In der Früh am letzten Tag aufzuwachen war ein echtes Erlebnis. Tschibur zupfte morgens um halb 6 an meinem Zeh, bis ich die Augen aufmachte und winkte mich ganz aufgeregt aus dem Lager. Ich kroch mit verquollenen Augen unter der Plane hervor und was ich dann sah, war dann doch echt ein bisschen krass 😀 Jacky – ein ausgewildertes Orang Utan Weibchen schwang sich direkt über unserem Lager durch die Dschungelbäume – mit einem 6 Monate alten, wild gebohrenen Baby. Ich weckte aufgeregt die Mum und zusammen standen wir strahlend in aller Herrgottsfrüh in der Sonne unter den Bäumen und schauten Jacky dabei zu, wie sie anfing Kontakt zu uns aufzunehmen. Man kann sich vorstellen, wie meine Mutter durchdrehte nach 5 Orang Utan-freien Tagen 😀 Aber Jacky war es noch nicht genug, sich uns so nah und auf den drei vereinzelten Bäumen zu präsentieren – sie wollte unseren letzten Tag zu einem unvergesslichen Moment werden lassen. Tschibur nahm Nüsse und Bananen in die Hand und der riesige Affe war innerhalb von Sekunden auf dem Boden. Und er kam her. Nicht dass ich es nicht unglaublich geil fand, was wir da gerade erlebten, aber man muss bedenken, dass Jacky schon über 20 Jahre in freier Wildbahn lebt und deshalb hab ich trotz Allem erst einmal Abstand gesucht :)Sie war faszinierend. Erst grabschte sie sich die Bananen und verschwand damit wieder im Geäst um sie zu verschlingen. Bananenschalen flogen nur so durch die Gegend 😀 Danach war sie wieder da (ihr Baby immer in gewissem Sicherheitsabstand weiter oben im Baum), und wollte mehr. Nachdem alle Nüsse aufgemampft waren, legte sie eine verschmitzte Mimik auf (laut der Wissenschaft sind Orang Utans auf dem Stand eines 4-jährigen Menschenkindes, können verschiedene Gesichtsausdrücke, Kommunikationsmittel und Gedankenstrukturen fassen) und versuchte immer wieder mit Anlauf und sich ausgedachten Tricks an Tschibur vorbei in unser Lager zu kommen. Und schaffte es natürlich auch 😀 Schwupps, waren unsere Frühstücksbananen auf dem Baum. Ich war ja froh, dass sie unsere Sachen in Ruhe gelassen hatte 😀 Ein bisschen gruselig, so ein riesiger Affe im eigenen Zelt, in dem das komplette Hab und Gut rumliegt. Und als die letzten Bananen und alles andere für Affen essbare aufgefuttert waren stand sie wieder da. Und grabschte 😀 Sie grabschte immer. Tschibur erklärte uns, dass in der Feeding-station, in der sie bis zu ihrem 6. Lebenjahr Futter bekam, immer erst die Hand des Affen genommen und er dann so zum Futterplatz geführt wird. Das hatte sie sich wohl über die letzten 20 Jahre gemerkt 😀 Denn sie versuchte krampfhaft eine unserer Hände zu erwischen. Dieser Affe war nur einen Kopf kleiner als ich, wenn sie auf dem Boden hockte, und ich konnte mir vorstellen, dass sie wohl 40 Mal so viel Kraft hatte. Also versteckte ich mich so gut es ging hinter Tschibur, damit sie mich nicht erwischte und überließ meiner Mum das Händchen halten. Jacky packte also meine Mutter am Arm, und war im Begriff so die nächsten zwei Monate zu verbringen 😀 Zuerst war meine Mutter hin und weg, grinste, knipste was das Zeug hielt und war völlig außer sich vor Freude, von einem Orang Utan angefasst zu werden 🙂 Aber irgendwann bekam sie dann doch Platzangst und bar Tschibur sie zu befreien, der einige Kämpfe mit dem Affen ausfechten musste, bis sie letztendlich den Griff lockerte (indem er ihre Finger öffnete). Sie war sehr frecht, schaute wie ein kleiner Tom Sawyer und verzauberte uns mit ihrer Zutraulichkeit. Tschibur gab ihr gezuckerten Kaffee zum trinken in den weit aufgerissenen Mund (sie schien es zu lieben), und obwohl wir versuchten mit ihm über menschliche Bakterien und Zucker für einen Affenorganismus zu diskutieren, meinte er, aber sie mag es doch, lebt noch und das machen hier alle so. Na gut, wer weiß was die dort durchs Leben lernen, das wir nur aus Büchern wissen. Manchmal, wenn sie zu frech wurde, oder wieder das Zelt ausräumen wollte, hob Tschibur die Hand so über ihren Kopf, als würde er ihr eine runterhauen wollen, und sie zog sich dadurch zurück und bückte sich mit zusammengekniffenen Augen so, als ob sie ein kleiner Hund wäre, der Schläge schon gewohnt ist. Wir fragten, ob sie schon geschlagen wurde in ihrem Leben und er meinte, nein, Affen wissen, was diese Gestik bedeutet und ziehen sich deshalb schon vorher zurück. Bessere Lösung, als es wirklich zu tun hab ich mir gedacht, immerhin ist dieser Affe eigentlich stärker als wir alle drei zusammen. Wenn sie das wüsste, hätten wir ausgeschissen 😀 Der letzte Akt mit Jacky war, dass ich auch endlich zu ihr hin bin, ihr oranges strohiges Fell kraulte und sie sich genießend der Länge nach ausstreckte, um sich von mir und der Mum verwöhnen zu lassen. Mein Gott war das süß…so ein menschliches Tier. Als Jacky wieder in den Bäumen verschwand, weinte die Mum ihr noch mindestens eine Woche hinterher…säuselte immer ihren Namen und wollte wieder zurück zu ihr 😀 Aber ich konnte sie schon verstehen, die Begegnung war so beeindruckend wie die, mit einem wirklich besonderen Menschen. Vielleicht sogar noch besser, denn immerhin ist unser weiblicher King Lui seltener und um einiges echter, als es ein Mensch je zu Stande bringen würde….Sollifri
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