Beiträge mit dem Schlagwort: Plektrum

Birthday-Party in der Khao San Road

Als wir von unserem unglaublichen Tiger-Trip im Hotel ankamen, war es schon dunkel und die Luft knisterte so ein bisschen auf den beschallten Straßen des wilden Nachtlebens der thailändischen Hauptstadt. Ich weiß nicht, ob es vielen so geht, die ihren Geburtstag lieben, aber bei mir stellt sich an solchen Abenden ein unglaubliches Disneyworld-Gefühl ein. Ich bin dann glücklich, aufgeregt, seh überall Magie und will mich in das Meer des Lebens stürzen. Und genau so war es auch an dem Abend. Die Mum war mit mir zusammen so gut drauf, dass ich sie hätte fressen können vor lauter Liebe. Wir drehten die Musik auf dem Tablet auf, und fingen an die Minibar auszutrinken, während wir uns schminkten und lachten und über allen möglichen Quatsch redeten wie die besten Freundinnen. Ich zeigte ihr wieder lauter Songs, die mich gerade an tolle Momente in meinem Leben erinnerten und nahm freudestrahlend die Geburtstagsgrüße von meinen zwei Lieblingsmenschen entgegen, die mir zu deutscher Zeit (in Bangkok wars noch abends) schon um Mitternacht mit lauter Herzen in der Nachricht gratuliert hatten (der Sascha und der Nino). Dann gingen wir aufgehübscht auf die Straße, nahmen uns noch zwei Weg-Wein mit und landeten, nachdem wir diese fast auf Ex noch weg gezogen hatten, in der ¨Roof-Bar¨. Dieser Laden ist ein besonderer Schuppen, zwischen den ganzen Technohallen, mit ein-Euro-Cocktails, weil er im zweiten Stock mit offener Fassade ein bisschen wie ein Irish Pub wirkt und jeden Abend ein anderer talentierter Sänger mit Akkustik-Gitarre dasitzt und einem das Herz zum Schmelzen bringt mit seinen ganzen Lagerfeuersongs. Die Bar hatte ich vier Jahre zuvor mit dem Mauri entdeckt und ich fand es eine gute Gelegenheit, Erinnerungen zu erneuern 😉 Die Mum meinte ¨bestell dir was du willst, Geburtstagskind, ich zahle¨ – und das brauchte sie mir nicht zwei Mal sagen 😀 Eine halbe Stunde später stand ich mit einem Eimer Rum-Cola auf der kleinen Tanzfläche zwischen den ganzen Touris und hatte den Spaß, den ich mir gewünscht hatte 😀 Ich tanzte und sang wie verrückt, als der Sänger einen Musikwunsch nach dem anderen von uns spielte, und hatte eine ganze Horde um mich herum, die mit aus dem Eimer tranken und mich um zwölf alle zum Geburtstag umarmten, als seien sie immer da gewesen 😀 Irgendeiner der Kerle, mit denen ich an dem Abend ein bisschen geredet hatte sagte dem Sänger meinen Namen, und dass ich Geburtstag hätte, welcher daraufhin ein unglaublich schönes Geburtstagsständchen spielte, bei dem die ganze Bar mitsang. Als er fertig war rief er mich her (ich mit hochrotem Kopf) und schenkte mir sein Plektrum…er meinte, das hätte er jetzt 8 Jahre lang bei sich getragen und ich solle es wirklich benutzen. Das nahm ich mir zu Herzen…weil es eine so kleine große Geste gewesen ist. Nach der gefühlten 30. Zugabe von dem Kerl, landete ich wieder auf dem Stuhl neben meiner Mum, die die ganze Zeit klatschend und grinsend dagesessen hatte und strahlte sie an. Das war eindeutig ein unvergesslicher Geburtstag geworden, und das alleine mit meiner Mum in einem fernen fernen Land 😀 Sie umarmte mich ganz herzlich und sagte, es ist so schön, wenn du glücklich bist. Als wir nach Hause schlenderten, waren wir beide ganz schön angeheitert und wir fielen lachend ins Bett…und ich dachte ernsthaft nichts mehr 🙂 Ich hatte also ein Stadium erreicht, in dem nicht mal MEIN Hirn mehr an tiefgründige Dinge denken konnte. Als ich aufwachte war ich immernoch glücklich 🙂 Wir checkten aus, und suchten im Zick-Zack-Marsch ein neues Hotel, in dem die Mum die nächsten Tage bis sie Heim fliegen würde noch bleiben konnte. Wenn meine Mutter etwas sucht, vorzugsweise wenn ich mit Gepäck und Kater hinter ihr herlaufen musste, dann lief sie erstens nie eine gerade Strecke…sondern wechselte immer alle zwei Läden die Straßenseite, und zweitens lief sie am liebsten die Straße sicherheitshalber drei Mal von vorne bis hinten ab, um auch wirklich alle Möglichkeiten gegeneinander abgewogen zu haben 😀 Ich stapfte also grummelig hinter ihr her und war wirklich heilfroh, nach ein paar sarkastischen Sprüchen, als wir ein Hotelzimmer gefunden hatten, das wirklich wunderschön war. Es war klein, aber hatte einen DVD-Player und so geile Farben, da hätte ich auch noch ne Woche bleiben können 😀 Ich dachte mir, beim nächsten Thailandurlaub mit dem Nino, nehmen wir das Zimmer…da kann sich der Kerl von dem Kulturschock aklimatisieren 😀 Nach einer ausgedehnten Shoppingtour (ich brauchte ja noch Geschenke) landeten wir noch für eine Stunde mit Kokosnüssen am Hotelpool auf dem Dach und redeten darüber, wie die Reise verlaufen war. Wir waren uns bewusst darüber, dass es etwas ganz Besonderes ist, noch einmal so eine Zeit zu zweit erlebt zu haben. Und ich entschuldigte mich noch dafür, dass ich die ganzen Wochen immer so ein bisschen bedrückt gewesen bin…mich nicht immer so cool verhalten hatte. Weil ich ich weiß, dass sie nur wegen mir ihren Flug umgebucht hatte um noch länger bleiben zu können und ich dann Hals über Kopf nach Hause fliegen wollte, und sie noch eine Woche alleine ließ. Und dass es schon seit über einem Jahr nicht leicht mit mir war, ich verwirrt, verletzt, nachdenklich und teilweise depressiv bin und man das auch im Umgang merkt. Aber sie sagte, es sei alles gut so wies ist und es ist für sie wunderschön gewesen, mit mir so einen tollen Urlaub zu machen. Ich dachte an all die Momente, in denen wir uns angepflaumt hatten…in denen sie aufgeregt nach Action für uns gesucht hat, weil sie wollte, dass die Reise toll für mich wird, wenn sie da ist. Und ich fühlte dieses Drücken in der Magengegend, wenn einem etwas einfach so ans Herz geht und man am liebsten so viele Dinge im Nachhinein besser gemacht hätte…aber dafür sind Mamas undankbarerweise eben Mamas. Sie ertragen einen, und geben zu viel, und sie kennen einen besser als man sich selbst…erinnern einen an die eigenen schönen Seiten, wenn man sie selbst nicht mehr sehen kann. Und wenn sie das nicht getan hat, dann weiß ich nicht was sie sonst getan hätte. Sie hat mich wie ein hingefallenes Kind aufgehoben und festgehalten und mir gesagt, dass alles gut wird. Und ich hab es ihr geglaubt irgendwann 🙂 Ich habe da eine Mum gefunden, die frei ist, die ihre Träume verwirklicht, die sie selbst ist und die in einer Hauruckaktion von München nach Thailand fliegt, um für ihr kleines Mädchen da zu sein. Wenn das mal nichts ist, worauf ich stolz sein kann 🙂

Als die Zeit gekommen war, quetschten wir uns mit meinem mittlerweile monströsen Gepäck in ein Tuk Tuk, rauchten, tranken Wein und ließen uns den Fahrtwind ins Gesicht blasen, während das kleine Gefährt uns durch jeden Stau hindurch zum Airport-Train brachte. Die letzten Rauchschwaden der violetten Stadt bliesen mir ins Gesicht und ich war mir in dem Moment ziemlich sicher, dass ich hier nicht zum letzten Mal gewesen bin. Als wir uns am Flughafen verabschiedeten war das irgendwie ein bisschen traurig. Die Mum stand dann da hinter der Absperrung, nachdem wir uns total umarmt hatten und nochmal beschworen, wie schön alles war…und so schnell wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. Wir winkten uns noch ewig, bis ich durch die Passkontrolle durch war, und natüüüürlich konnte ich nicht umhin, eine Träne zu drücken. Es gibt so vieles, was special ist im Leben, und nichts kann man festhalten. Als ich im Flugzeug saß, war ich das erste Mal auf das gerichtet, was jetzt vor mir lag. Ich würde den Geburtstag vom Sascha miterleben, würde meinen Nino wieder spüren und hätte die Aufgabe, das für drei Wochen zu genießen, und dann den Abschied von vorne beginnen zu lassen. Als ich das so dachte musste ich lachen…egal was ich mache, es wirkt immer alles ein bisschen verzweifelt 😀 Ich freu mich auf den Moment, dachte ich mir, in dem ich durch diese Reise diese Dramatik vielleicht endlich loswerde…der Rest meines Lebens mit mehr Nachvollziehbarkeit abläuft…und ich bin mir sicher, dass ich es so schaffen werde 🙂 Danke Mami, für diese geile Zeit…das bleibt uns ein Leben lang, und darüber hinaus. das weiß ich. Sollifri

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