg gestoßen wurde und am Ende an die Scheibe gequetscht dastand 😀 Der Satz meiner Mutter zu dieser Situation: ¨Das beste Beispiel dafür dass dir die Ellenbogentechnik im Leben fehlt!¨ Na toll. Aber wenn Ellenbogentechnik  zurückschubsen bedeutet, was habe ich letztendlich WIRKLICH davon? Ich weiß, in der Welt in der ich lebe, schein ich mit dieser Einstellung immer nur zu verlieren…aber auf lange Sicht gesehen, mach ich vielleicht auch einen Unterschied?). Wir schliefen eine weitere Nacht in unserem mittlerweile alt bekannten Hotel mit Swimmingpool unter dem lila Smog-Himmel und schlemmten, schliefen wie die Babies und buchten unsere Tour zum lang ersehnten Tigertempel. Nun waren wir zusammen und doch auch schon getrennt etliche Male in diesem Land gewesen, und doch hatten wir es nie geschafft, diesen Tempel mitzunehmen. Und die Mum träumte schon seit Jahren davon. Man konnte es sich nicht ganz vorstellen, hatte man doch nur Dokus zu diesem mysteriösen Ort gesehen, und doch scheinte es ihn wirklich zu geben. Diese letzte große Aktion, bevor ich am nächsten Tag für 3 Wochen nach Hause fliegen sollte, war mein Geburtstagsgeschenk meiner Mami in diesem Jahr für mich 🙂 Es war der 29. Oktober, einen Tag bevor ich 27 werden sollte, und wir standen früh früh auf, checkten aus, nahmen noch das Frühstück mit, verstauten unser Gepäck in der dafür vorgesehenen Kammer in der Lobby und fuhren Stunden über Stunden eingequetscht in einem Minibus durch die Gegend, die wir noch nicht so genau kannten…Richtung Norden. Angeblich soll Nordthailand, da wo es kein Meer gibt, noch ursprünglicher sein….dort haben sich über die Jahre scheinbar die echten Thais angesammelt, um sich vor dem Massentourismus zurück zu ziehen. Bis dorthin drangen wir allerdings nicht durch, wir kamen irgendwann auch wirklich an, in diesem Tempel, und wurden erst einmal zum teure Klamotten kaufen geschickt, weil wir ihnen zu knapp bekleidet waren (waren wir nicht, glaubt mir das, ich weiß, was knapp bekleidet bedeuetet 😀 ). Aber die Regel war ¨no red for the tigers, no sexy for the munchs¨. Wir hatten also tolle Tigertempel-T-shirts und konnten endlich in den riesigen Park gehen. Natürlich war unsere Gruppe plus Guide schon längst verschwunden, als wir umgezogen aus dem Klo kamen, aber ich war nicht traurig darüber…der Kerl ging mir mit seinem ¨quick, quick, quick¨ tierisch auf die Nerven…ich bin doch nicht unterwegs, um ständig nur gestresst zu werden 😀 So weit wir wussten, bestand der Tempel aus so vielen Tigern, wie Mönchen. Die Tiger sind angeblich in einem Meditationszustand, wenn man ihnen nahe kommt, durch die tiefe Verbindung zu ihren Mönchen. Das Projekt scheint einmalig auf der Welt zu sein, und keiner kann sich wissenschaftlich erklären, warum diese ganzen, teilweise riesigen, Raubkatzen noch nie jemanden zerfleischt haben. Spiritualität meint die Mum…und ich denke mir, hoffentlich ist es das wirklich…nicht Sedierung. Aber über Medikamente gibt es keine Gerüchte, allerdings darüber, dass die Mönche so viele Tigerbabies bekommen mittlerweile (gefunden und geboren), dass sie viele davon für die Finanzierung der restlichen an China verscherbeln, die dort Gott weiß was mit ihnen für ihre scheinbar kulturell bedingte Impotenz anstellen. Diese Chinesen…überall erschießen sie vom Aussterben bedrohte Tiere, Nashörner in Afrika, Wale im Pazifik usw. Um sich daraus nicht funktionierendes Potenzmittel herzustellen. Hätte Gott bei diesen kleinen Penisen kein Erbarmen zeigen können? Der hat ja nicht gewusst, was er damit anrichtet…Naja, jedenfalls scheinen Mönche und Tiger dort auch gemeinsam zu speisen. Mönch trockenen Reis, Tiger Schüssel voll rohem Fleisch, alle nebeneinander und ganz friedlich. Es gibt Fotos, wie die Tiger mit den Mönchen zu Hauf frei in diesem nicht zu Gesicht zu bekommenden Tempel herumspazieren, und es scheint eine merkwürdige Harmonie über dieser ganzen Szene zu liegen. Die touristische Seite sieht jedenfalls etwas anders aus. Wir kamen erst einmal durch ein riesiges Gehege an lauter Bisons, Ziegen, Schweinen und Rehen vorbei (die rennen da alle zu Hauf auf dem großen Gelände frei herum…das alleine ist eigentlich schon eine Attraktion) zu einem kleinen Wasserfall, an dem auf einem Stein ein kleiner Tiger zum Posen herhalten musste. Er war ungefähr so groß wie ein 9 Monate alter Golden Retriever, und benahm sich auch so 😀 Er kaute auf irgendwelchem Spielzeug herum, badete manchmal und viele viele Touristen stellten sich an, um sich zu ihm zu setzen, und ein Foto mit ihm zu machen. Der Tiger schien schon lange dort zu sitzen und zu ¨ arbeiten¨, denn er war schon gestresst, fauchte manchmal und haute mit der Pranke aus, bis die Voluntärinnen (diese ganze komplette Veranstaltung war geführt von jungen Leuten aus anderen Ländern, die dort so etwas wie tierische Entwicklungshilfe leisteten…das wär ja auch eine geile Stelle gewesen oder :D) ihn an einer Leine, wie einen Hund, abführten und einen neuen kleinen Tiger holten. Naja, aber wenn wir schon einmal da waren, sollten wir vielleicht auch ein Foto mit so einem Tiger hinbekommen, also stellten wir uns auch an und als ich an der Reihe war, merkte ich wieder, wie bei Jacky, meinen Heidenrespekt vor diesen wilden Geschöpfen dieser Welt. Er ist zwar im Tempel geboren worden (wahrscheinlich), aber er bleibt auch ein Tiger und das merkt man im Verhalten….das wird niemals eine riesige Hauskatze werden. Ich musste mich hinter ihn knien und sollte ihn fest anfassen, weil leichte Berührungen ihn scheinbar zum Spielen animierten. Ich machte es erst Mal falsch natürlich 😀 Ich legte zaghaft meine Hand auf seine Seite und er drehte sich um, wie eine wilde Katze und schnappte mit den Pfoten nach mir und spielte auf dem Rücken liegend, als hätte er einen Wollknäuel gefunden…die Krallen immer eingezogen. Das erweichte mir das Herz, es erinnerte mich zu sehr an meine Punani, als dass ich weiterhin Angst hätte haben können 😀 Also rubbelte ich ihm fest den Bauch und er streckte sich genüßlich aus, um mit mir für ein unvergessliches Foto zu posen. Die Mami tippelte schon vor Ungeduld und war als Nächste dran. Man konnte ihr die Aufregung wieder im Gesicht ansehen…wie hatten es die Tiere nur geschafft so einen riesiegen Platz in ihrem Herzen einzunehmen? Sie saß da mit hochrotem Gesicht und ich machte so viele Fotos, wie ich nur konnte (auch von der Seite, denn von vorne hatten die Voluntäre ihre Kamera), um ihr die Erinnerung so lebendig wie möglich zu erhalten…ich wusste, dass sie lange lange von diesem Tag geträumt hatte. Ganz hin und weg davon, einen Tiger angefasst zu haben, gingen wir weiter durch eine kleine Felsschlucht, an deren Ende sich der nächste Tigerplatz befand. Aber dieser, war einer der anderen Sorte. Man durfte nur einzeln rein und musste sich in Schlangen anstellen, bis man an der Hand! Von Voluntären zu den einzelnen herumliegenden RIESIGEN Tigern geführt wurde, um mit fast jedem fotografiert zu werden. Die Mum regte es auf, dass wir das nicht zusammen erleben konnten, aber aufgeregt war sie trotzdem, das konnte man an ihrem roten Gesicht erkennen 😀 Ich fand es höchst unangenehm, wie ein Kind an der Hand durch die ganzen Tiger geführt zu werden, die da zu 20igst dösend in dem Gehege verteilt an Ketten lagen. Die waren sooooo ruhig, dass es eindeutig nur eines von beidem gewesen sein kann…eine ¨sleep-well-spritze¨ oder Meditation. Ein Mönch saß zwischen all diesen Tigern (der erste den wir sahen), und redete Kopf an Kopf mit einem dieser Ungetüme und liebkoste ihn. Dieses Bild war das erste, das mir authentisch vorkam…das sah irgendwie einfach wie echte Freundschaft aus. Wir saßen also immer mal wieder bei einem großen großen Tiger, den wir anfassten, Fotos mit ihnen machten, ich öfters mal einen Schwanz ins Gesicht bekam und dann war die Situation auch schon wieder vorbei. War aber auch schwer zu begreifen…wir schwebten noch Wochen in einem Hochgefühl deswegen, aber in diesem Augeblick mussten wir das erst einmal verarbeiten. Wir suchten uns einen Stein, auf dem wir eine Rauchen konnten und erzählten uns, was wir gerade erlebt hatten (waren zwar dabei, aber sowas muss man schon ergründen 😀 ). Die Nächste Aktion, die folgen sollte, war etwas, das wir vorher dazubuchen konnten. Die Entscheidung lag für 30 Euro Pro Person bei einer halben Stunde mit den großen, oder einer halben Stunde mit den kleinen Tigern zu spielen. Wir haben uns für die kleinen entschieden, aber konnten, bevor es anfing noch dabei zuschauen, wie die Touris in dem großen Gehege in der Mitte mit den schon ausgewachsenen, aber noch jungen Tigern das selbe Spiel trieben. Das Gehege war rund, und hatte ein Wasserloch, das direkt an der 4-5 Meter hohen Steinmauer platziert war. Die Touris standen alle mit langen Stecken, an deren Ende so etwas wie knisternde Plastiksäcke befestigt waren, in dem Wasser und ließen die Riesen immerwieder darauf zu springen, sie nass spritzen und damit hantieren, als wären sie kleine Kätzchen 😀 Der Größenunterschied war es allerdings, der mich irgendwie ziemlich glücklich machte, dass ich gerade nicht da unten stand. Die vier bis fünf Tiger sprangen immerwieder gewaltig in die Luft, packten die Tüten, rissen mit den Zähnen daren, kämpften einen Meter vor den ganzen Menschen miteinander im Wasser und waren total wild gemacht. Alle lachten, und kreischten und viele Eltern und Kinder standen mit uns an der Steinmauer, um das Spiel zu begutachten. Einer dieser Väter, hatte die Idee seine kleine 8-jährige Tochter auf die Mauer zu setzen, damit sie auch etwas sehen konnte. Den Plan konnte er genau eine Sekunde umsetzen, denn dann war der Tiger schon die Wand hoch gesprungen und hatte die Kleine am Bein. Das alles geschah ungefähr drei Meter neben uns, und der Daddy des Jahres konnte seine Kleine gerade noch so aus den Fängen zurückziehen, die eine große Fleischwunde am Bein mitgenommen hatte. Sie schrie natürlich und wurde von den Voluntärinnen verarztet, aber diese ganze Situation legte sich innerhalb von Minuten und sie entschied sich, trotzdem noch mit zu der bezahlten Tour zu den Tiegerbabies zu kommen. Mutiges Mädchen dachte ich bei mir, während ich immernoch zitternd auf die wilden Tiger in dem Gehege starrte. Noch nie jemandem was passiert ja? Die Voluntärinnen erklärten uns, dass die großen Tiger aggressiv auf Kinder reagieren, bzw. Mit ihnen spielen wollen…ich dachte mir so, nachdem ich ja nicht die größte Person auf diesem Planeten bin, ob der Tiger das dann unterscheiden kann…dass ich schon groß bin und die Kleine neben mir nicht, die höchstens noch einen Kopf braucht, um die gleiche Höhe zu erreichen 😀 Also ich bin immernoch froh gewesen, nicht dort unten gewesen zu sein…und war auch wieder ein bisschen schlauer, Tiger sind also Kinderfresser…Meine Mutter hielt mich ab dem Zeitpunkt egal was wir noch taten immer fest 😀 Sie zog mich ständig von irgendwo zurück, zerquetschte mir die Hand und reagierte immer mit so einem Mama-Reflex (vor mich stellen, zurückstoßen und solche Späße), sobald uns ein Tier zu nahe kam 😀 Als wir bei dem kleinen Käfig ankamen, in dem wir mit den Tigerbabies spielen sollten, sagte die Voluntärin noch zu der kleinen Attakierten ¨ you are my hero today¨, ja meiner auch, dachte ich mir. Ich hatte Muffensausen ohne Ende, als wir zu den fünf hundegroßen Tiger ¨babies¨ in den Käfig spazierten und jeder eine Flasche mit heißer Milch bekam, um sie zu füttern. Kleine Hunde vielleicht ja…aber noch Hunde 😀 Die kleinen Tiger waren wild und sprangen einem immer hinten in die Beine, wo man sie dann wegstoßen sollte, meinte die Frau. Ich versuchte mein bestes, einem dieser Tiger eine Flasche anzubieten und schaffte es nur, mit der Hilfe von allen den kleinen Tiger wirklich mal ganz süß an der Flasche saugen zu sehen. Alle spielten wieder mit den Kleinen mit diesen Stecken und machten Fotos was das Zeug hielt. Die Mum war wieder voll dabei, und bekam ihre Flasche gleich in mehrere Tiger, spielte mit den Kleinen und übte sich im Umgang mit ihnen. Ich sah schon wieder in ihren Augen, wie sie sich vorstellte, auch so einen Job zu machen 😀 Sie verarschte mich ununterbrochen, weil ich immer die Ängstlichste von allen war, Abstand wahrte und wartete bis ein Tiger von selbst zu mir kam (was aber auch passierte manchmal), aber ich fand mich ganz unfassbar mutig 😀 Auch wenn alle Kinder um mich herum das Spiel weniger gefährlich als ich zu finden schienen…inklusive meiner Mum 😀 Mit was für Tieren ich wegen dieser Frau in meinem Leben wohl noch so umgehen lernen muss? Jetzt will sie riesige Schlangen auf ihr Grundstück in Zanzibar aufnehmen, Schlildkröten (gut, die find ich wirklich cool) und was kommt als nächstes? Ein großes Wasserloch mit einem wild gewordenen unhappy Hippo in der Mitte, dem man NUUUUR einen Tanz aufführen muss, bevor man es füttert, damit es einen nicht frisst? Aber wenn man einen Schritt versaut, hat man leider verloren in diesem wunderbaren Spiel des Lebens 😀 Ich war stolz und auch froh und irgendwie ein bisschen berührt von den kleinen Tigern, als wir den restlichen Weg zurück nahmen, um das große Finale des Tages zu erleben. Wir kamen noch an dem Käfig vorbei, in dem der Angriffs-Tiger wild brüllte und die kleine noch einmal hallo zu ihm sagte, und dann fanden wir uns alle in einem länglich gebauten Steinweg wieder, der in einer Höhle endete, aus der man aus lauter Gucklöchern nach dem spähen konnte, was jetzt noch großes zu kommen schien. Und dann kam er…der MEGATIGER!! Dieses Tier war einfach nur ein Elefant. Er war glaub ich schon um die 26 Jahre alt, männlich und hatte seinen dazupassenden Riesenmönch dabei, der diesen Koloss an der Leine an uns vorbeiführte. Der Tiger setzte sich auf einen Baumstumpf auf den Arsch, und überragte so sitzend seinen zwei-Meter Mönch, der sich seine riesigen, gesichtgroßen Pranken um die Schultern legte und ihm eine zur Größe passende riesige Babyflasche zum Trinken gab. Das war ein Bild 😀 So ein großes Tier das da nuckelnd ruhig gestellt wird…um, ihr dürft raten, als Touri seine Fotos mit ihm machen zu können 😀 Und wir stellten uns an. Ich konnte ein paar Fotos erhaschen, von diesem tausend Meter großen Tier, aber nur schwer, weil meine Mutter drohte mir die Hand vor lauter Sorge abzureißen, wenn ich mich bewegte 😀 Genau in dem Moment, in dem wir mit dem Foto (das erste gemeinsame) dran gewesen wären, sagte uns die Voluntärin, dass der Tiger jetzt keinen Bock mehr hätte (er brüllte auch schon ganz bedrohlich), und wir es das nächste Mal versuchen könnten. Das nächste Mal…hm. Ob es das geben wird? Das war ein bisschen traurig, andererseits, wär das wieder eine Situation gewesen, in der ich einfach froh wäre, wenn sie vorbei ist 😀 Unser Riesentier wurde an sowas wie einer Hundeleine (die hätte ihn im Leben nicht halten können, wenn er gewollt hätte) wieder abgeführt, und das große Finale war vorüber. Aber dieses Tier werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich hab nicht gewusst, dass Tiger sooo groß werden können. Zum Abschluss rannten tausend große Tiere (alle die ich vorhin aufgezählt habe) zu hunderten unfassbar schnell als eine große wild durcheinander gewürfelte Herde an uns vorbei, weil es scheinbar für sie Futter geben sollte. Das war ein Getöse und Getrappel. Es waren so viele, dass wir gar nicht wussten wo wir hinschauen sollten. Sie alle sammelten sich an einer Stelle, an der das Futter zu liegen schien und standen dann da, teilweise wieder wirklich große Tiere, alle zusammen und aßen. Aber die größeren Bisons oder Büffel oder was das waren, schlugen auch aus, wenn man an ihnen vorbeiging, das war alles wirklich ein bisschen science fiction an diesem Tag 😀 Auf der Heimfahrt MUSSTEN wir noch an so einer historischen Brücke (irgendwas mit Weltkrieg) anhalten, an der wir einfach nur einen ganz tollen Maiskolben aßen und träumend die restliche Fahrt nach Hause mit dem Kopf bei den Tigern hingen. Die Mum hatte die toten Hosen auf ihrem Handy und gab es mir um Musik zu hören. Da fiel mir das erste Mal auf, wie wenig Musik ich in all diesen Wochen gehört hatte. Und das, obwohl sie mir so wichtig ist. Da muss meine Mami kommen, und mir sagen, dass mir Musik wichtig ist, mir einen USB-Stick mit aller Musik von mir geben, die sie noch auf ihrem Computer hatte, damit ich mal wieder in der Realität ankomme. Das sind die Kleinigkeiten, an denen man merkt, dass es einem nicht so gut geht, wie es einem gehen sollte, wenn man solche unglaublichen Dinge erlebt. In dem Moment, in dem mir das klar wurde, machte mir die Mum das Lied von den Hosen ¨nur die Liebe zählt¨ an. Und mir rannte eine kleine Träne über das Gesicht. Irgendwie ist es bei mir doch auch so gewesen. Ich renne um die ganze Welt, so wie er in dem Lied, um meine fiesen Erinnerungen auszulöschen und irgendwann wirklich bei ihm landen zu können. Währenddessen hält er in unserem gemeinsamen Leben die Stellung…ohne mich. Und ich erwarte, dass er das gut macht. Dass er mich ziehen lässt, dass er mich versteht. Obwohl er schon alles hatte, was er sich gewünscht hat…nämlich mich. Er ist nicht derjenige, der in der Vergangenheit fest hängt und noch irgendwelche unvereinbaren Sehnsüchte in sich herum trägt. Das bin nur ich…und nur ich versetze uns in die Situation, dass wir zwar echte Liebe gefunden haben, aber auch damit kämpfen müssen, nicht zusammen sein zu können. Und beide immer halb das Leben leben, dass ich noch für uns ausgesucht habe, bis wir ganz zusammen sein können. Wirklich eine tolle Frau, die du dir da ausgesucht hast, sprach ich in Gedanken zu meinem Mann. Das ist die ganz extravagante Form von Eroberung, die sie verlangt, wenn man sein Leben mit ihr verbringen will 😀 Und dabei bin ich gar nicht so undankbar wie es wirkt. Ich war noch nie dankbarer, als in dem Augenblick, in dem er mir das vor aller Augen gesagt hat…ich will wirklich bei dir bleiben. Und so dumm das viele finden mögen, ich hätte es keinem…wirklich keinem Menschen mehr auf dieser Welt geglaubt, wenn da nicht dieser eine Engel gekommen wäre, und mich wirklich überzeugt hätte. ¨We got married in a fiever¨…ja das stimmt vielleicht, aber das Fieber hält an…und so wie ich es empfinde, sollten wir diese beschissene Phase jetzt wirklich zusammen durchstehen, dann tut es das für immer. Für manche ist es Blasphemie, für andere unerreichbar. Aber für mich ist es Realität geworden…es gibt die Liebe, und sie kann auch ganz bestimmt ein Leben lang halten, nur die Arbeit die dafür notwendig ist, sollte man nicht unterschätzen 😀 Und so werde ich den morgigen Tag, meinen Geburtstag, im Flugzeug verbringen, um ihm zu zeigen, dass er für mich genauso wichtig ist, wie ich selbst, und dass ich ihn schätze, liebe und nicht im Stich lasse…auch wenn ich beladen bin mit Emotionen, die ich mit mir selbst ausmachen muss, um mich bereit für dieses Leben zu Hause zu fühlen, das da auf uns wartet. Und wenn er das schafft, dann bekommt er das ganze Paket von mir…alle Spießigkeit und Verantwortlichkeit die ich nur aufbringen kann 😀 Hätte ich allerdings einfach losgelegt damit, ohne vorher durchzuatmen und alte Wunden zu heilen, wäre es in die Hose gegangen…dafür kenne ich mich gut genug. Ich muss mir treu bleiben…sonst verwelke ich. Sollifri

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Kannibalen

Als wir am letzten Tag am Lake Toba in der Früh von den Jungs an der TABO Lodge abgeholt wurden, war es ein wundschöner, sonniger Tag. Wir fuhren über lange Straßen, an vielen Batakhäusern vorbei, sahen die Menschen dort in kleinen Dörfern leben, große Vulkane in mystischer Größe und Gestalt. Viel Grün, Palmen, Wiesen, Berge und wilde Straßen…die wir alle auf den Bikes über Stunden an uns vorbeifliegen sahen und staunen durften. Der erste Stopp unserer Sightseeingtour war ein altes Batakdorf, das noch im Urzustand erhalten war. Wir konnten in die Häuser gehen, und den Leuten dabei zuschauen, wie sie für die Touris ihre alten Ritual- und Liebestänze aufführten (auch ich hab einmal wippend, mit so einem langen Schal über beide Schultern bei dem Tanz mitgemacht…ist nicht schwer, man tippelt eigentlich nur mit den Füßen langsam vorwärts und schwingt manchmal die Arme dabei :D). Ich fand die Häuser, die Grimassen, die Schnitzarbeiten, die alten Instrumente und das lange alte Kanu total beeindruckend. Unser nächster Halt war zwei Stunden später (unsere Hintern taten langsam schon weh) in einer Schwefelquelle, die zu einem kleinen dreckigen Schwimmbad umfunktioniert war. Geschlechter waren getrennt und einladend sah das mit Algen und Kalk versetzte Schwimmbad nicht aus, aber als wir darin gebadet hatten (es war unfassbar heiß, und scheinbar zum baden noch abgekühlt worden – deshalb das Schwimmbad), fühlten wir uns weich an und waren tiefenentspannt. Wir aßen in der Bar dazu  noch einen grässlich schmeckenden Burger, während die Bedienungen lustlos für unsere Bestellungen davon schlurften und wir Übersetzer für sie brauchten, und waren dann auch schon unterwegs zu unserem letzten Halt – dem Kannibalen-Ritus-Dorf. Ja die Bataks waren noch bis vor zweihundert Jahren damit beschäftigt, Menschen zu essen, die Gräueltaten begangen hatten. In dem Dorf standen eigentlich nur ein paar Hütten in einer Reihe, aber ein großer, alter, knorriger Baum in der Mitte machte die Stimmung gruselig. Unter diesem Baum war ein Steinkreis erbaut worden, der die Sitze der verschiedenen Dorfkönige beinhaltete, sowie einen kleinen in der Mitte, auf dem damals dann der jeweilige Angeklagte platziert wurde. Daneben war die Königshütte, mit einem kleinen Käfig gebaut worden, in dem ein Mensch, wenn er gemordet oder vergewaltigt hatte, drei Tage und Nächte ohne Wasser und Brot auf seine Zeremonie vorbereitet wurde. Sie dachten, dass sich das ¨Böse¨, oder ¨schwarzes Blut¨ in solchen Menschen befand, was durch das Fasten ausgeschwemmt werden könnte. Wenn er das überlebt hatte, wurde er ein paar Schritte weiter in einen neuen, größeren Steinkreis gebracht, an dem auch seitlich eine Steinplatte zum Festhalten existierte. Eine kleine Tribüne für die restlichen Bewohner aller umliegenden Dörfer rundete das Bild ab, und Anwesenheit bei dieser Zeremonie ist Pflicht gewesen. Ein kleiner Batakkalender (der konnten wir auch begutachten, war spannend mit lauter verwirrenden Zeichen) zeigte an, welcher Tag für die Zeremonie geeignet war. Und dann ging das blutige, brutale Spiel los. Der Angeklagte wurde festgehalten und am ganzen Körper mit einem eigens dafür angefertigten, reißenden Messer in kurzen Abständen tief aufgeritzt. Wenn er dann komplett aufgeschnitten und schreiend dort lag, wurden zu zusätlicher Reinigung Zitronensaft und Salz in die Wunden geträufelt und gestreut (das ist schon ne ganz schön sadistische Nummer), und danach kopfüber auf einen Stein gezerrt, an dem er den Kopf knieend in eine Mulde legen konnte, um geköpft zu werden. Ein Mann aus dem Publikum (irgendeiner, der vielleicht Bauer war oder sowas) wurde ausgewählt, die Tat mit einem Machetenähnlichen Gegenstand zu vollbringen. Schaffte er es nicht auf einen Hieb, wurde er selbst gleich mitgeköpft, weil dies als schlechtes Omen galt…und so ging es immer fort, bis es einer schaffte. Der Kopflose Körper fand seinen Platz daraufhin auf einem kreisrunden Gabentisch in der Mitte des Steinkreisen, um dort in kleine Stücke zerteilt zu werden. Das herz wurde ausgepresst und auch in Stücken und Kelchen an die Obrigkeit verteilt…der Rest des Körpers vom ganzen Volk verzehrt. So konnten sie sicher gehen, dass das ¨schwarze Blut vernichtet, oder zumindest in so kleinen Mengen an alle verteilt war, dass es keinen Schaden mehr anrichten konnte. Ganz schön ausgefeilt diese ganze Geschichte oder 😀 Die beiden Jungs verausgabten sich bei ihrer Erzählung für uns, zeigten uns alles als Rollenspiel auf und taten so, als würden sie sich gegenseitig köpfen 😀 Die Heimfahrt war wieder im Platzregen, was aber nicht weiter schlimm war, zumindest nicht für uns, wir hatten Ponchos 🙂 Als wir bezahlten, und uns bedankten, sagte uns unser Fahrer, dass er auch einmal für TABO gearbeitet hatte, aber die Chefin einfach zu streng sei und man sich unter solchen Verhältnissen eingesperrt fühle. Da sieht man mal, dass sie für den Perfektionismus, auch sehr gute Arbeiter verlieren konnte. Wir tranken noch einen schnellen Tee und rannten mit unserem Gepäck zum letzten Boot, das uns wieder zurückbringen würde. Die Insel wurde immer kleiner und der See strahlte noch einmal in seinem schönsten Blau für uns um die Wette, bis die Sterne über den Hügeln zum Vorschein kamen. Vor uns saß ein älteres, holländisches Pärchen, das uns erzählte, dass es fünf Kinder groß gezogen hätte. Und jetzt gemeinsam die Tage, die sie noch für sich hatten in Urlaubgebieten arbeitete und dazwischen (sie hatten gemeinsam nur einen kleinen Rucksack als Gepäck dabei, ich schämte mich in Grund und Boden mit meinen ganzen Taschen 😀 ) in ferne Länder reisten. Indonesien war ja lange Zeit so weit ich weiß holländische Kolonie. Deshalb traf man Holländer wohin man nur guckte. Viele von ihnen, so auch dieser Mann den wir gerade kennen gelernt hatten, waren in Indonesien geboren. Wir mochten die zwei noch so verliebten Reisenden und boten ihnen an, mit uns im Taxi zurück zum Flughafen in Medan zu fahren. Sie waren dankbar und wir sparten uns wieder die Hälfte des Preises…das hatten wir dieses Mal alles wirklich nicht schlecht geplant 🙂 Ich konnte mich in dem klimatisierten Auto auf der hintersten Rücksitzbank zum schlafen ausstrecken und wachte nur kurz auf, um einen heißen indonesischen abenteuerlichen Snack mit den anderen zu essen. Als wir am Flughafen ankamen, mussten wir noch die Nacht auf einem Sofa verbringen, die zwar zu Hauf in dem Teil des Flughafens standen, in dem auch die Reisebüros waren, aber auch schon zu Hauf besetzt waren 😀 wir alle vier schliefen mit Ohropax und Schlafbrille zwischen dem ganzen Getösen, und als ich aufwachte hatte ich von dem holländischen Pärchen einen Zettel auf der Tasche liegen, dass sie uns noch ein schönes Leben wünschten und es toll war, uns getroffen zu haben. Ich habe sie noch beim Einschlafen gesehen, wie sie sich ein Sofa teilten und einen Gute-Nacht-Kuss gaben und dachte mir, dass ist eigentlich die beste Art und Weise, seine Liebe nach so einem bewegten Leben am Schluss noch um sich selbst drehen zu lassen 🙂 Als wir am nächsten Tag im Flugzeug saßen, trauerte ich noch einmal kurz dem Dschungel hinterher. Wir verabschiedeten uns in Gedanken von Jacky und freuten uns aber auch darauf, in Bangkok zu landen…und dann als mein Geburtstagsgeschenk den Tigertempel wirklich doch noch mitnehmen zu können 🙂 Wir verrückten Umentscheider…alles haben wollen, nichts planen können und letztendlich trotzdem immernoch bekommen 😀 Die Bauersfrauen halt …Sollifri

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Batak

Als wir endlich ankamen war es Nacht. Der geistig behinderte Sohn des Fahrers, der uns die letzte halbe Stunde unseres Weges noch begleitete machte mit seinen Quietschgeräuschen bei jeder Kurve (die das Auto auch schon ohne ihn gemacht hatte), und wildem Mitgekurble vom Beifahrersitz auch diese paar Minuten zu Stunden und als wir endlich zwischen lauter komisch guckenden Gesichtern auf der Straße standen, war ich einfach nur überglücklich, angekommen zu sein 😀 Wir bekamen noch die letzte Fähre (Puh) und saßen auf einem Boot, das mit Lichterketten geschmückt, in einem Affenzahn und im Nieselregen in den großen, schwarzen See hineinfuhr. Soweit ich das verstanden hatte, ist der Lake Toba einer der größten Vulkanseen der Erde und so tief in der Mitte, dass die Forscher da schon Schwierigkeiten bekommen. Die Fahrt war schön. Ein Indonesier mit einer rothaarigen, doppelt so großen Freundin verbot uns das Rauchen, aufgrund von Asthma (wir waren an der frischen Luft und sahen ihn zwei Tage später in einer vollgerauchten Kneipe, mit Zigarette in der Hand), und wir standen mit Tüchern bedeckt, Zigarette in der Hand und einem Grinsen im Gesicht an der Reling im Nieselregen, der immer stärker wurde, und schauten gespannt auf die beleuchtete Küste, auf der wir die nächsten drei Tage verbringen sollten. Wie es schien, wussten alle außer wir schon, in welche Lodge sie gehen würden und die meisten stiegen gleich bei der ersten aus. Wir schauten neidisch all den Ziehkoffer-Touris hinterher, die an dem Pool vorbei in ein riesiges, mit Musik beschalltes Haus schlenderten und fragten uns, ob wir die richtige Entscheidung mit Stefan Losse getroffen hatten. Das Boot hielt an jeder einzelnen Lodge an, um Leute rauszulassen und irgendwann saßen wir alleine, mittlerweile im Platzregen, mit unseren schweren Rucksäcken (ich hatte das Packen zwar geübt, aber immernoch viel zu viel dabei) auf dem Boot, keiner konnte uns sagen, ob wir noch richtig sind und wurden an der aller allerletzten Ecke dann endlich vom Boot gelassen und trugen die Rucksäcke erst einmal (ein ¨Rezeptionist¨ half uns mit einem Regenschirm und gab uns direkt ein Zimmer, noch vor dem Einchecken :D) auf glitschigen Steinen die steilsten Treppen hinauf, die ich je mit einem Rucksack bestiegen habe! Ich musste mit meiner Größe sozusagen jede Stufe erklimmen, und das war schon keine schlechte Leistung mit dem Gewicht auf dem Rücken…Kraft aus den Oberschenkeln und dann jede einzelne Stufe mit Kraft und Schwung hochhiefen 😀 Als wir gebückt durch die kleine Tür in unser Schlafgemach für die Nacht schlüpften waren wir gerührt. Wir hatten die billigste Lodge von allen ausgewählt und dafür war sie wirklich ein Augenstern. Man lebte in originalen Batak-Häusern der damaligen Ureinwohner der Insel. Diese hatten geschwungene Dächer, die vorne und hinten weit in den Himmel ragten und viele geschnitzte Grimassen zum Schutz auf ihrer Fassade. Innen gab es zwar kein wie versprochen warmes Wasser (wir hatten seit Wochen nicht mehr warm geduscht), aber unglaublich viele Verzierungen, und bemalte Wände (erinnerte etwas an Maori-tribals) und sogar einen kleinen Balkon. Durch die Tür zu diesem kleinen, mit einem Tisch und zwei Stühlen ausgestatteten Platau, das direkt in den offenen See hinausragte, mussten wir kriechen 😀 Wir wuschen uns also und gingen fertig aufgehübscht in einer kleinen Bar, die Bamboo House hieß, und direkt neben unserer Lodge war (sie wurde uns von einem benachbarten, ganz jungen Hippie-Pärchen empfohlen) richtig schlemmen. Diese Bar hatte in Nullkommanix unser Herz erobert. Es kam Classic Rock, alles war voller Gemälde und sie war Raggae-mäßig mit Rattanmöbeln, Tüchern und gemütlichen Sitzecken auf Erhöhungen ausgestattet. Wir lagen da wie bekifft in unserer Ecke auf den tausend Kissen und aßen so gut, wie seit langem nicht mehr. Tranken Bier, unterhielten uns mit den netten Bartendern und waren endlich endlich angekommen. Also diese Reise, die war wirklich etwas viel auf einmal 😀 So viele Stunden unterwegs, und doch waren wir am selben Tag von Tangkahan bis zum Lake Toba gekommen und saßen jetzt kichernd und trinkend und uns wild unterhaltend in einer total touristischen Kneipe…und wir MOCHTEN ES 😀 In dieser Nacht schlief ich wie ein Baby und wachte auf, saß mit der Mum rauchend auf unserem kleinen Balkon mit der atemberaubendsten Aussicht, die alle Lodges überhaupt zu bieten hatten und war aufgeregt, was man auf der Insel noch so alles sehen konnte, wenn es da noch Ureinwohner gab. Sie hatten in der kleinen Badeecke der Lodge sogar ein Seil an einen Baum gebunden und ein Sprungbrett hingebaut, mit dem ich mich die nächste Stunde beschäftigte 😀 Ich sprang immerwieder in den klaren, kühlen, sauberen See, in dem tausend Fischlein schwammen, die Sonne strahlte wie verrückt und ich unternahm sogar eine kleine Schwimmtour, in der ich bestimmt eine halbe, dreiviertel! Stunde die Küste entlang schwamm und den Frauen dabei zuschaute, wie sie ihre Wäsche mit den Füßen wuschen. Einer der Kerle, die wir am Abend zuvor im Bamboo House getroffen hatten organisierte mit seinem Freund zwei Bikes und fuhr uns umsonst in der ganzen Gegend zu einer Lodge nach der anderen, damit wir uns am Schluss für eine entscheiden konnten. Das war wirklich nett und sozusagen eine Werbemaßnahme, damit wir bei ihm vielleicht auch eine kleine Inseltour buchen würden (was wir dann auch für den letzten Tag taten) und wir sahen auf dieser Fahrt unheimlich viel, von der Umgebung, bis hin zu den Bewohnern und vielen auch dreckigen, abgeranzten Straßen und Lodges, und konnten nicht umhin auch TABO noch sehen zu wollen, obwohl jeder immer so reagierte, als sollte man sich da nicht niederlassen. TABO war die Location, bei der am Anfang unserer Bootsreise die meisten ausgestiegen waren, und nachdem wir ja eigentlich mal richtig chillen und Urlaub am Pool machen wollten, wenigstens für drei Tage, sah dieser Ort eigentlich perfekt dafür aus. Wir sahen zuvor auch noch viele andere, teure und große Zimmer. Da gab es alles an Preisen und Pools und Marmorboden was man sich vorstellen kann und doch konnte man nicht eine mit TABO aber auch mit unserem ersten Batak-Häuschen vergleichen. Als wir bei TABO ankamen, sagten wir den Jungs schnell, dass wir dort bleiben würden. An der Empfangstheke stand eine deutsche, liebe Frau mittleren Alters, die uns ein Zimmer anbot, bei dem es uns den Atem verschlug. Es war riesig. Ein unglaublich großes, weiches Bett. Ein zweites Stockwerk mit Matratze und ein Balkon, wie man ihn sich nur wünschen kann. Da hing eine Hängematte und man konnte über den kompletten See blicken. Im Klo stand eine KLOBÜRSTE (scheint etwas sehr deutsches zu sein 😀 ) und die Dusche war sauber, heiß und mit Glaswand…wir waren im Paradies 😀 Die Frau (deren Namen ich leider vergessen habe, obwohl es etwas sehr deutsches war, Inge oder sowas, nennen wir sie Inge), hat in ihrem Laden eine kleine, deutsche Bäckerei aufgemacht und alles war wunderschön eingerichtet…mit Außenbereich mit Sitzkissen, Pool, Badeeinstieg zum See und einem Wellnessprogramm von Hot Stones bis hin zu meditativer Massage…es war einfach wie im All Inclusive Himmel 😀 Und wir nutzten es. Wir duschten was das Zeug hielt, schlemmten, schliefen in der Hängematte, hörten Meditationsmusik, lagen am Pool, schwammen im See, ließen uns zusammen eine komplette Stunde massieren (danach konnte ich mich vor lauter Entspannung fast nicht mehr bewegen) und wechselten nach zwei Nächten leider noch in ein kleineres, aber genauso teures Zimmer, weil unseres reserviert war für die Tage danach, das wir allerdings wegen einem Wasserschaden noch billiger bekamen. Alles in allem unglaublich schön, nur die Nachmittage waren meist regnerisch und nicht zum in der Sonne liegen geeignet. Und die Abende waren aufregend. Inge schien uns etwas ins Herz geschlossen zu haben (holte am ersten Tag auch schon mit dem Jeep unser Gepäck nach), und fragte am ersten Abend beim Essen, ob wir Lust hätten mit ihr auf eine kleine Kneipen-Schließungs-Party zu gehen. Ich fand es immer wieder lustig, was man alles für Menschen begegnet und in welchen Situationen man sich teilweise wiederfindet, während wir mit ihrem Jeep zu der Party fuhren, als hätten wir das seit Jahren so zusammen gemacht 😀 Die Party war süß, es waren ein paar Leute da, die auf Stühlen um eine vierköpfige, indonesische Band herumsaßen, die in einer wahnsinnslautstärke indonesische Musik machten. Sie waren glücklich dabei, das konnte man sehen. Und die Musik war schön in meinen Ohren…eigen und nicht nachahmbar, aber nicht schräg, wie ich es teilweise bei der thailändischen Musik empfand. Und es lag viel Inbrunst und Begeisterung darin, ein sehr guter Gitarrist war dabei und man konnte es da gut ein paar Stunden auhalten. Wir saßen zu dritt an der Bar, tranken Rum-Cola und unterhielten uns. Inge war vor 20 Jahren nach Sumatra ausgewandert, und auf meine Frage hin, ob sie hier ankam und sich einfach dachte, ihr Traumland gefunden zu haben, lachte sie und meinte, also erstmal hab ich eigentlich meinen Traummann gefunden 🙂 Das wollte ich genauer wissen…natüüürlich 😀 Sie war damals wie ich in die große weite Welt hinausgezogen und hatte eine ganze Traube von Menschen am Flughafen dabei, die Rotz und Wasser geheult hatte, weil sie alle davon ausgingen, sie niewieder Heim kommen zu sehen. Sogar ihren damaligen Freund hatte sie dafür abgeschossen, ohne mit der Wimper zu zucken. Und die Befürchtung die alle hatten, ist wahr geworden. Sie kam niewieder. Sie verliebte sich unsterblich und blieb für immer…bekam zwei Kinder mit ihrem Mann, die beide hochintelligent waren und Auszeichnungen vom Land bekamen und lauter so Zeug, machte ihre Lodge mit ihm gemeinsam auf, die läuft, wie keine andere weit und breit. Sie schien angekommen und zufrieden und locker, in allem was sie tat und sagte. Ich träumte und meinte, dass das eine sehr sehr schöne Geschichte sei und sie lachte darauf und meinte: ¨ Ja klar, weil sie gut ausgegangen ist!¨ Stimmt dachte ich mir, wie oft geht denn heutzutage noch etwas soooo gut aus? So langsam hab ich das Gefühl, dass es nur die Dinge sind, die andere für verrückt erklären 😀 Vielleicht ist das ein guter Wegweiser für die Entscheidungen, die man in seinem Leben so treffen muss. Aber sie schimpfte auch viel über die Indonesier. Die die sie anstellte klauten oft und machten ihre Arbeit auch nach längerer Zeit nur komplett, wenn sie sie immer kontrollierte. Einerseits konnte sie die Sprache perfekt und sang jedes Lied von der vorgespielten Musik mit, die sie so liebte, und andererseits, schien sie sich doch immer ein kleines bisschen über die Menschen hier zu stellen. Das selbe erlebte ich mit dem deutschen Klaus, der an dem Abend seine letzte Party in seiner Kneipe gab, bevor sie schließen musste. Er war Rentner und hatte sich das mit der Kneipe, die er da schwarz eröffnet hatte etwas anders vorgestellt. Wenn er nicht vor Ort war, arbeiteten die von ihm bezahlten Angestellten nicht und er konnte das mit der Kontrolle und dem Geld nicht mehr leisten, also musste er zumachen (es wirkte verbittert, wie er seine letzten indonesischen Büchlein verscherbelte und auf die indonesische Arbeitsmoral schimpfte). Und ich verstand in mir drin langsam, warum uns alle davon abhalten wollten, uns in dieser Lodge einzuquartieren. Ja klar, der deutsche versteht sein Geschäft und kann Geld daraus machen, aber ist es auch richtig? In ein anderes Land zu kommen, da auf die Sitten und die Moral zu schimpfen und ihnen zu sagen, wie sie nach seiner Pfeife zu tanzen haben? Man kann eigentlich keinem einen Vorwurf machen, zumindest ihr nicht, denn sie leistet ihren Beitrag für das Land und im Endeffekt ist es schwer zu sagen, du Sau, nur weil sie weiß wie, und deshalb erfolgreicher ist als der Rest. Auf der anderen Seite ist es ja immer die gleiche Diskussion, wenns um Aus- oder Einwanderer geht. Im Prinzip erwartet man von ihnen, dass sie sich den Gepflogenheiten des jeweiligen Landes anpassen, sich zumindest nicht über sie echauffieren. Und das haben unsere lieben deutschen Beispiele jetzt auch nicht so fabelhaft gemacht. Irgendwann erzählte meine Mum der Inge, dass ich auch gut singen könnte und sie drückte mir daraufhin in einer Bandpause die Gitarre in die Hand. Ich spielte ¨What´s up¨ und wurde dabei ernsthaft von der kompletten Kneipe begleitet und sogar mit einer Handykamera gefilmt 😀 Hab gezittert dabei, aber es ganz gut hinbekommen und hatte langsam das Gefühl, dass ich Erfahrung mit Publikum bekam 😀 Danach sangen wir noch Hannes Wader ¨ Heute hier, morgen dort¨ und meine drei deutschen Begleiter gingen auf in ihrer Jugend bei dem Song. Sie kündigte es an als ein ¨Lied aus unserer Heimat¨. Das war dann doch alles recht idyllisch und ich schämte mich nur ein gaaanz kleines bisschen dafür, dass jeder der mit mir unterwegs war immer die gleichen Lieder singen musste, weil ich es einfach nicht auf die Reihe bekam, neue zu lernen…vor allem auswendig 😀  Die Mum und ich redeten noch lange im Bett über das für und wider des deutschen Marktes in anderen Ländern und entschieden, dass es eigentlich gut ist, das Geld das man als Tourist in solchen Entwicklungsländern lässt, auch bei dem Volk selbst angekommen zu wissen. Gesagt und am nächsten Abend durchgezogen. Die Mum hatte sich in den Kopf gesetzt woanders zu Abend zu essen, und der einzige Grund, warum ich das nicht so prickelnd fand, war dass es wie aus Eimern schüttete und ich einen Bärenhunger hatte. Aber sie saß quengelnd neben mir (und hatte ja aufgrund des Themas am Vortag auch Recht), also fingen wir an, im Matsch und im Platzregen nach einem anderen Restaurant zu suchen. Das erste das wir fanden war leer und an der Decke hing ein quietschender, sich langsam drehender Ventilator wie aus einem Horrorfilm 😀 Da wollte sie also auch nicht bleiben, also entschieden wir uns, das Bamboo House zu suchen. Wir fragten nach der ungefähren Richtung und liefen also in dunkelster Nacht, pitschnass, quer über die Insel (immer mal wieder in Matschlöchern stecken bleibend), um idealistisch zu bleiben. Ich verarschte sie nach Strich und Faden wo ich nur konnte für diese Aktion, aber eigentlich fand ich es ja lustig, dass sie da immer so Ideen hat, und sie lachte neben mir fast Tränen, wegen meinen Kommentaren für diese unfassbar intelligente Unternehmung 😀 Als wir schon eine halbe Stunde gelaufen waren fing sie dann aber an ungeduldig zu werden und wollte ernsthaft umkehren, was ich dann auch nicht mehr einsah. Ich sagte ne, jetzt bin ich schon nass, und den halben Weg gelaufen, jetzt ziehen wir das auch durch. Also führte ich sie ernsthaft (ich fand das Teil wirklich), bis zum Bamboo House, während sie neben mir motzte, dass es kalt sei, sie nass sei, der Weg zu lang sei, das doch bescheuert sei 😀 Mamas ja? Wir saßen glücklich und nass in unserer geliebten Bar und ließen es uns richtig schmecken. Die Kerle waren auch alle wieder da, schäkerten mit der Mum und luden sie noch auf eine Party ein. Ich hatte irgendwie keinen Bock noch weg zu gehen, weil ich mich den ganzen Tag per Chat mit dem Nino gestritten hatte (der wollte da zu Hause gerade seine sexy Mädels für irgendeine Werbekampagne mit dem Sascha aussuche, was mir gar nicht in den Kram passte), und deshalb ließen wir uns von den Jungs mit den Bikes nur noch Heim bringen, aber buchten die Inseltour mit den beiden für den nächsten Tag (wieder unser Geld am richtigen Ort lassen und so). Ich bereute es zwar dann schon wieder, nicht weggegangen zu sein, aber dann nochmal los, hatte die Mum auch keinen Bock mehr. Langweilige Töchter immer 😀 Alles in allem waren wir jedenfalls wieder einen Schritt weiter, was das Lernen anbetraf. Der Deutsche ist luxusorientiert, und wie man sieht, ist das auch etwas, das uns nach einiger Zeit abgeht, aber da muss man sich schon trotzdem immerwieder prüfen, was wirklich notwendig ist, wenn man schon in ein Land reist, indem es den meisten einfach immer viel schlechter gehen wird, als einem selbst. Zumindest finanziell…ich glaube in Sachen Lebenslust haben sie uns Einiges vorraus 😀 Sollifri

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Don´t Palm us off

Morgens um halb fünf! Stiegen wir völlig übermüdet aus dem Bett und schleppten unser schweres Gepäck den Weg zurück über die lange Hängebrücke zu dem schon wartenden public bus. Wir setzten uns ganz vorne hinter den Fahrer, weil wir dort auch die Beine ausstrecken konnten. Die Fahrt sollte laaange werden und die Breite der Sitze ließ zu wünschen übrig 😀 Aber man durfte im Bus rauchen, schon alleine weil die Türen meistens während der Fahrt offen standen und ich versuchte, wieder einmal mit Eisenfedern im Hintern und unter etlichen Verrenkungen zu schlafen. Viele Schulkinder fuhren mit diesem Bus über die hügelige Straße vier bis fünf Stunden nach Medan in ihre Schule, ohne eine Miene zu verziehen. Das Quietschen, krachen, und heulen des Busses machte es einem schwer, sich auf den inneren Schlafbedarf zu konzentrieren. Nach ca. Einer Stunde war der Bus so brechend voll und laut, dass man keinen Platz und auch kein Trommelfell mehr besaß und man wünschte sich einfach nur, dass die Fahrt endlich enden würde. Muslimische und christliche Schüler saßen nebeneinander und quatschten wie europäische Schulkinder, und mich faszinierte dieser liberale Umgang miteinander. Bei Kindern ist das alles noch einfacher, die nehmens einfach wies is. Gemault wird nur, weil es so beigebracht wurde…egal über was. Die weißen Schleier der Mädchen glänzten makellos über den Kopf gebunden wie ein kleiner Schrein durch den dreckigen Bus, der an kaputten, einzeln stehenden Häusern anhielt, um jedes einzelne Kind aufzusammeln. Ich konnte nicht einmal meine schwarzen T-shirts sauber halten auf dieser Reise, und diese jungen Damen sahen aus, wie aus einem Beautysalon in die dreckige Welt in der wir armen Sterblichen uns befinden hinabgestiegen 😀 Irgendwann fünf Stunden später weckte mich meine Mutter und wir hatten es ernsthaft überstanden, und ich schien trotz allem eingeschlafen zu sein…was Müdigkeit nicht alles kann. Wir sprangen in irgendeiner gruseligen medan´schen Straße raus und standen mit unseren Rucksäcken inmitten tausender brüllender Taxifahrer, die einen aber nicht verstehen konnten. Die Fahrt hatte wirklich nur 2 Euro pro Person gekostet…mit dem Taxi hätten wir 80 bezahlt. Also wie man sieht, man kann unfassbar billig reisen, wirft man mal alle Luxusorientierung über Bord. Einem der brüllenden Taxifahrer ergaben wir uns dann, und er brachte uns mit seinem klapprigen Auto (der Kofferraumdeckel fiel fast ab, als er unser Gepäck hinten verstauen wollte) zum Flughafen, von dem aus wir uns erhofften, mit einem Sammeltaxi zum Lake Toba gebracht zu werden. Die ganze Reise war unfassbar anstrengend. Wir aßen indonesisch am Flughafen und fanden ein Sammeltaxi, das allerdings noch auf weitere Passagiere wartete, um so billig reisen zu können. Wir zahlten für diese Fahrt  pro Person auch nur 10 Euro für 6 Stunden, saßen in einem klimatisierten Auto mit vier anderen Personen und dem Fahrer und hofften auch dieses Mal einfach nur, dass die Kamikazefahrt (ihr habt keine Vorstellung, wie diese Menschen Auto fahren…es sind teilweise Serpentinen mit zwei Lastern und unserem Taxi nebeneinander und keiner weiß mehr, wer jetzt eigentlich wen überholen wollte und ob hinter dem nächsten U-turn vielleicht noch so ein Irrer im selben Tempo in uns reinschießt) vorbeigehen würde 😀 Das Auto hielt jede Stunde wie ein öffentlicher Bus irgendwo an, alle Passagiere wechselten und die Fahrt ging wieder von vorne los. Man hatte keine Ruhe, ständig saß jemand anderes neben einem in dem engen Raum, dessen Fahrer sich nicht mit uns verständigen konnte. Es war ungemütlich und ruhelos, und als bei dem letzten Stopp noch zwei zugedröhnte Kerle halb ins Auto gefallen sind beim Einsteigen und der Indonesierin neben uns versuchten die Handtasche zu klauen (der Fahrer fuhr Gott sei Dank mit quietschenden Reifen weiter, als sie die Tür zuknallte und zu schimpfen begann…machte ihr jedoch die restliche Fahrt Vorwürfe für das verlorene Geschäft), wollte ich einfach nur noch raus. Das erschreckende war, dass wir 6 Stunden nur durch Palmölplantagen fuhren und ich mir irgendwann dachte, dass das doch einfach nur ein schlechter Scherz ist. Die ganze Insel (und die ist wirklich groß und noch nicht so touristisch) sah irgendwann aus, wie unser geliebter Dschungel. Und heute scheint kein Fleckchen mehr übrig zu sein, an dem nicht irgendein Industriestaat für einen Witz von einem Preis alles zugepflastert hat mit diesen in immer gleichen Abständen angepflanzten, großen, bedrohlich aussehenden Palmen. Im selben Augenblick, in dem ich mit schmerzerfüllten Augen zum Fenster hinausblickte und diese Gedanken mir durch den Kopf schossen, trauerte ich um meine kindliche Auffassung von Palmen. Ein erschreckend reales Erwachsen-werden, der Moment, in dem du Palmen siehst und an Kosmetikartikel und E10 Benzin denkst, statt an den Satz von Rise Against in Swing life away ¨and settle down where palmtrees grow¨. Das häufigste Orang Utan – Sterben in Sumatra liegt an Gewehrschüssen, weil sie vom Dschungel in die Plantagen hinüberhangeln (klar, vorher war da ja auch noch Dschungel) und dann einfach erschossen werden, damit sie die lebenswichtigen Palmen nicht beschädigen. Ist es nicht toll, dafür 50-cent yumyum suppe essen zu können? Manchmal frag ich mich wirklich, was der ganze Dreck soll. Damit das Leben für uns leichter ist, oder vielleicht manchmal billiger…aber nie damit es besser oder gesünder oder wertvoller ist, leiden, sterben und verrotten Menschen, Tiere und Land überall auf der Welt. Und trotzdem kommt es mir manchmal unheimlich schwer vor, immer auf seine eigenen Handgriffe zu achten. Man sieht es mit eigenen Augen, in einem Moment streichelst du einen Orang Utan und im nächsten siehst du, wie er für die yum yum Suppe erschossen wird…und trotzdem ist es nicht leicht, sich gegen die scheiß Suppe zu wehren, wenn du pleite in deinem gereinigten, weit von der Tragödie entfernten Zu Hause sitzt und dir stattdessen ne Dose Bohnen kaufen sollst. Zum Idealismus gehört Verbissenheit und Stärke dazu…und die Aufgabe sich immerwieder mit diesen Tragödien freiwillig zu beschäftigen. Und diese ganzen Dinge beißen sich wieder völlig mit der Luxus-land-Lebensweißheit, dass man all seine Leichtigkeit und Lockerheit dem Leben gegenüber gegen Zielorientierung und Verbissenheit eingetauscht hat. Hach…wenn ich doch nur wüsste, was ich machen soll, aus diesen ganzen Erkenntnissen…gemischt mit meinem schwachen Fleisch. Diskutiere ich mit meinem geliebten Ehemann über diese Themen, sieht die Sache für ihn meistens ganz einfach aus. Werde erfolgreich und verdien Kohle und dann kannst du dir den Luxus des Idealismus leisten. Aber so einfach ist die Sache für mich nicht. Natürlich ist das ein Argument, wofür viel Geld verdienen vielleicht seinen Zweck erfüllen würde. Wie gerne würde ich mir nur Bio-Gemüse kaufen, meine Klamotten selber nähen lassen, immer auf die Herkunft meines Baumatierials achten. Aber das Meer der Zerstörung durch westlichen Kauf ist endlos und am Anfang des Lebens ist es nicht erschwinglich sich KEINE IKEA-Möbel zu kaufen und bei Lidl nach Futter zu suchen. Obs der Verzicht auf Tüten, YumYumSuppen und Billigkaffee rausreißt kann ich nicht versprechen…und ich habs versucht. Ich hab schon oft Phasen im Leben eingelegt, in denen ich mich auf einen RICHTIGEN Lebenswandel konzentrieren wollte…das nur verzichten hat mich noch idealistischer gemacht und die Leichtigkeit des Seins ging flöten…egal ob es um Zigaretten, WG-Mitglieder oder Mülltrennung ging. Also ich glaube, ne Ideallösung hab ich noch nicht. Aber eines weiß ich, ich werde es nicht vergessen, was ich hier gesehen habe und mich daran erinnern, wenn es bei mir wieder Luxustechnisch drunter und drüber geht 😀 Und gleichzeitig darauf achten, dass mir meine Leichtigkeit immer das Wichtigste bleibt…denn wer der Verbissenheit mit Liebe und einem unbekannten Strahlen der Freiheit in den Augen begegnet, der tut der Welt damit auch einen großen Gefallen…vielleicht sogar den Größten. Sollifri

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