Als ich nach einem Mal umsteigen in Jakarta endlich in Bali ankam, setzte ich mich in schon dämmerndem Tageslicht auf eine Steinbank und rauchte erst ein Mal mindestens 5 Zigaretten, bis ich das Gefühl hatte, dass meine Seele auch angekommen war. Die Welt wirkte so surreal um mich herum, tropische Luft, aufdringliche Taxifahrer vor denen man sein Gepäck verteidigen musste – ein vollkommen fremder Ort, an dem ich natürlich nicht geplant hatte, wohin ich eigentlich wollte, wenn ich aus dem Flugzeug aussteigen sollte. Und ich grinste. Ein Grinsen dass widerspiegelte, wie schön es für mich war, in echte Abenteuer verstrickt zu sein. Auch wenn die erneute physische Trennung von meinem mir mittlerweile sehr bewusst gewordenen Ehemann, eine Melancholie hinterließ, die ich zuvor so nicht kannte, wusste ich, dass alles nur Stationen auf einem langen Weg waren, der nicht immer so viele Überraschungen für uns bereit hält wie so eine Reise – und es diese in voller Wertschätzung zu füllen gilt. Ich packte meinen mitterweile nicht mehr ganz so schweren Rucksack auf den Rücken und suchte mir einen Taxifahrer, der bereit war, mich zwei Stunden bis an die Küste zu fahren. Die vorbeifliegenden Lichter, um 10 Uhr Nachts noch auf der Straße spielenden Kinder, der warme Fahrtwind und das Gefühl der Selbstbestimmung legten sich sanft um mich herum in dem alten Auto und gaben mir das Gefühl, mir treu zu sein. Als wir an einem Ort ankamen, der zu einer anderen Saison sehr touristisch gewesen wäre, war es schon tiefe Nacht und kein Licht brannte mehr in den Häusern. Und obwohl ich vielleicht panisch hätte werden sollen, wo ich die Nacht verbringen könnte, war ich es nicht. Der Taxifahrer wollte mich jedoch nicht schutzlos auf einer dunklen Straße absetzen und fuhr so lange zwischen den verwinkelten Häuschen umher, bis er einen Mopedfahrer fand und direkt in die große Unterkunftssuche mit einspannte. So landete ich eine halbe Stunde später in einem kleinen Zimmer im ersten Stock mit Ventilator, in dem ich sogar ein Wlan Netz fand und zu Hause Bescheid geben konnte, dass alles gut gelaufen war. Wir schrieben uns wie jeden Tag in den Schlaf und versanken in dem süßen Leiden der Einsamkeit, die man nur spürt wenn man liebt und nicht zusammen sein kann.
Die nächsten zwei Nächte verbrachte ich in einem sehr noblen Bungalow mit teuren Bambusmöbeln und einem schönen Pool vor der Tür. Es tat mir gut, mich auszuspannen und viel zu lesen auf den großen überdachten Liegen im Innenhof der Anlage. Bunte Blumen und Palmen waren überall angepflanzt und auch ein Schlangenterrarium war zur Dekoration hinzu gezogen worden. Eine Anlage die aussah, wie eine Bali-Postkarte 🙂 Aber wie das immer so ist, nach spätestens zwei Tagen Relax-Urlaub bekommt man ein schlechtes Gewissen und möchte die sowieso schwach einkalkulierte Zeit nutzen, um Erlebnisse in sein Lebensgepäck zu stopfen. Sobald ich diesen Gedanken zugelassen hatte, bahnte sich schon eine Reisetruppe von fünf Männern in den Mitdreißigern ihren Weg in meine bis dahin so meditative Anlage und machten Wasserbomben in den Pool, spendierten mir Bier und quetschten mich aus, was ich hier eigentlich so alleine täte. Sie baten darum, in meinem Blog erwähnt zu werden, aber nachdem ich ihre Namen bis heute schon vergessen habe, muss die Vorstellung von Ihnen ausreichen 🙂 Wir hatten schnell Lust, gemeinsam eine Bar aufzusuchen und saßen dort inmitten gemixter Kulturen mit Cocktails und Sparwitzen auf Barhockern und kicherten stundelang vor uns hin. Die kleine Lokalität war liebevoll eingerichtet und viele Lagerfeuersongs wurden von ein paar Balinesen zum Besten gegeben. Als sie in die Runde fragten, ob jemand etwas singen möchte, war ich beschwipst genug um mich zu melden. Also sang ich „Stand by me“ und „Ain´t no mountain high enough“, gemeinsam mit einem der Barbesitzer und brachte es dieses Mal sogar zu standig ovations! Ein bisschen zu viel Erfolg für mein scheues Herz, danach bekam ich nämlich keinen Ton mehr heraus. Wir saßen auf dem Heimweg noch lange mit Bier auf einer Strandliege und beobachteten den Mond über dem Meer. Manchmal versuchte ich mich immernoch kurz zu wecken und daran zu erinnern, dass so nicht das „echte Leben“ aussieht, nur um mich einen Moment später daran zu erinner, dass jeder Teil des Lebens „echt“ ist und es in meiner Hand liegt, wie ich den größten davon verbringen werde.









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