Es mögen sich vielleicht alle Dschungelgeschichten ähneln, die man nach so einer Tour zu erzählen hat, aber während man sie erlebt, fühlt sich jede einzelne an, als hätte man Phantasie zu Realität gemacht…immer wieder neu und aufregend, auch wenn es sich nüchtern betrachtet bspw. nur um den 10. Wasserfall handelt, den man eben im Dschungel entdeckt, in ihm badet, seine sprudelnde Lebendigkeit direkt in das eigene Herz blubbern lässt.
Nachdem ich beim letzen Eintrag einen kurzen Abstecher in die schockierende und überraschende Welt des Reisens eingeschoben habe (auch weil sich viele Themen die mir dazu im Kopf herumschwirrten nunmal im Dschungel ergeben haben), möchte ich den objetiven Leserblick nun wieder zu unserem letzten Lager of thousand Waterfulls (so hat Tschibur Waterfall immer ausgesprochen…das war irgendwie niedlich :D) schweifen lassen.
Als wir morgens von Sonnenstrahlen gekitzelt erwachten, waren wir wie erwähnt nicht weg geschwemmt, aber die selbst gebastelten Angelrouten, mit denen mir die Jungs das Wildfischen beibringen wollten (das wär der Hammer gewesen) leider schon. Allerdings hatten wir die Ruhe mittlerweile so weg, dass wir auch einen ganzen Tag in der Sonne am Fluss sitzen konnten, unsere Sinne uns in einen Meditationszustand versetzten, und wir badeten (dabei wurde ich fast von einer Riesen-Dschungel-Spinne gefressen :D), Schnitzten, aus Deepak Chopra vorlasen, tee tranken, rauchten wie die Könige und das alles auf einem großen, einigermaßen unbequemen Stein sitzend, der sich direkt vor unserem Lager stehend dafür anbot.
Dieser Tag war etwas Besonderes für mich, einfach weil ich gedanklich ganz frei war (endlich) von Deutschland, Beziehungsproblemen, Leistungsdruck, Erlebnisdrang und vor allem von Selbstzweifeln. Diese Selbstzweifel. Der Moment, nach gefühlten 100 Jahren des ¨Hirnficks¨ zu merken, dass der Kopf einzig und alleine ein Lied singt (wir sangen ¨the River is flowing¨ in den Fluss hinein), wenn er gerade singt…dass er schnitzt, wenn er schnitzt…dass er wie von selbst, angereichert mit sauberer Luft und sauberen Gedanken und Gefühlen, unmerklich in einem Zustand gelandet ist, der sich wirklich als ¨gereinigt¨ bezeichnen lassen würde. Mein Herz, mein Verstand und mein Lächeln wurden pur, clean und wieder vertrauenswürdig…vor allem im Spiegelbild. Ich fing an, mich leiden zu können 🙂
Der Abend war romantisch und aufregend, da Tschibur uns auf einem Felsvorprung über dem Lager ein großes Lagerfeuer zum brennen brachte und wir nach ein paar Stürzen und Ausrutschern (die Steine waren nach kurzen Schauern immer spiegelglatt und man flog, wenn man flog, immer so blitzschnell und ohne Vorwarnung der Länge nach auf die Fresse, dass man ohne blauen Fleck gar nicht davon kommen KONNTE :D), selig dort auf einer Isomatte Platz nahmen (bewegen war danach allerdings auch nicht mehr so gut, weil man genau so saß…und zurück laufen musste, dass man beim Ausrutschen einfach direkt ins festliche Feuer gefallen wäre :D). Wir lachten viel an diesem Abend, redeten mit den Jungs Blödsinn und aßen wie die Könige, nachdem August neben dem Feuer auf einer Decke aufgetischt hatte. Es gab wie immer winzige scharfe knusprige Fischlein (mehr für die Kerle, weil wir davon nicht aaaall zu viel runterbekamen…scharf heißt in asiatischen Ländern schon meistens auch scharf :D), so etwas wie dicke knusprige Kartoffelrösti (ich hätte sterben können für das Zeug mitten im Dschungel 😀 Und nachdem August das wusste, machte er doppelt so viele an dem Tag und keiner wollte eines anrühren, weil sie es so genossen mir dabei zuzuschauen, wie ich sie grinsend und mampfend in mein mit jedem Bissen noch besser werdendes Leben katapultierte :D). Außerdem gab es immer viel Reis und verschiedene Currys. Meist eines mit milchiger milder Soße und Kartoffeln, Karotten, verschiedenem Gemüse eben und noch eine kleine Eisenschüssel mit gepflückten Blättern aus dem Dschungel, die wie perfekt zubereiteter Spinat schmeckten. Und was am ersten Abend noch als gebratene Hühnchenflügel serviert wurde, war die darauffolgenden Tage durch angebratenes Tofu und Hash Browns (den Begriff kenn ich jetzt aus Neuseeland für Rösti…he he) ersetzt worden. Aber ohne Übertreibung, es war das beste Essen, das ich mir hätte in dem Augenblick vorstellen können. Das schmeckte SO gut, dass wir gar nicht aufhören konnten den August zu loben, der deshalb immer nur verlegen grinste und sich jeden Tag noch mehr Mühe gab 😀 Der Tag endete somit wie jeder damit, dass wir teils mit den Händen, teils mit dem Löffel (in Sumatra wird mit den Fingern, nicht mit Stäbchen geschlemmt…was vor allem deshalb befremdlich ist, weil es bestimmte Techniken dabei gibt 😀 also man hat Reis und Curry zwar auf zwei verschiedenen Seiten seines Tellers, aber tunkt eine kleine Hand voll Reis mit den Fingern in das Curry, versucht noch Gemüse mit zu nehmen und lässt es dann wieder abtropfen bevor man es in den Mund steckt…ohne dass Mund und Finger sich berühren und auch ohne, dass etwas daneben geht…jemals…das hab ich mit meinem Löffel nie geschafft :D) fabelhaftes Essen unter einem fabelhaften, zwischen den hohen Wipfeln über dem Tal auftauchenden Vollmond, neben unserem riesigen Feuer in einer tropischen, warmen Nacht in uns hinein stopften, bis wir drohten zu platzen (konnte mich danach eine Stunde lang nicht mehr bewegen :D). Als Nachtisch hatten wir selbst gemachten, richtig scharfen Ingwertee, indonesische Butterkekse und die süßen Zigaretten, in die meine Mum sich in Sumatra so verliebt hatte 🙂 Sie knisterten, schlugen kleine Funken und schmeckten bei jedem Zug ein bisschen wie Türkischer Süßkram 😀 Eine fantastische Welt, in der wir da gelandet sind…in der Zigaretten ein kleines Feuerwerk schießen, jedes Mal, wenn man an ihnen zieht, Essen, dass über einem kleinen Feuer mitten im Dschungel ohne viele Zutaten gekocht wurde besser schmeckt, als jedes andere eines deutschen 5 Sterne Kochs, und einem leer gefegten, sich sauber fühlenden Mädchen, das langsam aber sicher doch zu einer jungen Frau wird…mit 26 😀 Die Tasse leeren, bevor man sie füllen kann…oder wie war das? 😉 Sollifri
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