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Society

Das Wort klingt im Englischen sehr viel freundlicher, mal abgesehen davon, dass rauszuhören ist, wie angewiesen man auch sein kann – auf Gesellschaft. „Happiness is only real when shared.“ Hat Christopher McCandless aus der Realverfilmung „Into the Wild“ also trotz der seltenen Fähigkeit, alleine in der Wildnis glücklich zu sein, am Ende das Gefühl gehabt, dass sein Glück irgendwie nicht zählt, weil es keiner mitbekommt? Ist schon komisch, wie das Lernen von Statten geht. Zuerst kämpft man darum, nichts und niemanden zu brauchen, sich zu spüren, treu zu sein und unabhängige Entscheidungen treffen zu können. Der darauffolgende Kampf geht dann jedoch in die entgegen gesetzte Richtung, es hat einen einenden Charakter, sich seiner selbst und deshalb seines Gegenübers bewusst zu sein. Das Ziel, so wie es scheint, ist immer Liebe. Sich der Unterschiede bewusst zu sein, um die Gemeinsamkeiten hoch schätzen zu können – im kleinen Maß, wie der freundschaflichen Begegnung, und im großen Maß, wie der Kontext Dorfleben, Benimmregeln, ein anerkanntes Leben etc. Ich glaube mir ist auf meiner Reise das Selbe passiert. Ich bin losgezogen, um feministische Unabhängigkeit zu erlangen, das Rätsel meiner eigenen Seele zu lösen und mich kennen und annehmen zu lernen. Und zurück kam ich mit all diesen Errungenschaften, plus dem Geschenk der Zwei- und sogar Viel-samkeit. Ich musste eine Vogelperspektive erreichen, um die komischen mir widersprechenden Regeln nachzuvollziehen. Die Menschen nachzuvollziehen, ihre Beweggründe und positiven Eigenschaften. Ihre Sehnsüchte, Ängste und bittersüßen Herzkerne und diese Betrachtung führte dazu, dass ich wieder Teil von Ihnen sein wollte. Nicht komplett, nicht ohne Individualismus, aber in dem vereinenden Charakter dass wir alle danach streben, was ich hier beschreibe – Society.

Queenstown verzauberte mich jeden Tag aufs Neue. Der weltbeste Burger (Fergburger), für den ich ungelogen gerne 45 Minuten anstand und dann 16 Dollar hinblätterte, nur für den Burger, und dies nicht eine Sekunde bereute, weil er einfach unglaublich schmeckte. Die kleinen Bars, und Straßenmärkte, die Hügel und Gewässer in den krassesten Farben überall um das Städtchen herum und die strahlenden Gesichter, der Menschen, die sich jeden Tag glücklich schätzten diese Zeit hier vom Leben geschenkt zu bekommen. „Ist ja klar, dass dein Ort am exakt anderen Ende der Welt liegen muss!“, witzelte der Nino eines Morgens beim Skypen. Ja, aber vielleicht war dies exakt das oben beschriebene Phänomen. Natürlich möchte ich die Menschen verstehen lernen, mich Ihnen wieder nahe fühlen (oder das erste Mal), und gleichzeitig vertreten, was ich anders machen würde. Abstand, Neuordnung, Alternativen sind dafür von Nöten. Und vielleicht hätte ich das nicht geschafft, wäre ich nicht am exakt anderen Ende der Welt darauf gekommen. Mit einer so geringen Bevölkerungsdichte, dass man tatsächlich entscheiden konnte, ob man allein sein möchte oder nicht. Wie selten ist das? An einem Ort, an dem die Natur einen so umhaut und so mächtig und lebendig wirkt, dass der Mensch sich daneben anstrengen muss um auch zu glänzen – wie es eben sein sollte. Kein Schall und Rauch – nur was wirklich ist oder eben nicht ist.

Die nächste Woche trieb es mich aus Neugier die Ostküste entlang wieder in die andere Richtung. Chrisy musste auch in diese Richtung und wir verabschiedeten uns mit einer langen Umarmung und ausgetauschten Nummern voneinander, als ich sie absetzte. Ich las und schrieb und roch und kochte, lief zwischen Robben an Steinküsten entlang, fotografierte ganz nahe ihre Gesichter und nahm zwei Tramperinnen mit zu einem völlig abgelegenen Campingplatz an eben so einem Steinküstenort. Die beiden wollten zu einer Plantage, da sie sich ihr Neuseeland-Jahr mit Work and Travel finanzieren mussten, und versuchten so sparsam wie möglich zu leben. Ich spürte ein bisschen Verantwortung für die gerade erst volljährigen, so erwachsen anmutenden Mädels und bot Ihnen an, wieder zurück zum Bus kommen zu können, wenn sie nicht weiter kamen. Die beiden hießen Marlene und Lydia und sollten doch meine engste Hippie-Erfahrung werden, die ich machen konnte in diesem bisherigen Leben. Später erzählte mir die Lydi, dass sie an der Straße standen, um weiter zu trampen, und sie die Marlene überredete, wieder zu mir zurück zu laufen. Einfach weil sie das Gefühl hatte, so einen Menschen trifft man kein zweites Mal. Das war eines der schönsten Komplimente, das ich je aufgrund einer ersten Begegnung bekommen hatte. Ich saß gerade in der Twilight-Zone lesend vor meinem Bus, hörte Eddie Vedder (der Into the Wild Soundtrack, der mich bis heute noch philosphisch auf meinem Weg begleitet), umrandet von tausenden angespühlten Paua-Muscheln wie in einem Elben-Paradies, da kamen die beiden mit den riesen Rucksäcken wieder grinsend um die Ecke. Es war von Anfang an eine kreative Begegnung. Wir kamen gemeinsam auf Ideen und Gedanken, die wären ohneeinander nicht entstanden. Versuchten zu schnitzen und Ketten zu basteln, diskutierten über Musik und sangen, sangen und sangen. Ich hatte meine Guitarlele wieder ausgepackt und Marlene konnte mit ihrer geschulten Stimme und der kleinen Gitarre die schönsten Songs zur Perfektion bringen. Das Bett in meinem Bus war so breit, dass wir easy zu dritt nebeneinander Platz hatten und mein weiser Kotahitanga hatte wieder einmal Leben für eine gewisse Zeit zusammen gefügt. Sollifri

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